Etikettenschwindel / Eine andere Partei

Die Sache mit der Gleichstellung ist grundsätzlicher als man auf den ersten Blick ahnen könnte. Gewiss, man will Wahlen gewinnen. Ob die CDU sich dabei aber ganz aufgibt, spielt offenbar keine Rolle mehr.

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Zur Taktik: Wie schon bei der Wehrpflicht oder der Energiewende besteht die Taktik der Truppe Merkel darin, dem Gegner den Wind aus den Segeln zu nehmen, indem man einfach dessen Themen zu den eigenen macht und dem Wahlvolk sagt: Gute Idee, aber schaut, wir machen es besser. Ob das Andere, vielleicht sogar das Gegenteil, nicht auch das Bessere sein kann, darüber wird nur noch in kleinen Kreisen nachgedacht. Die CDU-Führung will sich auf diese Weise für mehrere Koalitionsoptionen offen halten, vor allem für eine Große Koalition. Denn ganz gleich wie die Wahl ausgeht, ohne die SPD und ihre neun Ministerpräsidenten im Bundesrat wird das Regieren sehr schwer werden. Eine numerisch mögliche Fortsetzung der schwarz-gelben Koalition wäre nur eine Notlösung – für beide Parteien. Auch die FDP von Guido Westerwelle, der den Stein bei der CDU gelockert und ins Rollen gebracht hat, würde lieber in einer Ampelkoalition bürgerliches Korrektiv spielen. Aber das hängt eben ganz vom Ergebnis ab. Für Rotgrün wird es nicht reichen. Die SPD muss also auch an eine Koalition mit der CDU denken oder, wenn sie unbedingt den Kanzler stellen will, an eine Ampel. Es kann aber auch sein, daß sie eine Große Koalition ohne Frau Merkel anstrebt, das wird man im Wahlkampf noch sehen. Wie immer: Wenn die CDU weiter regiert, wird es eine andere Partei sein.

Zum Inhalt: Das, was die CDU an C-Resten noch vorbringen konnte, war die Förderung von Ehe und Familie gegenüber anderen Lebensformen. Dieser Profilrest wird nun geschleift. Er war es aber, der zumindest noch den Anschein des Christlichen erweckte, nachdem man Scheidung, Abtreibung, PID und Aufwertung homosexueller Partnerschaften liberalisiert und durchgewunken hatte. Auf Christus kann diese Partei sich nicht mehr berufen. Das angeblich christliche Menschenbild ist zu einer Art Humanismus abgestuft, wie man ihn schon bei Aristoteles, Platon oder anderen vorchristlichen Denkern findet. Die Parteiführung ist frei, das zu tun. Es wäre aber ehrlicher, die CDU würde sich nun in (Humanistische) Volkspartei oder Demokratische Union umtaufen. Sie wäre als kleineres Übel jedenfalls glaubwürdiger, wenn sie sich auf bürgerliche, marktwirtschaftliche und ordnungspolitische Programmpunkte konzentrierte, ähnlich wie in Spanien oder Frankreich oder sonstwo in Europa. Das C ist mit der vollen Gleichstellung der Homo-Ehe nur noch ein Etikettenschwindel – für alle sichtbar. Es fehlt halt bloss noch der kleine Abgeordnete, der ruft: Die Partei ist ja nackt.

Selbst wenn die CDU das Ehegattensplitting zu einem Familiensplitting erweiterte, wäre das keine christlich verbrämbare Variante. Das haben die laizistischen Franzosen bereits aus schlichten Gründen der Staatsräson. Vernünftig wäre es allerdings schon, das Zeugen und Erziehen anzuerkennen, auch wenn einige gleichgeschlechtliche Paare sich dadurch diskriminiert fühlen könnten. Und es würde Stammwähler halten. Vielleicht kommt das noch, wenn Grün, Rot oder Gelb dazu ein Gesetz vorlegen wollen. Denn dann hätte es wieder taktischen Sinn.

