Ein Plädoyer für den Altruismus

 

Altruismus ist eine Haltung, die in unserer Gesellschaft immer seltener vorzufinden ist. Viele sehen nicht die positiven Seiten, die der Altruismus mit sich bringt.

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Jemand handelt altruistisch, wenn er anderen hilft, ohne dabei an eigene Vorteile zu denken. Er beabsichtigt nicht, aus seiner Hilfe einen Nutzen für sich selbst, sei es eine Belohnung, Entschädigung oder Anerkennung, zu ziehen. Altruistisch handeln heißt uneigennützig handeln.

 

In der Altruismusforschung wurde auf ein interessantes Phänomen hingewiesen: Wenn ein Mensch altruistisch handelt, also keinen Nutzen für ich selbst beabsichtigt, kann er dabei einen großen Nutzen für sich selbst haben. Der Nutzen ergibt sich einfach aus seiner Hilfe. Mit anderen Worten: Der Nutzen ist kein Ziel, sondern eine Folgeerscheinung.

 

Der Altruismusforscher Alfie Kohn betont: Wenn der Mensch seine Hilfe ausschließlich auf die Minderung der Not und das Wohlergehen anderer Menschen richtet, was bedeutet, dass er von sich selbst völlig absieht, sind die positiven Rückwirkungen auf ihn selbst am allergrößten. Eine solche Hingabe kann als selbstlos bezeichnet werden.

 

In unserer Gesellschaft, in der immer mehr Menschen sich selbst in den Mittelpunkt stellen, wird die Haltung der Selbstlosigkeit immer seltener. Selbstlosigkeit wird als etwas Negatives, als unnötige Aufopferung betrachtet. Der Altruismus bekommt somit einen negativen Beigeschmack.

 

Dagegen behaupten viele Altruismusforscher, dass die Haltung der Selbstlosigkeit paradoxerweise eine Stärkung des Selbst zur Folge hat. Menschen, die anderen uneigennützig/selbstlos helfen, werden als altruistische Persönlichkeiten bezeichnet. Sie haben ein besseres Gespür für die Gefühle anderer Menschen und können sich leichter in sie hinein versetzen (Empathie). In diesem Zusammenhang weisen sie ein starkes Mitgefühl mit Anderen, besonders mit Benachteiligten, auf. Darüber hinaus haben sie ein positives Selbstbild und ein starkes Selbstwertgefühl. Und nicht zuletzt verfügen sie über ein stark ausgeprägtes Gefühl für soziale Verantwortung und für Gerechtigkeit.

 

Altruismus bedeutet also nicht sinnlose Selbstaufgabe, sondern Hilfe für andere und Stärkung des eigenen Selbst.

 

 

Literatur zum Altruismus:

 

A. Kohn, The brighter side of human nature. Altruism and emphaty in everyday life, 1990.

M. Hunt, Das Rätsel der Nächstenliebe. Der Mensch zwischen Egoismus und Altruismus, 1992.

 

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Kommentare zum Artikel

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Gravatar: Freidenker

Ich habe den Eindruck, dass der Altruismus auch deswegen verkommen ist, weil der Mensch seit Jahrzehnten zunehmend staatlich gegängelt wird. Die staatliche Pädagogisierung und Psychologisierung im Kindesalter (Krippen, KiTas und Schulen) verhindert doch eine willentliche Verfolgung der Interessen oder des Wohls anderer oder des Gemeinwohls. Nach dem Motto, immer fleißig Steuern zahlen, der Staat kümmert sich dann schon. In einer echten offenen, freien Gesellschaft würde das vielleicht auch anders gehen.

Gravatar: Lars-Michael Lehmann

Sehr guter Artikel! Ja, wir müssen alturistische Fähigkeiten in unserer Gesellschaft fördern.

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