Einkommensteuer: Wie uns der Staat das Geld aus der Tasche zieht

Die Kirchensteuer, der man sich durch den einfachen Austritt aus der Kirche entziehen kann, orientiert sich an der Leistungsfähigkeit der Mitglieder. Wer viel verdient – gemessen anhand der Einkommensteuerbelastung – zahlt viel, wer wenig oder nichts verdient, zahlt halt auch wenig oder gar nichts. Dieses Verhältnis sollte man nicht aus den Augen verlieren.

Veröffentlicht:
von

Manchmal denke ich ja, was rege ich mich eigentlich auf über Beiträge in Sonntagszeitungen, die ich nicht kaufe und deren Beiträge gratis im Internet nachzulesen sind – kann mir doch wurscht sein, ob Beiträge in einer überregionalen Wochenzeitung oder im wöchentlichen Lokal-Werbeblatt erscheinen. Aber es ist eben doch ein Unterschied, und auch wenn ich eine Zeitung und seinen Verlag nicht finanziell durch den Kauf einer Zeitung unterstütze, weiß ich, dass es eben doch viele tun … und sich in gewisser Weise auch mit der politischen Linie des Blattes identifizieren, und es im Kopf weiter entwickeln, wenn sie auch nicht alles toll finden, was sie dort gedruckt vorfinden.

Zu einer der etablierten Wochenblätter, die sonntags auf den Frühstückstischen in Deutschland liegen, gehört die Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung (FAS), die mit einem besonderen Titel an den Start ging: „Volle Kassen durch Kirchensteuer – Rekord-Einnahmen bei den Kirchen“ Passend zum Sonntag, dem Sonntag nach dem Tag der deutschen Einheit, der sich vielen Deutschen leider nur als Kostenfaktor denn als Tag der Freiheit in der Erinnerung festgesetzt hat, passend also zum Tag des Herrn: Kirchenkritik. Das heißt: Man tut den FAS-Redakteuren unrecht, wenn man das so platt abhandelt. Denn was sie berichten sind erst mal Fakten, die auch kürzlich in einem anderen Medienmagazin, allerdings mit anderen Zahlen, wiedergegeben wurden: Trotz sinkender Mitgliedszahlen verbuchen katholische und evangelische Kirche Rekordeinnahmen bei der Kirchensteuer!

Im Internetbeitrag ging es also – trotz des reißerischen Titels – gar nicht um eine Kritik dieses Zusammenhangs. Diese Kritik muss man aber auch gar nicht bringen, denn die Kommentare verselbständigen ein solches Reizthema von alleine. Ein Blogger der Huffington-Post (HP) titelt denn auch so, wie es der eine oder andere FAS-Redakteur möglicherweise gemeint hat: „Kirchensteuer: Wie uns die Kirchen das Geld aus der Tasche ziehen“. Nun wird man in meinem Blog eine Verteidigung des deutschen Systems der Kirchensteuer vergeblich suchen – sie hat ihren Zweck, sie hat ihre historische Begründung … und sie hat so deutliche Mängel, dass eine Abschaffung das beste ist, was der Kirche als mystischem Leib Christi mit dem Auftrag der Evangelisierung passieren kann!

Das heißt aber nicht, dass die Argumente, die gegen die Kirchensteuer vorgebracht werden, richtig sind. Zunächst mal ist richtig, dass mit steigenden Einkommensteuereinnahmen auch die Kirchensteuereinnahmen steigen – jedenfalls die der Kirchenmitglieder. Der Zusammenhang ist ganz einfach der, dass die Kirchensteuer als ein Prozentsatz der Einkommensteuer (8 % inBaden-Württemberg und Bayern bzw. 9 % in allen anderen Bundesländern) berechnet wird. Wenn der unter dem Pseudonym maboh schreibende HP-Autor also beschreibt „Die FAS rechnet vor: Steigt das Aufkommen der Lohn-, Einkommen- und Kapitalertragsteuer, steigt das Kirchensteueraufkommen automatisch mit. Allein seit 2010 seien auf diese Weise die Kirchensteuereinnahmen um mehr als 17 Prozent gestiegen, seit 2005 sogar um 43 Prozent, schreibt die Zeitung.“ dann tut er den FAS-Redakteuren wiederum auch zu viel Ehre an. Berücksichtigt man die sinkenden Mitgliederzahlen ergibt sich der Rest dieser Entwicklung aus einem einfachen Dreisatz – da muss man hoffentlich nicht allzu viel „vorrechnen“.

Die Kirchensteuer, der man sich wenn man denn will durch den einfachen Austritt aus der Kirche entziehen kann, die insofern eine freiwillige Leistung darstellt (die Besonderheiten der katholischen Kirche und der aufgezeigten Konsequenzen sind mir wohl bewusst, stellen aber wie ich annehme für die betreffenden Klientel kein Problem dar), orientiert sich an der Leistungsfähigkeit der Mitglieder. Wer viel verdient – gemessen anhand der Einkommensteuerbelastung – zahlt viel, wer wenig oder nichts verdient (gemessen daran, dass keine Einkommensteuer gezahlt wird) zahlt halt auch wenig oder gar nichts. In Kenntnis der durchaus bestehenden Problematik des Einzugs des Kirchenbeitrags über die Steuer und auch in Kenntnis dessen, dass die Kirche durchaus noch andere staatliche Geldquellen hat, die aber schwer gegen den Nutzen abzugrenzen sind, erscheint dieses Verfahren doch zumindest fair zu sein, fairer jedenfalls als ein fester Beitrag, den manche nicht werden zahlen können, während ihn andere kaum spüren.

