Es wird zu einer immer größeren Gefahr, einen Preis anzunehmen

Im Jahr 2007 wurde Henryk M. Broder mit dem Ludwig- Börne- Preis ausgezeichnet. Nun gibt er ihn zurück.

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Als Grund gibt Broder die Verleihung des Preises an Peter Sloterdijk an, dem Broder vorwirft, die Vorfälle vom 11. Sept. 2011 als einen ”Zwischenfall in amerikanischen Hochhäusern” bezeichnete. Das ist ein Unding, keine Frage.

Noch ganz frisch ist die Erinnerung an die skandalöse Verleihung des Theodor- Heuss- Preises an Daniel Cohn Bendit vor wenigen Wochen. Damals hatte keiner der vormaligen Preisträger den Mut, seinen Preis zurück zu geben. Preise zurück zu geben, ist gar nicht so unüblich, auch der Schlagersänger Heino gab sein Bambi zurück, als Bushido dies verliehen bekam.

Sollte man denn überhaupt noch Preise annehmen? Der Nochnieausgezeichnte reibt sich ohnehin verwundert die Augen, welche Vielzahl von Preisen und Auszeichnungen von wem an wen verliehen werden. Manchmal erscheint es, als sei dies nur Bestandteil eines großen “Von-sich-reden-machen- Zirkus” im Kreise der Schönen und der Schlauen. Diese werden  von den Stiftungen der Reichen und der Mächtigen mit schön klingenden Preisen für Dinge geehrt, von denen sie selber nicht wußten, daß sie sie getan haben.

Und weil ich die Schönen und die Schlauen irgendwann mal alle Preise haben, erwischen die Reichen und die Mächtigen gelegentlich mal einen vermeintlichen oder echten bösen Buben oder ein vermeintlich oder echt böses Mädchen mit einem ihrer Preise. Prompt gibt irgendwer seinen Preis zurück. Manchmal auch nicht. Eine Gesetzmäßigkeit kann man da wohl nicht erkennen.

Aber sollte man denn dann überhaupt noch einen Preis annehmen?
Sollten Preise vielleicht einfach nur für ein Jahr verliehen werden, so wie Fußballmeisterschaften?
Das ersparte es den Ausgezeichnten in einer Reihe mit den Peinlichen zu stehen.

Bei allem Respekt und allem Verständnis für Broder, daß er nicht mit Sloterdijk in einer Liste stehen will, aber Preis angenommen ist Preis angenommen. Bedeutet die Rückgabe die Preises denn auch, die 20.000 € zurück zu zahlen? Oder ist es nur eine symbolische Geste? Ernste Frage, kein Angriff, keine Ironie. Was bedeutet es wirklich einen Preis zurück zu geben?
Zum Glück komme ich nicht in die Verlegenheit, doch ich glaube, ich würde derzeit weder einen Preis noch einen Orden annehmen. Wer weiß denn, wer diesen Preis oder jenen Orden in fünf oder 10 Jahren bekommt?

Beitrag erschien zuvor auf: blog.peter-winnemoeller.de

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Kommentare zum Artikel

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Gravatar: Hans Meier

Haha... der Witz ist Ihnen gelungen.
Einen beschränkten Linken der sich als Philosoph ausgibt mit einem scharfsinnig agilen und intelligenten deutschen Juden zu verwechseln, der sich nichts gefallen lässt, das gelingt auch nicht jedem so nebenbei, als freudschem Versprecher.

Gravatar: Freigeist

So ganz nebenbei: Broder kann sich mit Sloterdijk nicht messen, allein was Sloterdijk studiert hat. Aber Broder mag ich trotzdem, weil er sich mit dem Islam anlegt und als Atheist kann einem der Islam nur ein Graus sein.

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