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Kommentare zum Artikel

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Gravatar: Lilofee

@Klimax

Verzeihung - aber ich muß Ihnen widersprechen. Der Humanismus wird nicht dadurch diskreditiert, daß er - vielleicht fälschlich - der CDU zugeschrieben wird.

Er hat sich selbst diskreditiert, als in der Humanistische Union (HU), der Leutheusser-Schnarrenberger angehört, noch im Jahr 2000 die "kreuzzugartige" Verfolgung von Pädosexuellen beklagt wurde. Und als wenige Wochen später der Beschluß gefaßt wurde, daß die HU pädosexuelle Kontakte "weder billigt noch unterstützt", konnten sich 44% (!!) nicht dazu durchringen, dafür zu stimmen ((HU-Mitteilungen 172, S. 85).

Das muß man sich mal vorstellen.

Aber darüber schreibt keine Zeitung. Die graben lieber Taten aus den 50er bis 70er Jahren aus, die von Priestern begangen wurde, die längst tot oder dement sind. Das wird dann unter so alarmistischen Schlagzeilen gebracht, daß man denkt, es ginge um hier und heute.

Siehe FAZ vom 1.3.2013 "Mißbrauchsfälle im Vatikan. Tsunami in Rom". Darin geht es keineswegs - wie man meinen könnte - um aktuelle Fälle von Mißbrauch IM VATIKAN. Sondern der vatikanische Mißbrauchs-Beauftragte spricht im Interview von seinen Gefühlen des Entsetzens, mit denen er die - meist weit zurückliegenden - Taten zur Kenntnis genommen hat.

Bitte nicht mißverstehen - jeder Fall von Mißbrauch ist einer zuviel. Und der Anspruch an die Integrität eines Priesters ist zu recht höher als an Otto Normalverbraucher.

Aber die Zeitungen vollzukritzeln mit Fällen aus der Vergangenheit, nur um die Kirche anzugreifen und zu diskreditieren, während 99% der Fälle von Mißbrauch HIER UND HEUTE und zwar außerhalb dder Kirche mißbraucht werden und dringend geschützt werden müßten - das ist unfaßbar und geradezu böse.

Gravatar: Anne

Nach dem Menschenbild des Humanismus ist der Mensch die höchste Instanz. Er ist von Natur aus gut. Handelt er böse, ist die Gesellschaft usw. schuld, ist demnach nicht verantwortlich. Aber auch nicht frei.
Die Lehre vom guten Menschen hat im Strafrecht, und nicht nur da, tiefe Spuren hinterlassen. Das Motiv des Täters ist wichtiger als das Opfer.

Ich kann Hernn Liminski nur zustimmen, die CDU hat mit dem christlichen Menschbild nicht mehr viel zu tun.

Gravatar: Klimax

Ich finde, man sollte den Humanismus nicht diskreditieren, indem man so tut, als sei die CDU nun "humanistisch". Das ist lächerlich und zeugt von einer eklatanten geistesgeschichtlichen Unkenntnis bezüglich sieses Begriffs.

Gravatar: Karin Weber

Von der CDU lässt sich GRÜNEN-Volker Beck die Wähler seiner Partei von Morgen zeugen. Ist das nicht grotesk?

Gravatar: Klaus Kolbe

Die CDU ist spätestens unter Merkel, der ehemaligen FDJ-Sekretärin, zu einer Blockpartei der internationalen Sozialisten (EUdSSR) in Allianz mit der globalen Finanzelite degeneriert.

Gravatar: Ulrike

Die CDU ist keine christliche Partei mehr.

Gravatar: Petra

Linke CDU!

Gravatar: Christiane

Ich fürchte, die CDU macht sich selbst überflüssig. Auf Dauer wird die Politik des Wilderns auf rot-grünem Gebiet nicht funktionieren.
Ich bin jedenfalls von der CDU so enttäuscht, dass ich sie nicht mehr wählen werde. Sie vertritt nicht mehr meine Wertwelt.

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