Eine bösartige Polemik

Es ist auch leider die alltägliche dummdreiste Arroganz , ausgerechnet mir zu unterstellen, ich hätte so etwas, wie „die Balten sollen sich nicht so haben“, auch nur gedacht. Ein Blick ins Archiv hätte genügt, um herauszufinden, dass ich zu den ganz Wenigen gehöre, die nie aufgehört haben, sich für die Aufarbeitung der kommunistischen Verbrechen, auch in den baltischen Staaten und der Ukraine, einzusetzen.Meine Texte sprechen da für mich.

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„Schlagt sie tot, das Weltgericht, fragt euch nach den Gründen nicht“. Nach diesem Motto von Kleist verfährt Herr Lahayne mit meinem Text. Nach seinen Gründen frage ich nicht. Ich stelle nur fest, dass er mich ausschließlich für Dinge angreift, die ich nicht gesagt habe, sondern er mir unterstellt. Leider ist dies inzwischen der übliche Stil in Helldeutschland. Es ist auch leider die alltägliche dummdreiste Arroganz , ausgerechnet mir zu unterstellen, ich hätte so etwas, wie „die Balten sollen sich nicht so haben“, auch nur gedacht. Ein Blick ins Archiv hätte genügt, um herauszufinden, dass ich zu den ganz Wenigen gehöre, die nie aufgehört haben, sich für die Aufarbeitung der kommunistischen Verbrechen, auch in den baltischen Staaten und der Ukraine, einzusetzen.Meine Texte sprechen da für mich.

Weiter würde man feststellen, dass ich Putin schon kritisiert habe, als man ihm in Deutschland noch zu Füssen lag. Ich habe auch nie, wie ein Kanzler und die ihm zugeneigten Politiker und Journalisten behauptet, er sei ein lupenreiner Demokrat.

Allerdings bin ich der Meinung, dass ein gemeinsames Haus Europa, wie es von Kohl und Gorbatschow gewünscht wurde, der wirksamste Schutz für die baltischen Staaten vor befürchteten russischen Expansionsgelüsten gewesen wäre. Der Westen hat da schreckliche Fehler gemacht, ob aus Arroganz oder Unfähigkeit ist unerheblich.
Der Westen hat nicht, wie ein amerikanischer Politikberater verkündet hat, 1989 gesiegt, er wurde von der Friedlichen Revolution überrascht. Es waren die Menschen im ehemaligen Ostblock , die allein und ohne Hilfe ihr Joch abgeschüttelt haben. Zum Glück hat der Westen die Entwicklung nicht mitbekommen,denn hätte er mitgemischt, muss man befürchten, wäre die Friedliche Revolution nicht so friedlich geblieben.

Sich hinterher als Sieger zu gerieren war nicht nur unangebracht, es hat der Entwicklung nicht gut getan. Statt in einer friedlicheren Welt haben wir in heute neue globale Bedrohungen. ein Teil davon ist hausgemacht. Als ich in den Bundestag einzog, 1990 habe ich noch die Mitglieder der Fraktion der Grünen erlebt, die bei Gaddafi im Zelt gesessen und ihm gehuldigt haben. Als wir neu hinzugekommenen Bürgerrechtler das nicht so optimal fanden, wurden wir freundlich für zu naiv erklärt, die große weite Welt verstehen zu können. Ein paar Jahre später war Gaddafi ein Diktator, der keinesfalls mehr geduldet werden konnte. Das Resultat ist, dass aus Libyen eine IS- Startrampe für die Eroberung des Westens wurde.

Heute ist Saudi- Arabien, der Weltmeister im Hinrichten von Regimekritikern ein enger Verbündeter des Westens. Es wird sogar ein ehemaliger Bundespräsident zum Antichambrieren nach Riad geschickt. Oder nehmen wir Rezep Erdogan, der die Kurden bombardieren lässt, die gegen den IS kämpfen und statt der EU nun der letzte Rettungsanker für unsere Kanzlerin aus ihrer selbstverschuldeten Flüchtlingsmisere sein soll.

