Erschreckend und einfach gut: „Zombies, Hacker und legale Drogen“

Gleich vorneweg: Das Buch ist erstens leicht und zweitens schnell zu lesen. Es ist für mich eine kleine Antwort auf die kürzlich mich gerichtete Frage, was denn eigentlich Libertarismus sei. Bei allem Humor, bei aller Leichtigkeit, fehlt es nicht an Ernsthaftigkeit.

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Als mich Henning Lindhoff, stellvertretender Chefredakteur der eigentümlich frei, bat, eine Rezension für sein neues Buchprojekt „Einsprüche für die Freiheit“, dessen erster Band mit dem Titel „Zombies, Hacker und legale Drogen“ gerade veröffentlicht wurde, zu schreiben, wusste ich noch nicht genau, was auf mich zukommen würde. Ich habe schon des Öfteren Beiträge von Herrn Lindhoff aus der Online-Ausgabe des ef-Magazin in meiner wöchentlichen Linkrutsche beworben, kenne auch sein anderes Buchprojekt „Freiheitskeime“, in dem jährlich libertäre Autoren mit kurzen Essays zu Wort kommen, aber wie ein eigenes Buch aussehen würde, davon habe ich mich überraschen lassen.  Gleich vorneweg: Das Buch ist erstens leicht und zweitens schnell zu lesen. Es stellt für mich eine kleine Antwort auf die kürzlich von einem Leser meines Blogs an mich gerichtete Frage dar, was denn eigentlich Libertarismus sei. Lindhoffs Buch vermittelt auf recht überschaubaren 58 Seiten keine theoretische Definition des Begriffes, trotzdem wird jeder Leser am Ende eine Vorstellung haben, was denn mit dem libertären Freiheitsbegriff gemeint ist. In den meist nur zwei- bis dreiseitigen Kapiteln antwortet Lindhoff dabei auf gängige kritische Anmerkungen gegen Freiheitlichkeit, Marktwirtschaft und nur scheinbar plausible Argumentationen, warum staatliche Eingriffe notwendig sind – und widerlegt sie alle!  Dass er das mit Humor tut – gerade beim Kapitel über eine möglicherweise bevorstehende Zombie-Apokalypse, die in den Buchtitel und auch in das etwas verstörende Cover Eingang gefunden hat, musste ich laut auflachen – macht die Lektüre zu einem leichten Unterfangen. Wenn man wissen will, warum die Anlage in Gewehrpatronen gewinnbringend sein kann und warum es gut ist, im Falle einer Zombierevolution auf eine Schweißerausbildung zurückgreifen zu können, gibt es hierfür im Buch ebenso Gründe wie für die Widerlegung der Annahme, ein freier Markt führe zu Kriegen oder hohe Wolkenkratzer seinen ein Symbol prosperierender Wirtschaftssysteme.  Wie man an den Themen erkennt: Bei allem Humor, bei aller Leichtigkeit und Eingängigkeit der Argumentation, fehlt es auch nicht am ernsthaften Grundton. Und neben dem Titelbild ist für den einen oder anderen vielleicht auch erschreckend, was Freiheit – verstanden als Freiheit von insbesondere staatlichem Zwang – zu Ende gedacht bedeuten kann. Ich bin beispielsweise kein Fan der Freigabe harter Drogen und doch kann ich Lindhoffs Argumentation pro Legalisierung – die zugegeben in libertären Kreisen nicht ganz neu ist – einiges abgewinnen. Auch der Nachweis, warum das „fair trade“-Konzept eben kein gerechtes geschweige denn ein freiheitliches ist, ist für den einen oder anderen, der bislang „fair gehandelte“ Produkte wie Kaffee oder Schokolade im Einkaufswagen hatte, mindestens so überraschend wie die Tatsache, dass der freie Handel von Elfenbein, Pelzen und tropischen Hölzern der Arterhaltung dienen kann.  Was bleibt von so einem kurzen Buch, eigentlich ist es mehr ein umfangreiches Heft? Ich bin sicher, dass Leser, die sich einen Einblick in die Welt des Libertarismus verschaffen wollen, nach der Lektüre mit einem erweiterten Begriff von Freiheit argumentieren und hinsichtlich der Einschränkung von Freiheiten die Welt zukünftig wesentlich objektiver und damit auch kritischer betrachten werden. Ich denke aber, dass auch "gestandene Libertäre" in dem Buch Anregungen zur Diskussion und Argumentation finden werden. Man mag der einen oder anderen im Buch propagierten These widersprechen, sieht sich aber dann unversehens mit der Frage konfrontiert, ob dieser Widerspruch der Freiheit oder doch nur der Durchsetzung der eigenen finanziellen, politischen, vielleicht auch moralischen oder religiösen Interessen dient.  Und so hat eine Rezension wie diese auch ihren Platz in einem katholischen Blog verdient: Wie ich schon mehrfach geschrieben habe, ist unser Glaube ein Glaube der Freiheit, Gott hat uns Freiheit geschenkt! Wir sind aufgefordert, diese Freiheit verantwortungsvoll zu nutzen, aber wir sollten diese Freiheit niemandem streitig machen und sie uns auch nicht von Regierungen und Bürokratien aus den Händen nehmen lassen! Um die Sinne für solche Einschränkungen der Freiheit zu schärfen kann ich also das kleine Buch nur jedem Leser dieses Blogs empfehlen, vor allem denjenigen, die sich ganz generell für mein Leib-und-Magen-Thema „Glaube und Libertarismus“ interessieren.

Beitrag erschien auch auf: papsttreuer.blog.de

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