Es war einmal ein harter Euro….

Starke Währung, geschwächte Wirtschaft: Dieser eigenartigen ökonomischen Logik folgt seit geraumer Zeit die Europäische Zentralbank (EZB).

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“Als die Schweizerische Nationalbank im Jänner den fixen Wechselkurs des Franken zum Euro aufhob und dieser in der Folge über Nacht um sagenhafte 20 Prozent nach oben schoss, prophezeiten zahllose Ökonomen der Schweiz ein Desaster. Die superharte Währung würde die traditionell wichtige Exportindustrie des Landes abwürgen, weil sie nicht mehr konkurrenzfähig sei, Massenarbeitslosigkeit und sinkende Kaufkraft seien zwingende Folge des “Frankenschocks”.

Starke Währung, geschwächte Wirtschaft: Dieser eigenartigen ökonomischen Logik folgt seit geraumer Zeit die Europäische Zentralbank (EZB). Indem sie den Kurs des Euro abstürzen ließ – gegenüber dem Dollar binnen eines Jahres um 25 Prozent, ein Crash, wie er sonst eher den Währungen brustschwacher Dritte-Welt-Staaten zustößt -, will die EZB nicht zuletzt die Wettbewerbsfähigkeit der Wirtschaft der Eurozone erhöhen und so dringend benötigtes Wachstum generieren.

Ob ihr das gelingen kann, ist freilich umstritten. Zwar zeigt Europas Wirtschaft derzeit erste, wenn auch noch recht zögerliche Lebenszeichen, doch die dürften eher dem niedrigen Ölpreis (vom Effekt her eine spürbare Steuersenkung und damit eine Stärkung der Massenkaufkraft) geschuldet sein als der EZB-Geldpolitik. Dass der weichere Euro wirklich Wohlstand schaffen kann, ist noch nicht bewiesen.

Dass umgekehrt eine harte Währung durchaus nicht die ihr zugeschriebenen unerquicklichen Nebenwirkungen haben muss, belegt das Schweizer Beispiel. Denn dort ist der noch im Jänner vorhergesagte Weltuntergang weitgehend ausgeblieben. Die Arbeitslosenquote betrug im März 3,5 Prozent, also praktisch Vollbeschäftigung, und die kleine Konjunkturdelle des heurigen Jahres – knapp 1 Prozent Wirtschaftswachstum, ähnlich wie hierzulande ganz ohne “Frankenschock” – dürfte laut den jüngsten Prognosen schon 2016 wieder Geschichte sein. Unter dem Druck des starken Frankens rationalisierten die Unternehmer, wurden noch produktiver und erschlossen neue Märkte – die Währung wirkt als “Innovationspeitsche”, wie das im Ökonomen-Kauderwelsch heißt. Der härtere Franken ließ auch die Kaufkraft der Konsumenten steigen.

Ältere Österreicher kennen das übrigens aus der Geschichte. Auch die seinerzeitige Bindung des Schilling an die harte D-Mark in den 1970ern zwang Österreichs Industrie, produktiver und innovativer zu werden – und war damit unterm Strich wesentlich hilfreicher als jener weicher Schilling, den sich die Exportindustrie wünschte.

Zu befürchten ist deshalb, dass die Politik der EZB, die Zinsen künstlich niedrig zu halten, massiv Geld in die Wirtschaft zu pumpen und damit den Außenwert des Euro zu schwächen, mehr unerwünschte Nebenwirkungen als erwünschte Wirkungen haben wird. Den höchst ungewissen günstigen Auswirkungen auf Konjunktur und Wachstum stehen höchst gewisse Unannehmlichkeiten gegenüber. Die schleichende Enteignung der Sparer und aller, die privat für ihr Alter vorsorgen, schreitet dank der Ausrottung der Zinsen fröhlich voran; an Aktien- und Immobilienmärkten hingegen werden dank EZB wieder riesige Gewinne gemacht. Zumindest, bis auch diese Blasen wieder platzen und den nächsten Crash auslösen.

Beitrag erschien auch auf: freiewelt.net

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Kommentare zum Artikel

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Gravatar: Gerd Müller

Ich wundere mich schon lange, daß hier alles so ruhig ist.
Den "verwöhnten" Bundesbürgern ist offenbar noch nicht klar, daß es um ihr sauer verdientes Geld geht, welches dieser Herr Dragi vernichtet .......
Wer das mal, nur alleine für 2014 bildlich sehen will, sollte hier klicken:
http://www.finanzen.net/devisen/dollar/chart
Ja,
so sieht es in den bundesdeutschen Portemonnaies aus und zwar definitiv !

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