Eine Welt ohne Wachstum?

Wachstumskritik ist in Mode. Als Ideal wird Wohlstand ohne Wachstum propagiert. Statt Wachstum setzen diese wachstumskritischen Konzepte auf Umverteilung.  Ist das aber realistisch?

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Bei gleicher Verteilung wäre jeder Deutsche auf Hartz-IV

Das Weltbruttoinlandsprodukt beträgt heute etwa 70 Billionen US-Dollar. Es leben etwa 7 Milliarden Menschen auf der Welt. Pro Kopf sind das im Durchschnitt etwa 10.000 US-Dollar im Jahr. Dies ist natürlich nicht gleichmäßig verteilt. Nehmen wir an, der utopische Traum aller Linken würde wahr und das Geld würde gleichmäßig auf alle Köpfe verteilt. Das entspricht etwa einem Monatseinkommen von 833 US-Dollar (brutto).  Bei vollkommen gleichmäßiger Verteilung auf der Welt würde niemand mehr verdienen als eben diese Summe. Würde die Linke tatsächlich eine vollkommen gleiche Verteilung auf der Welt anstrebend, dann dürfte sie sich im Grunde in Deutschland nicht für höhere Löhne einsetzen. Würde der Wohlstand auf der Welt umverteilt, wäre jeder Deutsche auf Hartz-IV.

(Das die Weltwirtschaft kollabieren würde, weil es keine unternehmerische Tätigkeit und keine Investitionen mehr gäbe, lassen wir an dieser Stelle, um es einfach zu machen, bei Seite.)

 

Ohne Wirtschaftswachstum schlägt das Bevölkerungswachstum durch

Tun wir einmal so als könne man tatsächlich den Gesamtwohlstand einfrieren. Dann würde die Bevölkerungsdynamik voll durchschlagen und würde nicht durch Wachstum abgefedert. Nach der mittleren Bevölkerungsprognose wächst die Weltbevölkerung von heute 7 Milliarden Menschen auf 9 Milliarden Menschen im Jahr 2050. Würde die Welt nun tatsächlich auf Wachstum verzichten, wie das die Wachstumskritiker fordern, dann würde dieses durchschnittliche Einkommen pro Kopf weiter sinken, da ja das Weltbruttoinlandsprodukt unverändert bliebe. Nämlich auf 7777 US-Dollar pro Kopf, also auf etwa 648 US-Dollar im Monat.

Der Bevölkerungsanstieg auf 9 Milliarden Menschen ist die mittlere Prognose, sollte sich die hohe Projektion als richtig erweisen und die Weltbevölkerung auf 11 Milliarden Menschen ansteigen, würde sich der Wert auf 530 US-Dollar pro Monat reduzieren. In der Realität sind diese 530 US-Dollar im Monat natürlich nicht gleichmäßig verteilt. Würde man tatsächlich versuchen eine solche gleichmäßige Verteilung durchzusetzen, würde wahrscheinlich die Weltwirtschaft zusammenbrechen und in den westlichen Wohlstandsländern gäbe es Revolutionen. In der Praxis würde also ein Verzicht auf Wachstum dazu führen, dass sich das Prokopfeinkommen in vielen armen Ländern radikal reduzieren würde. Dies wäre eine Armutskatastrophe enormen Ausmaßes.

Damit der Wohlstand nicht schrumpft, muss die Weltwirtschaft wachsen

Um den Wohlstand stabil zu halten, müsste das Weltbruttoinlandsprodukt für die mittlere Prognose real von 70. Billionen US-Dollar auf 90 Billionen US-Dollar bis zum Jahr 2050 wachsen. Das entspricht etwa einem Wirtschaftswachstum von 0,65 Prozent. Damit wäre aber im Vergleich zu heute noch keinerlei Wohlstandszuwachs erreicht. Würde die hohe Projektion zu treffen, dann müsste das Weltbruttoinlandsprodukt auf 110 Billionen US-Dollar wachsen, nur um den Wohlstand stabil zu halten. Dies entspräche einem kontinuierlichem Wachstum von 1,117 Prozent im Jahr. Damit wäre aber noch immer kein Wohlstandszuwachs verbunden.

Mit Wachstum von 2 Porzent auf das globale Niveau von Tschechien

Das BIP pro Kopf in Tschechien beträgt 17, 000 US-Dollar. Um jeden der wahrscheinlichen 9 Milliarden Erdenbürger im Jahr 2050 im Schnitt den Wohlstand eines durchschnittlichen Bürgers der tschechischen Republik zu sichern, müsste das Weltbruttoinlandsprodukt auf 153 Billionen US-Dollar ansteigen. Das entspricht einem gleichmäßigen Wachstum von über zwei Prozent. Wenn die Weltbevölkerung auf 11 Milliarden anwächst muss das Welt-BIP auf 187 Billionen US-Dollar ansteigen, um auf den Durchschnittswert Tschechiens zu kommen. Das entspricht einem Wirtschaftswachstum von 2,5 Prozent.

Mit Wachstum von vier Prozent auf das globale Niveau von Deutschland

Um für die Welt im Jahr 2050 das Durchschnittseinkommen der Bundesrepublik Deutschland zu erreichen, 36 000 US-Dollar (Kaufkraftparität); müsste das Welt-BIP auf 324 Billionen US-Dollar anwachsen, wenn wir von 9 Milliarden Erdenbürgern ausgehen. Das entspricht einer jährlichen Wachstumsrate von etwas über vier Prozent. Ein Anstieg der Weltbevölkerung auf 11 Milliarden Menschen würde ein Wachstum von 4,5 Prozent erforderlich machen, um dieses Ziel zu erreichen.

Wachstum ist unverzichtbar, wenn man eine Armutskatastrophe verhindern will

Diese Zahlen zeigen, dass ohne Wachstum die sozialen Probleme dieser Welt nicht zu bewältigen sind. Aber auch, dass schon kleine Wachstumszuwächse erhebliche Wirkungen für die Wohlstandsperspektiven der Weltbevölkerung haben und den Bevölkerungszuwachs überkompensieren können.Wenn man nicht weite Teile der Weltbevölkerung in noch tiefere Armut stürzen oder Verteilungskonflikte ungekannten Ausmaßes entfachen will, dann kann man in dieser Welt auf Wachstum nicht verzichten.

Dieser Beitrag erschien zu erst auf dem Blog des Liberalen Instituts

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Kommentare zum Artikel

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Gravatar: Hans von Atzigen

Wachstum: Fragt sich was fuer Fachstum.
In die Hoehe oder in die Breite.Leider fehlen fuer beides innzwischen die voraussetzungen.Der Planet ist unabwendbar begrenzt.Es gibt nur 2 Moeglichkeiten viele Menschen mit wenig Wohlstand oder weniger Menschen mit mehr Wohlstand.Ergaenzt um den Faktor das weniger Menschen ihren Wohlstand auf der Basis der gegebenen Moeglichkeiten Real durch entsprechende Leistung erarbeiten.Alles andere beruht auf dem fatalen Irrgauben eines oekonomieperpetuummobile.Dies knallharten Fakten koennen weder Ideologie noch andere Treumereien aus der Welt schaffen.

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