Eine Koalition betoniert sich ein

Es ist kaum zu glauben: Gerade haben die zwei Regierungsparteien die krachendste Demütigung der österreichischen Parteiengeschichte erlitten. Dennoch - oder gerade deshalb?

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hecken sie die weitestgehende Inbesitznahme der Republik aus, die es je gegeben hat. Es geht um ein gewaltiges Personalpaket, bei dem sich Rot und Schwarz auch Positionen aufteilen und für viele Jahre eigenen Parteigängern zuschanzen wollen, welche die beiden Parteien bisher noch nicht kontrolliert haben.

Was zugegeben in der österreichischen Realverfassung nicht mehr sehr viele Funktionen sind. Aber statt einzusehen, dass zwei Parteien, die für ihre eigenen Präsidentschaftskandidaten nur jeweils elf Prozent mobilisieren können, nicht mehr die ganze Republik gehört, mischen sie in einer Art Torschlusspanik noch rasch eine Extra-Portion Zement an, um sich zusätzlich einzubetonieren.

In der Koalition sollen jetzt bei einem großen Personalpaket folgende Positionen zwischen Rot und Schwarz aufgeteilt werden – und zwar offenbar möglichst rasch, bevor da ein neuer Bundespräsident dazwischenfunken könnte:

  • Der neue österreichische Richter am Europäischen Gerichtshof (die zweifellos mächtigste Position in der EU);
  • Der neue Rechnungshofpräsident;
  • Der (neue?) ORF-Generaldirektor samt der gesamten Führungscrew des Staatssenders;
  • Der neue Präsident des Verfassungsgerichtshofs;
  • Zwei weitere Richter des Verfassungsgerichtshofs.

Mit diesen Besetzungen wollen die beiden Regierungsparteien wichtige Machtpositionen auf viele weitere Jahre hinaus absichern, auch wenn die Totenglocken der rotschwarzen Koalition selbst schon zu läuten begonnen haben. Genau dieses gewaltige Personalpaket ist es, was die Regierung insgeheim meint, wenn sie nach dem ersten Durchgang der Präsidentenwahl scheinheilig behauptet, die Lehren gezogen zu haben und jetzt besser zusammenarbeiten zu wollen.

Diese Lehren waren aber sicher nicht jene, welche die Wähler der Koalition erteilen wollten.

Denn alle zu besetzenden Positionen schreien eigentlich danach, dass dabei unabhängige und um Objektivität bemühte Personen zum Zug kommen sollten. Gerichte, Rechnungshof, ORF sind der Inbegriff jener Bereiche, wo es keine Parteibuchwirtschaft geben sollte. Aber das geniert doch Rot und Schwarz nicht, weshalb sie nirgendwo einen externen Experten suchen.

Ein Teil dieser Positionen war auch schon zuletzt rein parteipolitisch besetzt gewesen. Am ärgsten war zweifellos die Entsendung der ehemaligen SPÖ-Ministerin Maria Berger in den Europäischen Gerichtshof: Denn die Dame hatte davor eine reine Parteikarriere absolviert, ohne einen einzigen Tag als Richterin amtiert zu haben. Und das im wichtigsten Gerichtshof Europas (jetzt ist sie zur Krönung des Skandals als Chefin des Wiener Verfassungsgerichts in der Pole Position!).

Aber zumindest der Rechnungshof ist mit Josef Moser derzeit durch einen koalitionsfremden Mann besetzt. Er war früher Freiheitlicher, war aber dennoch rundum hochrespektiert (wenn auch bei allen geprüften Institutionen gefürchtet). Wenig überraschend, dass einflussreiche Teile der Regierung diese unabhängige Kontrolle künftig verhindern wollen.

Auch bei etlichen anderen der genannten Funktionen waren zumindest früher einmal – wenn auch nicht mehr zuletzt – exzellente wie unabhängige Persönlichkeiten tätig gewesen.

Vollständiger Beitrag erschienen auf andreas-unterberger.at

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Kommentare zum Artikel

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Gravatar: D.Eppendorfer

Nun denn, wenn dem Ösi das Verschanzen der Ewiggestrigen nicht gefällt, muss er das eben wählerisch "nachbessern". Sollte er das nicht tun, verdient er diese Bunkermentalität-Betonkopf-Obrigkeit, wie auch der unbelehrbar dämliche Doidschmichel seine alternativlose Muddi-Dämokradur verdient.

Rational verstehen kann ich diese Bollwerkstrategie, denn für viele Nassauer geht es ums Verweilen an den Futternäpfen des Staates. Emotional ist es jedoch nur widerwärtiges Egomaniegestrampel von erbärmlichen Suchtproblem-Kreaturen, die ihren Drogen-Tropf mit allen schäbigen Tricks bei sich behalten möchten. Das sind nimmersatte Scheißhausfliegen, die es bis in die Küche schafften, wo ein offener Topf Honig steht, den sie nun für ihren Privatbesitz halten.

Sobald es ums Fressen geht, ist jegliche Moral schnell vergessen. Sofern überhaupt eine echte vorhanden war, was ich bei den meisten Prollitikern bezweifle.

Noch nie verließ eine totalitär denkende Regierung bzw. ein Machthaberregime kampflos seine Pfründe. Es wird also wohl noch einige Turbulenzen geben (müssen), bevor alle parasitären Blutsauger entfernt wurden, die die Lebensadern der Gesellschaft mit ihren giftigen Exkrementen verstopfen und schädigen.

Gravatar: Diederich Heßling

Seit wann müssen Richter eine Ausbildung haben?
Politiker haben doch auch keine und können allen Ministerien vorstehen.

Das einzige was zählt ist ein Parteibuch und genügend Boshaftigkeit, den politischen Konkurrenten zu vernichten.

Ich wünsche der Frau Berger einen Chirurgen welcher Soziologie studiert hat!

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