Energiepolitik : Der Energiewende geht die Puste aus*

Norman Hanert (Red. PAZ)* Robert Habeck besinnt sich auf Kohlekraft- statt auf sauberere Atom-Kraftwerke zurück ; TÜV Süd kann Mangel an Brennelementen nicht bestätigen

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Im März stellte Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck fest, dass Versorgungssicherheit im Zweifel wichtiger sei als Klimaschutz. Ende Juni folgte die nächste Kehrtwende des Grünen-Politikers. Um von russischen Gasimporten unabhängiger zu werden, kündigte Habeck an, Gaskraftwerke vom Netz nehmen zu wollen und stattdessen wieder  Kohle verstromen zu lassen. „Das ist bitter, aber es ist in dieser Lage schier notwendig, um den Gasverbrauch zu senken“, so der Bundeswirtschaftsminister.

Wie es in einer Mitteilung von Habecks Wirtschaftsministerium heißt, sollten sich die Betreiber dieser Ersatzkraftwerke bereits darauf einstellen, ihre Anlagen startklar zu machen, „sodass alles so bald wie möglich einsatzbereit ist“. Die Branche selbst zeigt sich dazu bereit. Nach Angaben der Energiewirtschaft können die in Reserve gehaltenen Braunkohle-Kraftwerke relativ schnell wieder hochgefahren werden.

Versorgungssicherheit ist laut Habeck wichtiger als Umweltschutz

Habecks Plan hat allerdings einen Haken, der mit einem Grundproblem der Energiewende zu tun hat. Die Gaskraftwerke liefern nämlich die Flexibilität in der Stromerzeugung, die notwendig ist, um die Unberechenbarkeit der Windkrafträder und Solarparks auszugleichen. Liefern diese Anlagen zu wenig Strom, lassen sich Gaskraftwerke als Ersatz innerhalb von Minuten hochfahren. Die Kohlekraftwerke sind dagegen ideal, um zuverlässig die Grundlast abzudecken.

Mit Blick auf die Energiewende hatte der schwedische Energieversorger Vattenfall bei seinem Kohlekraftwerk in Hamburg-Moorburg versucht, Grundlastfähigkeit mit Flexibilität zu koppeln. Resultat dieser Bemühungen war, dass Moorburg nach Angaben Vattenfalls „innerhalb von nur zehn Minuten seine Leistung um bis zu 500 Megawatt steigern oder absenken“ konnte. Wie die Gaskraftwerke könnte Moorburg damit eigentlich ein Teil der Lösung für eines der Kernprobleme der Energiewende darstellen.

Das Problem dabei:

Deutschlands modernstes Kohlekraftwerk ist seit dem Juli 2021 stillgelegt. Jahrelanger Gegenwind, der unter anderem sehr stark von den Grünen kam, juristische Klagen und Umweltauflagen haben dafür gesorgt, dass das Kraftwerk in Hamburg-Moorburg niemals wirtschaftlich betrieben werden konnte. Als Konsequenz hat Vattenfall ein mit dem Kohleausstiegsgesetz geschaffenes Angebot genutzt, und sich an einer Auktion der Bundesnetzagentur zur Stilllegung von Kraftwerkskapazitäten beteiligt.

Ende Februar teilte das Unternehmen mit, dass es die Vorbereitungen für den Rückbau des Kohlekraftwerks Hamburg-Moorburg wegen des Ukrainekriegs vorerst gestoppt habe.

Tatsächlich hat die fragile Lage auf dem Energiemarkt dazu geführt, dass mittlerweile über Dinge geredet wird, die noch vor wenigen Monaten zumindest aus Sicht der Grünen undenkbar erschienen. Der Rückgriff auf Kohlekraftwerke ist dabei nur ein Beispiel. Grünen-Chef Habeck selbst hatte im März im ZDF-Morgenmagazin und auch bei „Lanz“ selbst eine Wende bei den Atomkraftwerken nicht völlig ausgeschlossen. Er werde selbst einen Weiterbetrieb der letzten noch betriebsbereiten Kernkraftwerke „ideologiefrei“ prüfen, so Habeck im Frühjahr.

Habecks Wirtschaftsministerium und auch das von der Grünen Steffi Lemke geführte Umweltministerium befanden in einem gemeinsamen Prüfvermerk dann doch recht schnell, dass „eine Laufzeitverlängerung der drei noch bestehenden Atomkraftwerke auch angesichts der aktuellen Gaskrise nicht zu empfehlen“ sei. Mittlerweile ist auch die Diskussion um den Weiterbetrieb der deutschen Kernkraftwerke wieder zurück.

