Erziehung in der Familie ist konkurrenzlos

Die ideale Betreuungsform in den ersten drei Jahren ist und bleibt die familiäre Erziehung.

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Die Diskussion um das Betreuungsgeld macht deutlich, dass von den Entscheidungsträgern die Bedeutung einer verlässlichen Mutter-Kind-Beziehung negiert wird. Es entsteht der Eindruck, als könne Kleinstkindern in Krippen bereits Bildung verabreicht werden. Auf abenteuerliche Art wird argumentiert, warum verhindert werden muss, dass Kinder die ersten drei Jahre in familiärer Obhut aufwachsen.


Wer Krippenbetreuung für Kinder unter drei Jahren nicht nur bedenkenlos empfiehlt, sondern auch noch idealisiert, verfehlt seine Verantwortung als Entscheidungsträger. Volksvertreter sind, ob weltlich oder christlich, verpflichtet zur Abwehr von Gefahren – und das bereits angesichts von Risiken.


Die seriösen, wissenschaftlichen Befunde zur Krippenforschung beschreiben die Risiken eindrücklich und können eine bedenkenlose Befürwortung der Krippenbetreuung nicht unterstützen. Leider sind die Schäden, die die Krippenbetreuung den Kleinstkindern zufügt, nicht so leicht erkennbar, wie z.B. die Pusteln bei Masern. Kinder »funktionieren« kognitiv und im Verhalten meist weiter. Dass dieses »Funktionieren« auf einem »falschen Selbst« beziehungsweise einer »Pseudounabhängigkeit basieren kann, wird nicht erkannt oder bewusst übersehen. Messungen der Stresshormone belegen, dass scheinbar unauffällige Kinder unter enormer Anspannung stehen.

Die vorgebrachten Argumente können einer Prüfung nicht standhalten:


1. Argument:
Was zählt, ist die Qualität der verbrachten gemeinsamen Zeit von Mutter und Kleinstkind.
(Qualitätsstunden)


Wahrheit:
Mehr Zeit der Kleinstkinder in Außenbetreuung ist verbunden mit geringerem Einfühlungsvermögen der entsprechenden Mütter. Die Interaktionsqualität zwischen Mutter und Kind verschlechterte sich in bis zum Alter von drei Jahren. Zeigten die Mütter von vornherein nur ein geringeres Einfühlungsvermögen, so stieg durch den Krippenaufenthalt das Risiko einer unsicheren Bindung. (NICHD)
(ohne Quantität keine Qualität)


2. Argument:
Vor allem sozial benachteiligte Kinder profitieren von Kinderkrippen.


Wahrheit:
Die Untersuchungen von G. Fein (1996); als auch von  Ziegenhain und Wolff (2000); kommen zu dem Ergebnis, dass  viele jener Kinder, die Unterstützung am nötigsten gebraucht hätten, da sie eher als schwierig galten und bisher keine sichere Bindungen aufbauen konnten, offensichtlich keine Integration in die Krippe erlangten. Man muss sogar die Frage stellen, ob ein institutioneller Aufenthalt in jüngster Kindheit, sofern er einen erheblichen täglichen Stundenumfang betrifft, diesen Kindern nicht selten eher schadet als nützt.

Was die frühzeitige außerfamiliäre Bildungsvermittlung betrifft, gilt natürlich für Migrantenkinder dasselbe wie für solche deutscher Herkunft: Bildung kann später spielend nachgeholt werden, ein zuwenig an Zuwendung und Förderung der emotionalen Entwicklung ist kaum reparabel.


Zusammenfassend ist zu fordern, dass, angesichts der Risikobetreuung in Krippen, ab sofort die Familien zu unterstützen und zu fördern sind. Wer sich für Kinder entscheidet, trägt Verantwortung, die nicht an staatliche Institutionen abgegeben werden kann. Wer glaubt, dass frühkindliche Fremdbetreuung Kindern nützen könne, verschläft die aktuellen Forschungsergebnisse der Hirnforschung.


Sorgen wir dafür, dass Eltern wieder in die Lage versetzt werden, die Bedürfnisse ihrer Kinder zu erfüllen, ihnen genügend Zeit und Aufmerksamkeit zu widmen und ihnen anregungsreiche Bedingungen des Aufwachsens zu bieten. Nach jahrelanger falscher Entwicklungshilfe, sollte es allgemein bekannt sein, dass Hilfe zur Selbsthilfe allein zukunftsweisend ist. 

Für die Inhalte der Blogs und Kolumnen sind die jeweiligen Blogger verantwortlich. Die Beiträge der Blogger und Gastautoren geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion oder des Herausgebers wieder.

