Der Beobachter ist irritiert. Er fragt beim Unternehmen nach: „Warum wird weitergearbeitet, obwohl die Probebohrungen negativ waren?“ Der verantwortliche Unternehmer sagt: „Erstens haben wir schon zu viel investiert, da können wir doch jetzt nicht einfach mit den Arbeiten aufhören. Zweitens brauchen wir das Gold unbedingt, wir können nicht drauf verzichten.“
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Da gab es doch eine Rechtschreibreform, bei der sich gleich zu Beginn deren Inkonsistenz und Unbrauchbarkeit herausgestellt hat. Darauf angesprochen, hörte man von Betreibern, Mitläufern und Nutznießern des Vorhabens unisono diesen Satz: „Die Reform wird nicht mehr rückgängig gemacht werden, dafür steckt schon zu viel Investition drin.“
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Eine Wandergruppe hat sich verlaufen. Die Hütte, zu welcher man unterwegs ist, liegt in Sichtweite, aber dazwischen befindet sich ein tiefer Graben. Ein Mann tastet sich bis zum Abgrund vor und klärt die Gruppe auf: „Es gibt in der Felswand keinen Klettersteig. Außerdem sind wir nicht fürs Klettern ausgerüstet. Wir müssen umkehren.“ Da hagelt es Proteste und Schmähungen. Man sei stundenlang gewandert, und jetzt solle man die ganze Strecke wieder zurückgehen? Unzumutbar! Außerdem sei man hungrig und müde und möchte endlich in die Hütte einkehren.
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Sagt der Buslenker zu den Fahrgästen: „Der Benzintank ist nur noch halbleer. Auf der Überlandstrecke gibt es keine Tankstelle.“ Die Fahrgäste beraten, was zu tun sei. Die Mehrheit ist dafür, weiterzufahren. Es sei bereits später Nachmittag, und man möchte doch noch vor dem Dunkelwerden ans Ziel kommen. Der Busfahrer solle halt eben etwas schneller fahren.
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Sagt die Frau zum Mann: „Diese teuren Schuhe hier sind mir zu eng, meine Zehen sterben ab, wenn ich drin laufe.“ Sagt der Mann zur Frau: „Wirf sie in den Mülleimer!“ Empört sich die Frau: „Was glaubst du! Ich hab die Schuhe teuer bezahlt, jetzt zieh ich sie auch an! Ich geh mal zum Arzt, damit der mir ein Schmerzmittel verschreibt.“
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In schlechten Zeiten freut man sich über jeden Unsinn, der einen zum Lachen bringt. Deshalb hier eine weitere Glosse:
Nach dem Ersten Weltkrieg waren die Staatshaushalte aller europäischen Länder zerrüttet, insbesondere die Lage Frankreichs und Italiens war hoffnungslos. „Diese Länder gingen dem Staatsbankrott entgegen. Die Tatsache ließ sich nur verheimlichen, wenn man die Hoffnungen auf ungeheure Einnahmen vom Feinde nährte.“ Der Feind war Deutschland, und dessen Leistungsfähigkeit wurde derart überschätzt, daß dem durch den Krieg ausgezehrten und zerstückelten Land ungeheure Reparationslasten aufgebürdet wurden. Nun saß man in Versailles beisammen und beratschlagte. „Die Finanzlage Frankreichs und Italiens war so schlecht, daß es unmöglich war, sie in der Frage der deutschen Kriegsentschädigung zur Vernunft zu bringen …" Man kann aus einem Land nicht mehr herausholen, als es selbst in der Lage ist zu produzieren. Diese simple Tatsache wurde einfach verdrängt. „In der Unterhaltung mit Franzosen, die Privatpersonen und durch politische Erwägungen gänzlich unbeeinflußt waren, trat diese Seite der Sache klar hervor. Man konnte sie davon überzeugen, daß die geläufigen Schätzungen über den aus Deutschland herauszuschlagenden Betrag völlig phantastisch seien, und doch pflegten sie am Ende immer zu ihrem Anfangspunkt zurückzukehren: Aber Deutschland muß zahlen, denn was sonst soll aus Frankreich werden?“
Oh, Verzeihung. Der letzte Beitrag ist natürlich keine Glosse. Es sind Zitate aus dem folgenden Buch:
John Maynard Keynes. Krieg und Frieden. Die wirtschaftlichen Folgen des Vertrags von Versailles. (Seiten 95f, Fußnote 10, S. 151f)
Etwaige Ähnlichkeiten mit der aktuelle politische Lage in Europa sind womöglich rein zufällig, gedankliche Schlüsse möge der geneigte Leser selbst ziehen. Der Mensch ist ein irrationales Wesen, wer möchte nicht an diesem Umstand (ver)zweifeln?
Kommentare zum Artikel
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Ich schließe mich beiden meinen Vorkommentatoren an. Wie immer den Nerv getroffen, die Lebenslüge entlarvt! Wie absurd die Selbstvernichtung mittels vorwärts-immer-rückwärts-nimmer-Schwarm-Dummheit ist, kann besser nicht dargestellt werden. Wir lassen uns eben unsere Pläne nicht von physikalischen Gesetzen diktieren.
Ich bin wieder mal restlos begeistert von dem, was Sie geschrieben haben, Frau Pfeiffer-Stolz, und fühle mich restlos "entschädigt" dafür, dass ich diesmal eine relativ lange Zeit auf einen weiteren Beitrag von Ihnen warten musste.
Ich freue mich bereits auf den nächsten.