An diesem Wochenende ist Tag der Offenen Tür im Rohbau des Berliner Schlosses. Damit liegt der Bau, einmalig in Berlin, strikt im Zeitplan.
Die Besucher können sich überzeugen, dass der italienische Architekt Stella die richtige Wahl war. Die von ihm geplanten Sichtachsen sind genial. Im Schlüterhof wie an den Außenfassaden sind schon deutlich die historischen Mauern zu erkennen.
In den Räumen und Gängen gibt es jede Menge anschauliches Material zum Schlossbau und zur Stadtgeschichte zu sehen.. Beeindruckend ist, welche Faszination schon jetzt von diesem Bau ausgeht. Die maßvollen Proportionen reduzieren die riesigen Ausmaße auf ein menschliches Maß. Vor allem ist sichtbar geworden, welch schmerzliche städtebauliche Lücke das entstehende Gebäude schließt.
Es ist nicht mehr nachvollziehbar, dass ein so großes Loch mitten in der Stadt so lange offen gehalten werden konnte.
Das Richtfest wurde mit einem Fest der Bundesregierung und des Bundestages begangen. Danach durften die Förderer feiern, zum Schluss wird das Publikum zugelassen.
Unter den Vertretern des Bundestages befanden sich auch Abgeordnete der SED-Linken, der Partei, die den Kampf gegen das Schloss angeführt und verloren hat.
Ehe daran gedacht werden konnte, das Schloss wieder zu errichten, musste der Palast der Republik verschwinden, der ab Mitte der 70er Jahre auf einem Teil des Schlossareals stand. Der Palast war von Anfang an beim Volk verhasst. Für ihn wurden Bauarbeiter aus dem ganzen Land abgezogen. Selbst Krankenhausbauten gerieten ins Stocken, weil nicht mehr genug Arbeiter da waren.
Vor allem erbitterte die Berliner, welcher Prunk betrieben wurde. Carrara- Marmor für die Fassade, Sanitäreinrichtungen inklusive Wasserhähne und WC-Spüler aus dem Westen. Etwa ein Drittel des Materials verschwand von der Baustelle, weil es „privatisiert“ wurde.
Als der Palazzo Prozzo, wie des SED- Prestigeobjekt unter anderem von den Berlinern genannt wurde, fertig war, stand er keineswegs allen offen. Für die Bowlingbahn musste man sich zwei Jahre vorher anmelden, um hier eine Kugel schieben zu können. Die Preise in den Restaurants waren überdurchschnittlich hoch, für die Eisbar an der Spree musste man sich stundenlang anstellen, ehe man einen Platz bekam.
Wenn es staatliche Festivitäten gab, bleib der Palast ganz geschlossen.
Trotzdem konnte die ehemalige SED tausende Genossen zu mobilisieren, die in Petitionen und Leserbriefen behaupteten, ihre schönsten Lebensstunden im Palast verbracht zu haben, der deshalb nicht verschwinden dürfte.
In der CDU machte sich der ehemalige Ministerpräsident Lothar de Maizière für den Palast als das angebliche Identifikationsobjekt der Ostdeutschen stark. Beinahe wäre es ihm gelungen. Am Ende hatte ich in der Fraktion die besseren Argumente. Es gelang allen Schlossbefürwortern schließlich, Bundesregierung und Bundestag zu überzeugen, dass „Honeckers Lampenladen“ dem Schloss weichen muss.
Seit der Rohbau steht, ist unübersehbar, dass dies die richtige Entscheidung für die Stadt war. Ich bin stolz, daran Anteil gehabt zu haben.
Kommentare zum Artikel
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Eine Stadt, die kein Geld hat und größtenteils auf Kosten anderer lebt, braucht kein Schloß - schon gar nicht eins, das auch wieder größtenteils andere bezahlen. Es muß Schluß sein mit der Prunksucht in unseren klammen Städten. Zuallererst aber muß Schluß sein mit der Prunksucht im bankrotten Berlin.