Wo ist die kraftvolle Stimme von Lahayne&Co, die diese Tyrannen für ihre Menschenrechtsverletzungen kritisieren? Lieber wird mir vom hohen moralischen Ross herab unterstellt, ich wollte Diktatoren schalten und walten lassen, nur weil ich darauf hingewiesen habe, dass die mittelasiatischen Staaten dank einer konsequenten Anti- Islamisierungspolitik noch als eine Art Schutzwall für den Westen wirken. Es ist die Bundesregierung, die mit Usbekistans Diktator sich ins Einvernehmen setzt, um die Militärbase der Bundeswehr beibehalten zu können. Dafür schweigt sie dröhnend zu der ökologischen und humanitären Katastrophe im Aralgebiet, obwohl sie über die Zustände dort durch ein eigenes wissenschaftliches Gutachten unterrichtet ist. In meinen Berichten dagegen habe ich auf diesen von der Welt vergessenen Skandal aufmerksam gemacht. Das stand auch auf der freien welt.

Herr Lahayne tut so, als wäre der Westens bestens mit den Verhältnissen in der ehemaligen SU vertraut und Aufklärungsarbeit zu leisten, wäre so etwas wie Eulen nach Athen tragen. Wirklich? Es dauerte Monate, ehe in der Ukraine- Berichterstattung in unseren Medien der Holodomor

auftauchte- und das nur am Rande. Der Westen hat eine lange, unselige Tradition, den Stalinischen Hungerterror, der immerhin zwischen 6 und 10 Millionen Tote kostete, zu leugnen, zu vergessen, zu relativieren, zu beschweigen. Wo bleibt da die von Lahayne wie ein Morgenstern geschwungene Moral? Lahyne scheint es politisch unkorrekt zu finden, über historische Fakten der Geschichte des von Stalin zusammengeschweißten Kunstgebildes zu schreiben. Was will sie uns damit sagen, fragt er rhetorisch. Nichts, ich wollte informieren, über eine Geschichte, die weitgehend unbekannt ist. Danach soll sich jeder sein eigenes Urteil bilden.

Ich gebe keine Ratschläge und ziehe es vor, Fakten zu liefern, statt zu moralisieren. Aber wenn meine Meinung gewünscht ist, bitte: Ich habe die Ukraine mehrfach bereist und schon lange vor dem Bürgerkrieg ein zutiefst gespaltenes Land erlebt und das auch so beschrieben, auch auf der freien welt. Ich glaube nicht, dass ein Zusammenwachsen durch einen Bürgerkrieg befördert wird.Wie viele Opfer ist die territoriale Integrität eines Landes wert? Tausende , Zehntausende, Hunderttausende, oder mehr? Was ist am gegenwärtigen Zustand so erstrebenswert, dass er einem gemeinsamen Haus Europa á la Kohl und Gorbatschow vorzuziehen wäre? Wieso schüre ich Ängste, wenn ich diese Vorstellung für richtiger und zukunftsträchtiger halte, als Bürgerkriege zu befördern? Und ja, ich halte den Islamismus für die entscheidende, potentiell tödliche Bedrohung für die westliche Zivilisation. diese Bedrohung endlich zu erkennen und sich ihr entgegenzustellen, halte ich für die wichtigste Aufgabe. Der Westen hat sich im Zweiten Weltkrieg mit Stalin verbündet, um Hitler zu bekämpfen. Warum soll es dann undenkbar sein, mit Putin gegen die gemeinsame Bedrohung durch den islamistischen Terrorismus vorzugehen?

Ich habe in der DDR- Opposition gelernt, gegen jede Form der Diktatur zu kämpfen, aber auch, ohne Feindbilder auszukommen. Fakten zur Kenntnis nehmen, genau zu analysieren und sich nach der Realität, statt nach ideologischer Vorgaben zu richten, ist allemal zielführender, als die Moralkeule zu schwingen. Vielleicht sehen das die Lahaynes eines Tages ja auch so.

