Euro: Flexibler Arbeitsmarkt und Migration oder Austritt

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Die Grundlage für einen funktionsfähigen gemeinsamen Währungsraum ist ein flexibler Arbeitsmarkt und die Möglichkeit freier Migration. Die Löhne müssen schwanken können und die Menschen müssen dorthin gehen können, wo Arbeitskräfte gesucht werden. Dafür ist es notwendig, dass man auf Mindestlöhne, Flächentarife und Transferzahlungen weitgehend verzichtet und Barrieren für die Abwanderung abbaut. Das bedeutet zum Beispiel, dass erworbene Versicherungsanwartschaften aus den öffentlichen Sozialversicherungen ohne große bürokratische Hürden beim Wegzug in ein anderes EU-Land mitgenommen werden können.

Denn man kann nicht alles haben: Eine einheitliche Währung und regulierte Arbeitsmärkte stehen sich gegenseitig im Weg. Wenn die Löhne nicht schwanken können, dann muss die Währung schwanken können, damit Produkte wettbewerbsfähig bleiben. Entweder schafft es die griechische Regierung die Lohnkosten so weit abzusenken, dass Griechenland wieder Wettbewerbsfähig ist, dann kann Griechenland in der Eurozone bleiben – oder Griechenland hat innerhalb der Eurozone keine Chance wieder auf die Beine  zu kommen.

Wenn man Lohntarife nicht senken kann, dann muss man abwerten. Der einheitliche Goldstandard in Europa hat deshalb funktioniert, weil Löhne sich schnell anpassen konnten und quasi absolute Vertragsfreiheit auf dem Arbeitsmarkt herrschte und weil enorme Migrationswellen – besonders nach Lateinamerika und die USA – den Arbeitsmarkt entlasten konnten. Weil Menschen mobil und Arbeitsmärkte flexibel waren, gab es keine Notwendigkeit abzuwerten. Deshalb funktionierte der Goldstandard vor dem Ersten Weltkrieg. Nach dem Ersten Weltkrieg funktionierte er nicht mehr, weil die Arbeitsmärkte unflexibler wurden und sich die Nationalstaaten vor Zuwanderung abschotteten. Man muss also wissen, was man will.

Es ist wird jetzt oft von Vereinheitlichung innerhalb der Eurozone  als Problemlösung gesprochen. Der Eurokrise solle eine gemeinsame europäische Wirtschaftspolitik entgegengesetzt werden. Ob das ein erfolgversprechendes Konzept ist, das hängt davon ab, was das genau bedeuten soll. Wenn „Vereinheitlichung“ bedeutet, dass überall in der Eurozone die Arbeitsmärkte flexibel werden sollen, dann kann das funktionieren. Wenn „Vereinheitlichung“ bedeutet, dass sie überall gleich unflexibel sein sollen, etwa durch gemeinsame Sozial- und Lohnstandards. Dann wird die Krisenanfälligkeit der Gemeinschaftswährung damit eher größer als kleiner, weil damit jeder Ausgleichsmechanismus fehlt.

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