Erste Reaktionen auf das Gendertalk-Remake bei "Hart aber fair"

Gestern wiederholte Frank Plasberg die Gender-Diskussion, die Feministinnen unangenehm aufgeallen war. Übereinstimmend sind die Kommentatoren der Meinung: Es war eine Pleite. Davon abgesehen ist das Meinungsspektrum groß.

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Die einzige Übereinstimmung der bis jetzt online gegangenen Beiträge zum Plasberg-Talk von gestern Abend ist das Urteil, dass es sich um eine Pleite handelte. Davon abgesehen ist das Meinungsspektrum groß:

In der Berliner Morgenpost findet Felix Müller die Kritik der Beschwerdeführerin und Frauenrats-Funktionärin Sybille Mattfeldt-Kloth erstaunlich, in der März-Sendung sei der Gleichberechtigungsgrundsatz verletzt worden. Schließlich seien Frauen in der fraglichen Folge in der Mehrheit gewesen. Immerhin aber habe unter allen Teilnehmern des Talks von gestern Abend Übereinstimmung darüber geherrscht, dass es eine Gerechtigkeitslücke in der gesellschaftlichen Behandlung von Männern und Frauen gebe.

Beim Focus amüsiert sich Gregor Dolak darüber, dass Sybille Mattfeldt-Kloth einerseits mangelndes Niveau der früheren Sendung beklagt hatte, sich aber andererseits selbst vor allem durch Stutenbissigkeit auszeichnete. Am Ende der Sendung bleibe das herrliche Gefühl, einmal von all den ernsteren Themen dieses Sommers eine Auszeit erhalten zu haben.

Arno Frank spöttelt auf Spiegel-Online, dass die Sendung das wichtige Thema um "mindestens sechs Monate" zurückgeworfen habe und bedauert, dass man Anne Wizorek nie ausreden ließ. Der Frauenrats-Funktionärin attestiert er eine beschwipste Rechtschaffenheit, Anton Hofreiter Überforderung von den Mühen des Themas: "Wenn 'eine Frau Bundeskanzler wird', ist das tatsächlich auf das 'kritische Hinterfragen von Konventionen' sozial konstruierter Geschlechtlichkeit zurückzuführen?" Überraschenderweise seien "aus dem Lager der Konservativen die zwingenderen Argumente für einen radikalen Feminismus" gekommen – vor allem von Birgit Kelle, bei der es nicht weiter aufgefallen wäre, "hätte sie auf dem Tisch hübsch gerahmte Fotos ihrer Kinder aufgestellt."

Auf Frank Lübberding, Frankfurter Allgemeine, wirkten die Gäste angesichts der Forderung, alten Streit neu aufzuwärmen, etwas ermattet. Dass Frau Mattfeldt-Kloth einerseits behauptete, keinen politischen Druck ausüben zu wollen, andererseits in der Sendung vom März allen Ernstes einen "Grundrechteverstoß" sah, sieht Lübberding kritisch:

Noch schlimmer war es allerdings, dass Frau Mattfeldt-Kloth diese Argumentation als Selbstverständlichkeit betrachtete. Sie wollte damit ihre Harmlosigkeit begründen. Es ging somit nicht um die Kritik an der Sendung. Vielmehr war damit der Versuch verbunden, alle anderen Sichtweisen aus einem Diskurs zu verbannen, der nicht der eigenen kruden Interpretation des Grundgesetzes entspricht. (...) Natürlich dürfen die von ihr kritisierten Gäste weiterhin ihre Meinung sagen, aber eben nicht mehr im WDR. Der bleibt anschließend jenen vorbehalten, die den Deutschen erklären, wie sie zum Thema Gleichberechtigung zu denken haben. Es geht Frau Mattfeldt-Kloth um die Abschaffung des Meinungsstreits im Namen der Frauenemanzipation. So nannte sie die Löschung der Sendung "erstaunlich". Der Erfolg ihrer Bemühungen hatte sie wohl selbst überrascht.

Für Sidney Schering beim Quotenmeter stellte die Rückrunde das Mindeste dar, womit der WDR auf die feministischen Proteste hätte reagieren sollen: "Endlich Zeit, um Fehler einzugestehen. Um eine Entschuldigung zu erbitten." Aber ach – der Kniefall Plasbergs gerät Schering nicht demütig genug, und diese doofe Thomalla kommt schon wieder zu Wort, wobei sie immerhin dazugelernt habe: "Anders als noch in der ersten Ausgabe zu dem Thema sieht sie nun ein, dass es einen Pay Gap gibt, und dieser überwunden werden muss." Dies jedoch sei "kein kompetenter Beitrag, sondern eine Sache, die selbstverständlich sein sollte."