Söder widerspricht

So schlug etwa CSU-Chef Markus Söder vor, die AKW entgegen dem Ausstiegsbeschluss über den Jahreswechsel weiterlaufen zu lassen. Söder sagte: „Wir werden im Winter ab dem 1. Januar neben einem echten Gasproblem noch eine zusätzliche Stromlücke erhalten. Es gibt keine Argumente, außer rein ideologischen Basta-Argumenten, die Kernkraft nicht zu verlängern.“ 

Habeck und auch Kanzler Olaf Scholz erteilten diesen Vorschlägen allerdings eine Absage. Söder kann sich bei seinem Vorschlag allerdings auf ein Gutachten des TÜV Süd stützen, welches das bayerische Umweltministerium in Auftrag gegeben hat. Beschäftigt hatte sich der TÜV Süd mit der Frage, ob es möglich wäre, das Atomkraftwerk Isar 2 länger am Netz zu lassen als bis zum 31. Dezember 2022. Laut dem Gutachten des TÜV bestehen „aus sicherheitstechnischer Sicht“ „keine Bedenken“. Auch ein Mangel an Brennelementen, wie dies Habeck suggeriert hatte, ist offenbar kein unüberwindliches Problem.

Die Brennelemente können noch etliche Monate weiter genutzt werden, auch die Lieferung von neuem Brennstoff ist möglich, ohne dabei auf Russland zurückzugreifen.

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)*  Anmerkung der EIKE-Redaktion :

Dieser Aufsatz ist zuerst erschienen in der Preußischen Allgemeinen Zeitung;  24. Juni 2022, S.7; EIKE dankt der PAZ-Redaktion sowie dem Autor Norman Hanert für die Gestattung der ungekürzten Übernahme, wie schon bei früheren Artikeln :   https://www.preussische-allgemeine.de/ ; Hervorhebungen im Text: EIKE-Redaktion.

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Kommentare zum Artikel

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Gravatar: Klaus Peter+Kraa

Der wie Merkel vom Kapitalismus freigespülte Kommunist Scholz sollte die wahre Realität erfassen, nämlich das der Krieg in der Ukraine von NATO und EU bewußt provoziert worden ist und sein amerikanischer Übervater solche wie Ihn als nützliche Idioten benutzt, dass also Leute wie er und seine Ampel den Kriegstreibern in der Ukraine beigetreten sind und jetzt damit das ganze Land mit rein ziehen - aber denken ist vermutlich nicht die starke Seite dieses korrupten Nachtwächters. Aber selbst die Deutschen werden das beim nächsten möglichen Blackout merken: Wenn alle ihre Irrtümer verbraucht sind, sitzt ihnen als letzter Gesellschafter das Nichts gegenüber: Es heisst Merkel, Scholz, Habeck, Lauterbach & Co,

Gravatar: Lutz

Einfach herrlich, wie der kriegsgeile Kuhscheiße-Stapler schon nach einem guten halben Jahr auf die grüne Fresse geflogen ist. Doppeltusch! Und das ist gut so.

Robbylein, atme jetzt einmal tief durch, ziehe dir ein Müsli mit Wasser rein und schreibe 200 Mal auf: An Nordstream 2 führt kein Weg vorbei und ich bin dabei!!!

Wladimir Wladimirowitsch muß sich doch bei dem Berliner Affenzirkus schlapplachen!!!

Gravatar: Gerhard G.

Ich habe es mir angetan …Befragung des Kanzlers etc.
13.34 Uhr: Ein AfD-Politiker wirft dem Kanzler angesichts des Ukraine-Kriegs eine „Politik der Verknappung“ vor, die „realitätsfern“ sei und die sozialen Aspekte nicht berücksichtige. Darauf antwortet Scholz klar: „Realitätsfern ist das, was Sie sagen. Sie nehmen nicht zur Kenntnis, dass da tatsächlich ein Krieg ist in der Ukraine“. Die richtige Antwort sei die Unterstützung der Ukraine. Trotz der sozialen Folgen, müsse die Hilfe für die Ukraine geleistet werden.
Der AfD-Politiker hakt nach: „Was bringt das, wenn wir hier frieren?“ Und: „Warum halten Sie an den Sanktionen fest?“ Dadurch werde der Wohlstand in Deutschland zerstört. Scholz antwortet: „Ich halte fest: Die AfD ist nicht nur eine rechtspopulistische Partei, sondern auch die Partei Russlands“. Darüber hinaus gelte: Die Regierung habe sich sorgfältig auf die Situation vorbereitet, etwa was die Energieversorgung betrifft.


Durch den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine ist auch die Energieversorgung gefährdet. Der Bundeskanzler lehnt eine Verlängerung der Laufzeit der drei in Deutschland noch arbeitenden Atomkraftwerke ab. Es gehe vielmehr darum, dass die drei Meiler im Sommer so viel Strom wie möglich produzierten, um gleichzeitig die Gasverstromung reduzieren zu können, so Scholz im Bundestag.
Das sind Antworten eines Deppen kurz vorm Ersaufen.
Hoffentlich erlebe ich noch wenn er mit samt der Ampel zur Hölle fährt

Gravatar: Werner Hill

Wenn Habeck auch noch zur Erkenntnis käme, daß Versorgungsicherheit wichtiger ist, als fremdbefohlene Sanktionen gegen Russland wäre er mir sofort weniger unsymphatisch und noch dazu wäre es gut für Deutschland (ohne schlecht für die Ukraine zu sein!)

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