ETFs sind nicht immer die bessere Wahl

ETFs, oder Indexfonds, werden oft von selbsternannten Experten in den sogenannten Qualitätsmedien empfohlen. Auch Verbraucherschützer werden niemals müde, das Mantra vom tollen Indexfonds zu wiederholen. Dabei sind ETFs nicht generell besser. In vielen Fällen ist aktives Management besser.

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Zunächst widerstreben ETFs einem freien Kapitalmarkt, denn wenn alle Anleger den Index kaufen, dann bilden sich die Preise der Indexmitglieder nicht mehr frei, sondern nach anderen Kriterien, nämlich die der Indexzusammensetzung. Wenn alle Investoren nur DAX-ETFs kaufen würden, dann gingen alle DAX Werte, gemessen an ihrer Indexgewichtung, nach oben. Genau diese Indexgewichtung wird regelmäßig angepasst. Ob die Aktien viel oder wenig Potenzial haben, prüft niemand: Sind die Indexregeln erfüllt, dann wird die Aktie aufgenommen. Wer immer den gesamten Index kauft, der kauft also immer auch Aktien, die er aus rationalen Überlegungen heraus nicht kaufen würde.

Hauptgrund für die mediale Heiligsprechung von ETF sind die scheinbar niedrigen Kosten von oftmals 0,1% bis 0,2% p.a. sowie die Einfachheit. “Billig und einfach”, klar sowas kommt immer gut an. Allerdings: Die Probleme passiver Investments sind die Chancen der aktiven Verwaltung. Durch den breiten Einstieg über “wahlloses Kaufen des Marktes” sind viele Titel überbewertet und damit teurer als es ein echter Markt zuließe. Der weiterhin willkürliche Kauf des Marktes in solch einem Klima erscheint mir als eine zweifelhafte Strategie.

Die grundlegendste aller Investmentprämissen lautet: Buy low and sell high. Doch ETFs tendieren dazu genau das Gegenteil zu tun, denn viele Indizes sind nach Marktkapitalisierung gewichtet. Um den zugrundeliegenden Index genau nachzubilden, kaufen passive Fonds mehr von den Aktien, die zulegen, während sie Titel, die nachgeben, abstoßen. Dadurch rotieren sie ständig von günstigen Titeln, die sich unterdurchschnittlich entwickelt haben fort und hin zu teureren Titeln mit oftmals beschränktem Aufwärtspotenzial. Anleger, die einen Indexfonds kaufen, verstärken diese Angebots/Nachfrage-Ungleichgewichte, indem sie diese Dynamik immer weiter fortsetzen. ETFs helfen dabei, eine Spekulationsblase zu bilden.

Weil Indexfonds die Fundamentaldaten oder Bewertung eines Unternehmens nicht berücksichtigen, sind sie meiner Meinung nach mit erheblichen und unnötigen Anlagerisiken verbunden. Beispiel: Anleger, die 1989 einen globalen Indexfonds auf den MSCI World Index gekauft hätten, hätten den größten Teil ihrer Investitionen (44%) in Japan getätigt – zum absolut schlechtesten Zeitpunkt, um japanische Aktien zu kaufen. Ein Jahrzehnt (um die Jahrtausendwende) später wären annähernd 25% ihrer Anlagen in Technologiefirmen investiert gewesen, die zu dieser Zeit maßlos überbewertet waren.

Aktives Management heißt Kapital dort zu investieren, wo es den Erwartungen zufolge am produktivsten sein kann. Von Befürwortern der passiven Indexfonds hört man immer wieder den selben Satz: „aktive Manager haben im Durchschnitt nach Abzug von Gebühren die Benchmark nicht schlagen können“. Hier möchte ich aus der Studie „The Hierarchy of Investment Choice“ von Mark Kritzman und Sebastian Page, beides Professoren am Massachusetts Institute of Technology, aus dem Jahr 2003  zitieren: „Die Wertpapierauswahl ist die wichtigste Anlageentscheidung und die Fertigkeiten des die Wertpapiere Auswählenden hat den höchsten Wert.“

Aktives Management schlägt ETFs sehr oft, sofern man nicht nur die Rendite als alleinigen Maßstab heranzieht. Die zu stellende Frage ist auch, mit welchem Risiko die Rendite eingekauft wurde. Das echte Handwerk vom aktiven Management schafft es oftmals bei geringeren Schwankungen eine angemessene Rendite zu erwirtschaften. Aktive Instrumente sind nicht immer besser als passive, aber umgekehrt gilt es eben auch nicht. ETFs sind wichtige und richtige Finanzprodukte; es gibt kein falsch und kein richtig. Für den langfristigen Vermögensaufbau scheinen mir nach meinem Verständnis von Preisbildung und Märkten die aktiven Produkte attraktiver zu sein, sofern deren Qualität stimmt.

Beitrag erschien auch auf: pinksliberal.wordpress.com 

 

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Kommentare zum Artikel

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Gravatar: Ralf

Trotz aller vermeintlichen Nachteile sind ETFs für Privatanleger die beste Wahl. Warum sonst hat der erfolgreichste Investor (Warren Buffett) verfügt, dass sein Erbe zu 90% (!) in einem ETF investiert werden soll?

http://www.handelsblatt.com/finanzen/anlagestrategie/fonds-etf/indexfonds-buffetts-frau-soll-in-etfs-investieren/10174932-4.html

Ich vertraue lieber dem Rat eines Self-Made-Millardärs, der sein Vermögen mit Finanzinvestitionen gemacht habe als Lohnschreibern der Mainstream-Presse. Denn die raten meist genau das Gegenteil (aktiv gemanagte Fonds, Stockpicking etc.). Die Frage, warum diese Lohnschreiber nicht selbst schon Millionär aufgrund ihres tollen Finanzwissens sind, kann sich wohl jeder selbst beantworten...

Gravatar: Otto Weber

Ein mit äußerst wenig Recherche geschriebener und mit falschen Behauptungen gespickter Artikel.
Klar sind ETFs nicht immer die bessere Wahl, aber wohl für fast alle Privatanleger. Nicht „ETFs, oder Indexfonds werden oft von selbsternannten Experten in den sogenannten Qualitätsmedien empfohlen“, sondern fast ausschließlich Aktien und aktiv verwaltete Fonds, die sich im Nachhinein sehr oft als Rohrkrepierer erweisen. Wenn die Autorin sich mit dem Thema ausreichend beschäftigt hätte, dann würde ihr die richtige Strategie nicht nur „erscheinen“, sondern durch systematische Auswertung nachvollziehbar klar werden. Zitat: „Die Wertpapierauswahl ist die wichtigste Anlageentscheidung und die Fertigkeiten des die Wertpapiere Auswählenden hat den höchsten Wert.“ Ja, das stimmt, aber die meisten Anleger einschl. der sogenannten Profis können das langfristig nicht und das Timing klappt auch nur selten.
>>In vielen Fällen ist aktives Management besser<<. FALSCH, langfristig schaffen dies nur die Allerwenigsten und diese sind im Vorhinein kaum zu selektieren. Ausnahmen bestätigen nur die Regel.

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