Alexander Krel bezeichnet den Plasberg-Talk auf DWDL.de als "Gruppentherapie", bei der sich die Teilnehmer selbst wichtiger nahmen als die strittigen Fragen. Immerhin sei die Vertreterin des Landesfrauenrats durch ihre Provokationen eine Bereicherung gewesen: "So habe es damals an sachlicher Kompetenz gemangelt, sagte sie inmitten aller damaligen Diskutanten - ganz so, als habe alleine sie das Wissen über die Gleichstellung von Mann und Frau gepachtet."

In der Kommentarspalte bei Christian Schmidt sorgten die Diskussionsbeiträge von Birgit Kelle für Kritik. "Das war ein interessanter Moment: Birgit Kelle überholt die grosse Vorsitzende auf der feministischen Überholspur" findet "Alex", worauf "Nick" erwidert: "Der Wer-beschützt-die-Frauen-am-besten–Wettbewerb. Es war vorhersehbar." Der Kommentator "Teardown" hält fest: "Krasse Scheiße ... 0 (in Worten Null) Sendezeit über Benachteiligungen oder Problemlagen von Männern gesprochen." Für Ärger sorgte auch, dass die Behauptung eines Gender-Pay-Gaps von acht Prozent nicht als falsch aufgedeckt wurde, und das in unseren Leitmedien traditionelle Männerbashing zum Ausklang von Plasbergs Talk.

Stefan Winterbauer findet es auf Meedia auch nach dem neuen Talk mit Gästen wie "Stress-Braut" Wizorek und "Aggro-Mum" Kelle schwer zu sagen, ob "dieser ganze Genderkram jetzt kompletter Quatsch oder wahnsinnig wichtig" sei und schlägt vor, das Thema in einer dritten Sendung zu vertiefen: "Kubicki kann bleiben, die Frau mit dem Doppelnamen auch. Die war lustig. Und noch unbedingt diesen Biologie-Professor aus Kassel einladen, der sagt, dass Männer bloß doofe Frauen wollen, die gut aussehen und kochen können."

Zuerst erschienen auf genderama.blogspot.de

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Kommentare zum Artikel

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Gravatar: Herrenreiter

Aha, Anton Hofreiter ist der Pralinenonkel der Grünen! Eigentlich logisch, wenn Feministinnen und Genderistinnen dermaßen stark auf Frauenrollen und –rechte – aber bitteschön- nur „moderner“ Frauen fokussiert sind. Womit will man bei diesen Kämpferinnen (um Ihresgleichen) als Mann sonst punkten, wenn man sie nicht gleich zum Feind haben will? Schickes Motorboot wie bei Kubicki?- Machohaft und sexistisch! Mit Fachwissen, wenn man, wie Kubicki, der feministischen Oberaufseherin über Gut und Böse, Frau Mattfeld-Kloth, nachweist, dass sie als Juristin das Grundgesetz falsch zitiert, wonach Mann und Frau eben nicht „gleich“, sondern „gleichberechtigt“ sind? Da hat das grüne Männchen aus Bayern mit der Wizorek-Frisur sich dann doch lieber für süßes (hoffentlich veganes, laktose- und sonstwie intoleranzfreies!) Naschwerk entschieden…

Gravatar: h.glanzmann

anregung für die tv-anstalten; jede woche eine comedey-sendung weniger und dafür frau mattfeld-kloth. das würde ein /e quotenkönig/in

Gravatar: Ulli P.

"Das Gesicht zur Faust geballt ..." (Birgit Kelle in ihrem Buch <Mach doch die Bluse zu> über die Kampf-Emanzen wie Frau Mattfeldt-Kloth).

Sie haben kein einziges Argument für ihre Ideologie, auch nicht mit Unterstützung des Herrn Hofreiter, sind aber ständig beleidigt und pochen auf ihre angebliche Diskriminierung und die Diskriminierung von verschwindend kleinen Minderheiten aus der LSBTTG-"Community".

Man muss sich letztere nur auf den sog. CSD-Umzügen ansehen, um zu wissen, wie ernst die zu nehmen sind ...

Gravatar: Dr. Bruno Köhler

Die wichtigste Frage: Genehmigt der Frauenrat nun diese Version mit den korrigierten Meinungen, oder muss die Runde nochmal ran?

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