„Eine fürchterliche Welt“. Replik auf einen „FAZ“-Artikel.

Hinweise darauf, dass Islam und Demokratie irgendwo irgendwie zusammengehen, werden zurzeit händeringend gesucht. Gut, vielleicht findet man sie nicht gerade im nahen Osten.

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Aber womöglich im fernen? Ein in Singapur stationierter FAZ-Korrespondent hat sich die Lage in Indonesien angeschaut. Na ja, direkt angeschaut vielleicht nicht. Sein Stück „Der Islam der siebzehntausend Inseln“ ist offenkundig von der Art, die der Branchenjargon „kalt geschrieben“ nennt. Keine O-Töne und nicht ein Fitzelchen Erlebtes oder Beobachtetes lassen sich dem langen Riemen entnehmen. Eine dieser schlauen Fernanalysen, Frucht emsigen Klickwerks.

So macht Journalismus Spaß! Aus einem klimatisierten Schreibstübchen der kommoden Straits-Metropole beamt die Botschaft gen Frankfurt: „Indonesien ist das größte muslimische Land der Welt und gilt als Musterbeispiel für die Vereinbarung von Islam und Demokratie“ .

„Bis heute“, schreibt unser ins Archiv entsandter Reporter, „gilt in Indonesien die Staatsdoktrin der Pancasila (Fünf Prinzipien), die der erste Präsident Sukarno erdacht hatte. Sie ist zwar nicht streng säkular, da sie den Glauben an einen Gott zu ihrem ersten Grundsatz erhebt. Aber die fünf anerkannten Konfessionen (Islam, Buddhismus, Hinduismus, Christentum, Konfuzianismus, WR) sollen offiziell gleichbehandelt werden.“

Ach, sollen sie? Sogar „offiziell“? Natürlich weiß auch eine Schreibkraft der Zeitung für Deutschland, dass nicht alles immer ganz gemäß der offiziellen Linie läuft in Indonesien, wo sich 87 Prozent der 250 Millionen Einwohner zum muslimischen Glauben bekennen (offiziell). Zwar sei der „Islam einigender Faktor für das Land“, doch gäbe es auch „Bedrohung durch radikale Islamisten“: „Deren Übergriffe richten sich gegen Christen und andere religiöse und gesellschaftliche Minderheiten.“ Das sei eine „Herausforderung“ für die „junge indonesische Demokratie.“

Beruhigend, dass das Fazit des FAZ-Mannes dann doch lautet: „Mit Blick auf die Demokratie in Indonesien überwiegt auch weiter der Optimismus.“ Ein nicht ganz so optimistischer Freund von mir, der seit gut 35 Jahren die Hälfte des Kalenders in Indonesien verbringt, hat das Stück interessiert gelesen, auf faz.net dazu leider keine Kommentarfunktion gefunden. Seine Einschätzung der indonesischen Lage:

"Die scheinbare Gleichberechtigung der zugelassenen Religionen ist seit Jahren einfach unwahr. Eckwerte sind geschaffen worden, die es allen Religionen außer dem Islam schwer machen, sich ‚auszubreiten‘. Wollen beispielsweise Christen eine Kirche bauen, wird ihnen mehr in den Weg geworfen als sie für den ganzen Kirchenbau brauchen würden. Faktisch ist keine neue Kirche durchzubringen.

Die Islamic Defenders Front, eigentlich eine rechtsradikale Gruppe von Born Loosers, kann ohne irgendwelche Gefahr quasi alle Veranstaltungen, die ihr nicht in den Kram passen, durch demonstratives Auftreten vor Ort verhindern. Ob es nun um die Aufarbeitung der Massaker gegen sogenannte Kommunisten in Indonesien ab 1965 geht oder um Filme, die private Kulturträger wie die Alliance Francaise zeigen wollen oder um Foren, wo die rechtliche Behandlung von Lesben und Schwulen diskutiert werden soll.

Man kann die Liste ellenlang fortsetzen. Selbst wenn die Polizei daneben steht, würde sie nicht einschreiten, mit der lachhaften Begründung, sie könne nicht für die Sicherheit der Teilnehmer garantieren.

Religiöse Minderheiten werden seit Jahren aus ihren Dörfern vertrieben, wo sie in Ruhe gelebt hatten. Sie müssen jetzt quasi in Internierungslagern hausen, ohne Hoffnung auf religiöse Freiheit. Das ist nur ein kleiner Auszug von dem, was hier stattfindet.