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Kommentare zum Artikel

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Gravatar: Franz M.

Es gibt Wissenschaftler und Ärzte, die die sogenannte Entwicklungsstörung ADHS als "Modeerkrankung" bezeichnen.
Entstanden aus der Unfähigkeit von Pädagogen und Eltern, die regelmäßig auftretende Erziehungsprobleme zu begreifen und Lösungsansätze zu finden, nicht in der Lage sind.
Abweichende Verhaltensmuster als Krankheit zu deklarieren ist halt am einfachsten.

Gravatar: Noah

Es sollte natürlich Hochschulabschlüsse heißen, Verzeihung!

Gravatar: Dr. Raabe, Ferdinand

@Noah
Wenn Sie schon so scharf gegen andere Blogger schießen, leider aus dem Hinterhalt ohne Klarnamen, sollten Sie doch bitte präzise bleiben. Ein Motto ist etwas ganz anderes als ein Zitat (siehe Fremdwörterbuch), ich habe ein Motto genannt, Sie aber niemals zitiert. Sollten Sie sich im Motto "mir hat die Krippe auch nicht geschadet" nicht wiederfinden, weil Sie Ihre Kinder vielleicht erst mit 3 Jahren in die Kita brachten, haben Sie ihnen sicher das Schlimmste erspart. An der Richtigkeit meiner durch umfangreiche wissenschaftliche Literatur und Studien belegbaren Aussagen sowie an den von Frau Dr. Steuer geschriebenen Argumenten ändert das aber nichts. Im "Familiennetzwerk-Wissensdatenbank" ist einiges nachzulesen. Vielleicht verstehen Sie dann die Argumente oder auch die Vergleiche anderer Blogger auf dieser Seite besser und unterstellen diesen keine fragwürdigen Zahlen und ein nicht richtiges Lesen von Kommentaren und Beiträgen.

Gravatar: Noah

@Dr. Raabe, Ferdinand
Ich schrieb nirgendwo: "mir hat die Krippe auch nicht geschadet"!
Lesen Sie Beiträge wie Kommentare richtig, bevor Sie Gespenster an imaginäre Wände zeichnen und andere Meinungen mit fragwürdigen Zahlen untermauert angreifen.

Gravatar: Dr. Raabe, Ferdinand

Die Argumente von Frau Dr. Steuer sind bestens recherchiert und berücksichtigen die aktuellen neurowissenschaftlichen Ergebnisse. Sie sollten nicht ständig nach dem Motto "mir hat die Krippe auch nicht geschadet" wie in den Beiträgen von "Noah" relativiert werden. Krippenerziehung ist in jedem Fall Risikoerziehung, je besser die Krippe und je seelisch unempfindlicher das Kind, umso kleiner ist das Risiko. Krippenerziehung ist zudem unglaublich teuer und "fördert" maximal ein Drittel der Kinder, für diese sollen 2013 Plätze zur Verfügung stehen. Was wäre aber, würden alle einen dieser tollen Krippenplätze beanspruchen? Das müsste doch eigentlich das Ziel sein, so wie es manche Katastrophenpolitiker ja schon heute fordern. Da ich kaum glaube, dass die dafür rund 100 Milliarden jährliche Kosten - etwa so teuer würde das Projekt sein, wollte man einen Betreuungsschlüssel von 1:3 und Betreuerinnen mit mindestens Fachschul- besser aber Hochschulbildung haben wollen - zur Verfügung stehen, würde eine rapide Verschlechterung der Betreuungsqualität die Folge sein. Eine Betreuerin müsste dann weit mehr als 20 Krippenkinder betreuen. Entwicklungsstörungen, bis hin zu tief greifenden Entwicklungsstörungen wie das autistische Syndrom würden extrem zunehmen. Ich erinnere daran, dass allein Autismus als relativ seltene Krankheit (etwa 0,6% der Bevölkerung, legt man internationale Studien zugrunde) heute bereits die Gesellschaft mit jährlichen zweistelligen Milliardensummen belastet. Rechnet man die weniger schweren Entwicklungsstörungen wie beispielsweise ADHS u.a. hinzu, dürften die dreistelligen Milliardensummen, die das o.g. Krippenprojekt bei guter Qualität kosten würde, bei solchen Mangelvarianten ebenfalls auf die Gesellschaft zukommen. Das alles nur, weil durch die erhoffte Rekrutierung der zusätzlichen weiblichen Arbeitskräfte Druck auf das Lohngefüge ausgeübt werden kann und einige doch wirklich glauben, so mehr Gleichberechtigung erlangen zu können. Sie merken nur nicht, dass sie zu nützlichen Idioten einer kurzsichtigen Industriepolitik degradiert wurden, die die Risiken vergesellschaftet und den Gewinn privatisiert.

