Et in Limburg pax?

Dazu haben die Domkapitulare mit Freude Eierkuchen gebacken und ein paar Krümel Asche auf ihre geweihten Häupter gestreut. Das jedenfalls ist der Eindruck, der bei einem oberflächlichen Lesen der heutigen Erklärung des Limburger Domkapitels entsteht.

Veröffentlicht:
von

Das Limburger Domkapitel hatte heute, drei Monate nach der Annahme des Amtsverzichts von Bischof em. Dr. Franz-Peter Tebartz-van Elst durch Papst Franziskus eine Erklärung zu den Ereignissen im Bistum Limburg verfasst. Die Erklärung richtete sich an an die kurialen Organe, die synodalen Gremien und Räte, die pastoralen Berufsgruppen und die Mitarbeitervertretungen des Bistums

Daß man so ganz nebenbei doch wieder die (Haupt-)Schuld auf den einen, nämlich den jetzt emeritierten Bischof, der noch unter dem Domberg wohnt, abgeschoben hat, stört wohl nicht weiter. Man will ja schließlich den Neuanfang ohne selber allzuviel bluten zu müssen.

Doch nein, so ganz glatt ist die Erklärung des Domkapitels doch nicht, wie der erste Eindruck glauben macht. Genauer hinzusehen lohnt sich.

„Die Initiative zum Bau eines Bischofshauses auf dem Limburger Domberg in den letzten Jahren der Amtszeit von Bischof Dr. Franz Kamphaus ging vom Domkapitel aus. Unsere Vorentscheidung hat das Bistum faktisch gebunden. Dazu fehlte uns die rechtliche Zuständigkeit“,

schreiben die Domkapitulare in ihrer Erklärung. Holla! Da wird ein klarer Rechtsverstoß zugegeben, der zum einen durchaus bekannt war und zum anderen spätestens jetzt nach diesem Eingeständnis nicht ohne Folgen bleiben sollte.

Die Erklärung fährt fort mit weiteren zuweilen recht verklausulierten Eingeständnissen. Man habe nicht genügend Widerstand geleistet gegen Eingriffe des früheren Bischofs in satzungsgemäße Zuständigkeiten. Ein Blick zwischen die Zeilen läßt hier noch einen anderen Schluß zu. Man hat sich einfach nicht darum gekümmert, was passiert. Verantwortung ist, wo sie nötig war, einfach nicht wahrgenommen worden. Mitwirkung ist nicht erfolgt. Eine solche hier eingeräumte Passivität des so wichtigen Beratungsgremiums eines Bischofs ist geradezu unerträglich dazu noch verantowrtungslos. Womit, so mag man fragen, waren die Herren denn die ganze Zeit beschäftigt, wenn sie sich nicht die Beispruchrechte gekümmert haben, die ihnen ja auch als Pflicht auferlegt sind. Waren der so gerne kritisierte Erlass eines neuen Statutes und die Einsetzung eines Vermögensverwaltungsrates im Jahr 2011 gar nur ein zugegeben hilfloser Akt, um einen unerträglichen Zustand zu beenden. Man weiß heute natürlich, daß der Bock auf die Gärtnerplanstelle kam und es nicht mehr als eine Verschlimmbesserung war. Der Blick auf die Ursachen dieser Maßnahme könnte jetzt noch mal ein ganz anderer sein. Das Bild von den Ereignissen in Limburg könnte etwas seine Schräglage weg vom vermeintlich bösen, protzsüchtigen und autoritären Bischof verlieren. Denn nun schaut man auf ein schlicht und ergreifend untätiges und vielleicht sogar teilweise unfähiges Domkapitel.

Es ist ein guter Schritt, daß die Domkapitulare nun die Öffentlichkeit um Verzeihung bitten. Diese sollte ihnen vor allem von den Menschen gewährt werden, die sie bitter enttäuscht haben. Doch für einen wirklichen Neuanfang braucht es mehr. Vielleicht sollte sich nun jeder der für diese Entscheidung (mit)verantwortlichen Herren fragen, ob er nach dem Rücktritt des Bischofs und den hier getätigten Eigenständnissen wirklich an seinem Kanonikat festhalten will. Der beschworenen Neuanfang dürfte durch einen solchen Schritt erheblich erleichtert werden. Ein weiter so, wie bisher ist schließlich von niemandem gewollt.

Beitrag erschien auch auf: katholon.de

Für die Inhalte der Blogs und Kolumnen sind die jeweiligen Blogger verantwortlich. Die Beiträge der Blogger und Gastautoren geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion oder des Herausgebers wieder.

Ihnen hat der Artikel gefallen? Bitte
unterstützen Sie mit einer Spende unsere
unabhängige Berichterstattung.

Abonnieren Sie jetzt hier unseren Newsletter: Newsletter

Kommentare zum Artikel

Bitte beachten Sie beim Verfassen eines Kommentars die Regeln höflicher Kommunikation.

Keine Kommentare

Schreiben Sie einen Kommentar


(erforderlich)

Zum Anfang