Aber es stimmt schon, diese große Muslimnation versucht wenigstens nicht, schon morgen die Scharia einzuführen. Ich meine, wie blöd müssten die Leute sonst auch sein? Nach der Teilautonomie von Aceh (der Teil Sumatras, der vom Tsunami am stärksten betroffen war) ist dort die Scharia eingeführt worden. Alle Menschen, selbst Nicht-Muslime, müssen seitdem in Muslimkleidung herumlaufen. Frauen, die nach 20 Uhr an der Bushaltestelle stehen, werden nicht selten als Prostituierte verhaftet. Eine fürchterliche Welt der Scheinheiligen. Wer will die schon vor seiner Haustür haben?"

Soweit der etwas andere Frontbericht. Und damit zurück nach Frankfurt.

Beitrag zuerst erschienen auf achgut.com

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Kommentare zum Artikel

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Gravatar: Stephan Achner

Solche Artikel und Kommentare, wo man sich die Welt völlig zurecht biegt und nicht mehr auf Realitäten schaut, erscheinen seit Jahren in der FAZ. Die FAZ wird immer mehr zu einem ideologiebelasteten Blatt, wofür man sein sauer verdientes Geld sicherlich nicht mehr ausgeben sollte, wenn man am Puls der Zeit bleiben will. Das ist wohl der Grund, warum immer mehr Zeitungsleser auf das Lesen der FAZ verzichten. Die drastischen Auflagenrückgänge der FAZ auch im 1. Quartal 2016 sind der beste Beweis.

Die Herausgeber der FAZ wirtschaften diese früher einmal hoch angesehene Zeitung in Grund und Boden. Aber bitteschön. Die Erde wird sich auch drehen, wenn es die FAZ nicht mehr geben sollte.

Gravatar: Sitting Bull

Ein Bekannter, der nach dem großen Tsunami 2004 für das THW in Aceh (Sumatra, NW-Indo) war, erzählte, dass die Weißen mit Gerät vor Ort waren und geräumt haben (Leichen, Müll, Schutt). Mit der gigantischen Spendenbereitschaft konnte zügig den Wiederaufbau der verwüsteten Region bestritten und ein normales Leben wiederhergestellt werden.

Parallel rannten bärtige Typen rum, suchten Plätze für neue Moscheen aus, verteilten ihre (arabische) Schrift und sandten Prediger. Diese sprachen in arabischer Sprache. Das Gesagte hörte sich aber gut an, erklärte zumindest den Einwohnern der Dorfälteste, nachdem ihm von Bärtigen übersetzt worden war.

Schließlich kam eine Einheimische, die meinen Bekannten in der Verwaltung unterstützte, eines Tages schwarz verschleiert. Das selbe war bei den anderen Einheimischen innerhalb kürzester Zeit zu beobachten. Offensichtlich wurde die Religion immer restriktiver ausgelegt. Schließlich haben die dort dann auch die Scharia eingeführt, das indonesische Rechtssystem hat seitdem, zumindest von Aceh ausgehend, keinen Einfluss mehr (ein ähnliches Vorgehen wußte er auch aus dem Kosovo zu berichten).

Auf Java ist es noch nicht ganz so schlimm; und Bali hat eh den Sonderstatus, da dort Touristen eine Menge Geld ins Land spülen. Die "Islam worldwide"-Finanzierer hatten ihr Fußvolk dann vorerst auch zurückgepfiffen, nach den Anschlägen in Kuta (Diskothek mit den Aussies). Das Geld der Touristen musste schließlich weiterfließen. Damit lässt sich ja wunderbar die nächste Moschee sonstwo finanzieren.

Wir sollten Indo und die Philippinen unbedingt auf dem Schirm behalten. Indo ist reich an Erdöl und ist im globalen Krieg gegen die Vernunft ein großer Finanzier. Ein unterhaltsames Buch zu diesem Thema:
Vergeltung von D. Winslow. Zwar Fiktion, aber gut recherchiert.

Gravatar: Ralf Traskawka

Die "FAZ" habe ich vor Wochen bereits über ein Browser-AddOn gesperrt. Mit Lichtgeschwindigkeit ist man ein [unlesbares] linkes Blättchen geworden, dazu noch grottenschlecht.

Die Artikel in der "FAZ" nicht mehr zu lesen, hat mir viel Zeit und Nerven gespart.

Gravatar: Diederich Heßling

Es kann nicht sein was nicht sein darf!

Das ist die Maxime, nach der alles Geschreibsel der "Lügenmedien" abläuft.
Und aus der sicheren Ferne betrachtet macht das ganze noch mal soviel Spaß.

Aber auch dieser Schreiberling ist noch nicht am Ende seiner Karriere angelangt.
Er wird noch viel Wahrheit am eigenen Leib erleben.

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