Eine Provokation namens Negativsteuer

Es gibt keinen Schwachsinn, der nicht von einem noch größeren übertroffen werden könnte. Das ist die Forderung nach einer „Negativsteuer“.

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Sie übertrifft in ihrer populistischen Blödheit und Ungerechtigkeit sogar die Tatsache, dass noch immer in keinem Steuerkonzept steht, woher eigentlich das Geld dafür genau kommen soll.

Über die sogenannte „Gegenfinanzierung" wird seit Jahren ergebnislos diskutiert. Über die „Negativsteuer“ nicht einmal das. Dabei ist sie nicht nur sprachlich ein Widerspruch in sich.

Steuern sind ja ein Beitrag zu den – wirklichen und behaupteten – Aufgaben eines Staates, von der Sicherheit (die vernachlässigt wird) bis zu den zahllosen Sozialtöpfen (die randvoll sind). Viele Menschen zahlen aber keine Einkommensteuer, tragen also nichts bei. Bei einer Negativsteuer sollen sie dennoch auch noch Geld bekommen! Offenbar als „Belohnung“ fürs Nicht-Beitragen. Unlogisch, widersinnig, aber bei den Nutznießern natürlich populär. Also „populistisch“.

Niemand möge diesen Unsinn für sozial oder gar „gerecht“ halten. Denn eine Negativsteuer stellt ja einen starken Anreiz dar, keinesfalls mehr zu arbeiten und zu leisten. Das ist für jedes Gemeinwesen ein absolut schädlicher Anreiz.

Statistiken zeigen jetzt schon, dass auffallend viele Menschen mit ihren Einkünften knapp unterhalb jener Schwelle aufhören, ab der sie Steuer zahlen müssten. Es gibt ja jetzt schon Negativsteuern in meist versteckter Form, die jeden offengelegten Zusatzverdienst zur masochistischen Übung machen. Jeder weitere Anreiz würde dieses Phänomen noch vermehren.

Im Wohlfahrtsstaat werden ohnedies schon gewaltige Mittel an wirklich oder angeblich Arme umverteilt. Zwei Drittel aller Steuern und Abgaben werden dafür ausgegeben. Es ist geradezu denkunmöglich, dass da irgendjemand nicht schon jetzt bedacht wird, der wegen Behinderung, Krankheit oder Alter nicht selbst etwas zum Allgemeinwohl beisteuern kann.

Unter den Nicht- oder Geringverdienern, die nun zusätzlich belohnt werden sollen, sind viele durchaus gut gestellte Menschen. Man denke an jene, die exzellent von fremden Einkommen leben, etwa dem eines Lebensgefährten. Man denke an die vielen „kreativen“ Steuergestalter, die trotz offensichtlichen Reichtums offiziell nichts haben und nichts verdienen. Man denke an jene Masse, die „schwarz“ verdient. Man denke an jene, die von Geldern leben, die irgendwo zwischen Singapur und Lateinamerika gut versteckt sind.

Weiterlesen auf: andreas-unterberger.at

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Kommentare zum Artikel

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Gravatar: Selda Bittner

Ich frage mich, wo sie Ihren Doktortitel erworben haben? Wie können Sie die Forderung nach einer "Negativsteuer" Schwachsinn nennen?

Meine Familie ist selbst betroffen und ich habe vor kurzem erfahren, dass wir weder den Behindertenpauschbetrag noch diese monatlichen Fahrtkosten in Höhe von 400€!!!! geltend machen können, da mein Mann ein geringes Einkommen hat und so gut wie keine Lohnsteuern zahlt. Österreich macht es vor! Warum bekommen Besserverdienende, Alleinstehende etc. noch mehr Geld, wenn sie anscheinend sowieso schon so viel Geld verdienen, dass sie im MOnat auf hunderte von Euro Lohnsteuer kommen??


Diese Besserverdienenden Menschen zahlen doch aus einem bestimmten Grund Steuern? Können diese fairerweise auch absetzen bei hohen Werbungskosten.


Geringverdiener hingegen zahlen natürlich weniger Steuern und dennoch kommt es vor, dass auch diese Menschen hohe Werbungskosten haben oder eine Behinderung oder oder oder.

Mein Mann sollte ich einfach arbeitslos melden, dann könnte ich mein Studium zügig beenden, hätte eine ausgeglichene Ehe und keine Geldsorgen!! Stattdessen gehen täglich vier Stunden Zeit für die Pendlerei drauf und Geld, das wir für banale Dinge wie Lebensmittel und Kleidung benötigen!




Ich bin frustriert, dass wir im Jahr auf fast 7000€ verzichten müssen, da wir nicht genug verdienen!!!

Gravatar: keinUntertan

Das, was Sie Schwachsinn nennen, stamm in seiner Grundidee von Milton Friedman, neben von Mises und Hayek der Gottvater der Wirtschaftsliberalen. Entweder hatte er sich dabei etwas Kluges gedacht, das Sie noch nicht verstanden haben, oder vielleicht ist das ganze Konzept der neoliberalen Chicago-Boys für den Mülleimer ...???

Solange ein wachsender Teil der Bevölkerung immer weniger verdient, um die Binnenwirtschaft anzukurbeln, und solange ordentlich bezahlte Arbeitsplätze Mangelware sind, Billigjobs aber Überhand nehmen, läuft etwas schief. Das sehen doch auch Sie ein, oder ...?

Wenn alle ausreichend verdienen, braucht man keine Ideen wie die negative Einkommenssteuer oder das Grundeinkommen. Aber wer hat denn Interesse daran, dass die Löhne gedrückt und die Arbeitsplätze ins Ausland gehen...?

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