Zudem: Selbst wenn auch heute noch oft vom „Zehnten“ gesprochen wird, also einer Abgabe zur Finanzierung der Aufgaben der Gemeinde in Höhe eines Zehntels der „Ernte“, also des Einkommens, kann man ebenso leicht nachrechnen, dass bei einer durchschnittlichen Einkommensteuerbelastung von 30 % (das betrifft einen Ledigen ohne Kinder bei einem steuerpflichtigen Gehalt von etwa 70.000 €) 2,7 % des (einkommensteuerpflichtigen!) Einkommens an die Kirche gezahlt werden, also rund 1.900 €. Das kann – so mag mancher einwenden – für den einen oder anderen eine Menge Geld sein – ist es aber weniger für den kinderlosen Junggesellen mit 70.000 € (nach allen steuerrechtlichen Abzügen) Einkommen!

Wenn heute dieser vermeintliche Geldsegen für die Kirchen kritisiert wird, muss man sich zudem vor Augen halten, dass diese Zusatzeinnahmen trotz gegenläufiger Effekte aus den Mitgliedszahlen erreicht werden – was umgekehrt bedeutet: Die Zusatzbelastung aus der reinen Einkommensteuer ist seit 2010 um deutlich mehr als 17 %, seit 2005 sogar um deutlich mehr als 43 % gestiegen! Warum sich über diese staatliche Enteignung, gegen die man sich mit legalen Mitteln eben nicht wehren kann, kein Aufruhr erhebt sondern man diese Belastungszunahme als Ausweis einer gesundenden Volkswirtschaft missinterpretiert, während sich an der Kirchensteuer die Gemüter erhitzen, ist mir einigermaßen schleierhaft.

Wie gesagt: Ich bin kein Freund der Kirchensteuer; ich sehe, dass mit diesen Mitteln – neben vielen guten – auch zweifelhafte Zwecke (zum Beispiel die Finanzierung glaubenskritischer Verbände wie ZdK oder BDKJ) finanziert werden; ich sehe auch, dass sich Kirchenvertreter gerade durch die Bindung der Kirchensteuer an die Einkommensteuer in ein ungesundes Abhängigkeitsverhältnis zur Politik begeben, das ich nicht mal in der Tendenz gutheißen kann. Die Kirchensteuer gehört in meinen Augen abgeschafft, daran habe ich keinen Zweifel! Wer aber heute den Popanz der im Überfluss schwelgenden Kirche heraufbeschwört, der sollte neben den Leistungen der Kirche auch die oben beschriebene Verhältnismäßigkeit nicht aus den Augen verlieren!

Zuerst erschienen auf papsttreuer.blog.de

Für die Inhalte der Blogs und Kolumnen sind die jeweiligen Blogger verantwortlich. Die Beiträge der Blogger und Gastautoren geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion oder des Herausgebers wieder.

Ihnen hat der Artikel gefallen? Bitte
unterstützen Sie mit einer Spende unsere
unabhängige Berichterstattung.

Abonnieren Sie jetzt hier unseren Newsletter: Newsletter

Kommentare zum Artikel

Bitte beachten Sie beim Verfassen eines Kommentars die Regeln höflicher Kommunikation.

Gravatar: h.bernecker

Nur daß das geld in andere taschen verschwindet. In unserem
Land verkommt alles und wir schauen tatenlos zu.
Wir sind dank Brüssel und USA schon jetzt eine Diktatur und
alle sind begeistert.
Ach die bösen.....Russen, ja die sind schuld an allem.

Gravatar: Paul Hammerschmidt

Statt mit den Mehreinnahmen durch die Lohnsteuer Christen im Nahen Osten zu helfen sich gegen die IS Sadisten zu verteidigen, werden Waffen an die Kurden geliefert. Die benötigte Flüchtlingshilfe bleibt ganzt aus, weil ja jetzt die Türkei zuständig ist. Leider landen die Steuereinnahmen in Etats unfähiger Politiker, die Milliarden in fragwürdigen Bauprojekten versenken, wie z.B. dem neuen Berliner Flughafen. Nicht anders sieht´s im Verteidigungsministerium aus, wo offenbar viel zu lasche Verhandlunegn und Verträge mit den Rüstungskonzernen getätigt wurden. Für mich ist das nicht anderes als Korruption. Und da erlauben sich auch noch die Politiker der BRD Präsident Putin vorzuwerfen, die Duma würde zu wenig gegen die Korruption in Russland unternehmen. Wo sie doch selbst das Volks Plündern und berauben. Demnächst muss die Bundesbank wieder mehr Schulden machen um Sozialleistunegn auszubezahlen für die vielen Aufstocker, die zwar einen Mindestlohn von 8,50 € bekommen, aber denen viele größere Arbeitgeber Sonderzahlungen wie Urlaubsgeld, Weihnachtsgeld und VWL streichen. Die Fastfoodkette Burger King ist schon aus dem Arbeitgeberverband ausgetreten; mit der Begründung man zahle schon den Mindestlohn. DIeser Mindestlohn der SPD ist ein Fragment aus der Kommunistischen Planwirtschaft und hilft den Politikern blos Stimmen für Wahlen zu gewinnen und die Verschuldung des Staatshaushaltes voranzutreiben. Sonst nichts.

Schreiben Sie einen Kommentar


(erforderlich)

Zum Anfang