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Kommentare zum Artikel

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Gravatar: victor lensen

Herr Jargos, genau Ihrer Meinung schließe ich mich an.
Tucholski wird der Spruch zugeschrieben:
"es ist nur der ein Kaiser, . . den ICH wie ein Kaiser behandel"

Frau Lengsfeld, bitte weiter Ihre kritische Stimme! Ihr Wissen und ihre Erfahrung fehlt in der Politik. Wünschte mir der Altkommunist Gauck hätte ihr Wissen und die Erfahrung !


Und den Medien:
"Bitte nur die Fakten, eine Meinung habe ich alleine!"

Gravatar: Jorgos

Sorry, wer ist Lahayne? Ist der wichtig? Muss man den kennen?

Gravatar: RisingEuropeAgain

Ein sehr lehrreicher und ein sehr faktenabwägender Artikel (in der heutigen Zeit(+im Mainstream) eine absolute Seltenheit!), Frau Lengsfeld, vielen Dank!

Darin sind viele kluge und richtige Beobachtungen enthalten:
1. Die Feststellung, dass der weltweit (aber v.a. auch Europa betr.) um sich greifend Islamismus die Hauptgefahr der "freien westlichen Welt" darstellt.

2. Die Erkenntnis, dass man im Kampf geg. bzw. der Abwehr des sich ausbreitenden Islamismus auch Verbündete suchen muss, die darin einen gemeinsamen Gegner haben, auch wenn man anderweitig evtl. auch Differenzen zu diesem Verbündeten sieht (Putin).

3. Die schöne Herausstellung, dass viele Politiker aus Westdeutschland (v.a. DIE GRÜNEN) ohne Weitblick, ohne Plan, aber nur mit erhobenem Gutmenschenfinger durch die Welt laufen, um diejenigen zu verdammen, die (aus vernünftigen Gründen) Kritik an ihrer Schwachsinnspolitik äußern.

(Hierzu sei vllt. noch erwähnt, dass ich selber in den 80ern in Westdeutschland geboren bin, und mir erst eine vernünftige Meinung zu den Wessi-Politikern bzw. den Ossi-Politikkritikern gegen einen gewissen medialen Mainstream bilden musste... - In Zukunft werde ich übrigens versuchen die Begriffe "Ossis" und "Wessis" einzusparen, da sie m.E. nach auch nur wieder dazu benutzt werden sollen -im Sinne von CDUSPDGRÜNELINKE-, dass kein fester Zusammenschluss zwischen westdeutschen und ostdeutschen Merkel-Kritikern gebildet werden kann. - Auch wenn diese Versuche der Spaltung immer wieder von oben versucht werden, verfangen sie zum Glück immer weniger! - Dennoch: Betonen wir das gemeinsame! - Weg mit dem Merkelregime!)

Gravatar: H.Roth

"Das Ende des Imperiums- Was aus den Staaten der Sowjetunion wurde", ist ein großartiger und wichtiger Artikel, Fau Lengsfeld. Ich habe mich sehr darüber gefreut, denn es ist auch meine Sicht.

Zur Verteidigung von Herrn Lahayne möchte ich nur sagen, dass er wohl ein Opfer der sehr einseitigen Berichterstattung der baltischen Staaten ist. Aus Erfahrung weiß ich, dass auch in anderen Ländern an der russischen Grenze, eine extreme Hetzte gegen Russland betrieben wird, wogegen selbst die deutschen Medien, mit ihrem einseitigen Weltbild, harmlos sind. Es sind ja gerade diese angrenzenden Länder, die von der Nato auch massiv aufgerüstet werden. Und da kann man 1 und 1 zusammenzählen, wer dieses Feindbild in diesen Ländern schürt und warum.

Zudem kann ein Mensch, der wie Sie, die Sowjetdikatur im Ostblock miterlebt hat, sicher viel besser unterscheiden, zwischen Russland damals und jetzt. Das ist einem Westdeutschen eine fremde Welt, weil er nur das "jetzt" kennt. Ich hatte ähnliche Auseinandersetzungen mit (West-)Deutschen, die in Rumänien leben. Ich habe selbst den Kommunismus in Rumänien erlebt.

Ihre Artikel sind ein wichtiger Beitrag zum Verständnis von Zusammenhängen. Lassen Sie sich nicht entmutigen!

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