Gravatar: Noah

@Moritz
Es muss heißen: "...das Angebot an Arbeitskraft zu steigern", nicht steigen.

Gravatar: Moritz

Im Kapitalismus geht es darum, das Angebot an Arbeitskraft zu steigen, um sie zu verbilligen

Gravatar: Noah

@Karin Pfeiffer-Stolz
Wie ich schon in meinem letzten Kommentar geschrieben habe, Verallgemeinerungen sind hier vollkommen fehl am Platz.
Und Ihre Vergleiche hinken teils derart, dass man diesen einen Behindertenparkplatz in der untersten Argumentationsschublade zuteilen sollte.

Gravatar: Lars-Michael Lehmann

Ich sehe dies auch so, das eben die Kinder in den ersten 3 Jahren von den Eltern betreut werden sollten.Dennoch wäre es gut, wenn man Hilfen von Außen den Eltern anbieten würden, im Falle sie vielleicht Überfordert sind.

Mit taten die ersten 3 Jahre bei meiner Mutter recht, und möchte diese Zeit nicht missen. Meine Schwierigmutter tat es nicht, und gab ihre Tochter in die Grippe und bereut dies heute. Zu DDR-Zeit war es aber sehr selten, dass man Kinder in den ersten 3 Jahren zu Hause erzogen hat.

Ich bin der Meinung, dass eben die ersten 3 Jahre im Familienverband sehr wichtig sind. Besonders ist dies für die Bindungsfähigkeit, und auch für das frühkindliche Lernen wichtig.Da können die Eltern die beste Basis schaffen.

Gravatar: Karin Pfeiffer-Stolz

Ich glaube nicht, daß man aus dem direkten Verhalten von Kindern ablesen kann, ob ihnen das Dargebotene (hier: Kindergarten) schadet oder nutzt. Begeisterung ist kein Beleg für die Unschädlichkeit von Maßnahmen, besonders dann nicht, wenn die endgültige Beurteilung über Nutzen oder Schaden erst in ferner Zukunft vorgenommen werden kann.
Wenn Sie einem Kind täglich Vanilleeis verabreichen oder Gummibärchen geben, wird es gewiß nicht weniger begeistert sein. Fast jeder Jugendliche freut sich, wenn sie ihm das Rauchen erlauben und dazu die Aufforderung ergehen lassen, täglich ein paar Bierchen zu trinken. Soll nun, um dem Argumentationsmuster „Spaß am Kindergarten – Kindergarten gut“ zu folgen, gesagt werden dürfen,
daß die Verabreichung von Eis, Gummibärchen, Zigaretten und Alkohol für Körper und Geist der Kinder und Jugendlichen gedeihlich sind?

Was bei allen Betrachtungen grundsätzlich zu kurz kommt, ist der Aspekt der Zeit. Viele Fehler in der Lebensführung (z.B. Ernährung) zeigen erst nach Jahren oder Jahrzehnten ihre negativen Folgen. Zu spät, um dann noch eine Korrektur vorzunehmen. Ich neige zu der Ansicht, daß ein Kind so lange wie möglich im häuslichen Verband aufwachsen, und sich dort am familiären „Lebenskampf“, wie Anna Wahlgren es ausdrückt, beteiligen sollte. Aufbewahrung in Gleichaltrigenverbänden sind ein schaler, leider oft schädlicher Ersatz für die Betreuung im Elternhaus.

Gravatar: Frank

Liebe Frau Steuer!!

Damals in der Kerner-Sendung mit Eva Herman saßen Sie auch im Studio.Warum haben Sie sich eigentlich nicht zu Wort gemeldet??

Gravatar: Elmar Oberdörffer

Sie haben vollkommen recht, Frau Steuer. Eigentlich sollten Kinder aber bis zum Alter von 6 Jahren einen Anspruch auf die häusliche Erziehung durch Ihre Eltern, tagsüber in der Regel die Mutter, haben. Der halbtägige Besuch eines Kindergartens ab dem Alter von drei Jahren kann die Mutter entlasten und für das Kind nützlich sein, er muß aber nicht sein. Ich selbst habe als Kind den Kindergarten doof gefunden, und meine Mutter war so vernünftig, mich nach einer Woche wieder abzumelden. Ich glaube nicht, daß ich etwas versäumt habe.

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