Ein mutiger Mann

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Vor drei Jahren habe ich über den deutsch-ägyptischen Politologen Hamed Abdel-Samad anlässlich des Erscheinens seines Buches "Der Untergang der islamischen Welt. eine Prognose" berichtet; nochmals dann zur Zeit des ägyptischen Umbruchs, als er sich wie so viele seiner Landsleute auf dem Tahrir-Platz aufhielt.

Ich schlussfolgerte damals: „Abdel-Samad ist ein mutiger Mann, kein Zweifel. [...] Er will nicht nur hier in Deutschland gut leben, er will auch in seinem Herkunftsland etwas bewirken. Schade, dass man engagierte, aufgeklärte Muslime wie ihn noch mit der Lupe suchen muss.“

Das gilt leider heute noch. Während sich deutsche Journalisten schon mutig und investigativ vorkommen, wenn sie bei einem beurlaubten Bischof noch eine weitere unbezahlte Rechnung finden, verdient jemand wie Abdel-Samad echten Respekt.

Nun müssen wir entsetzt erfahren, dass Abdel-Samad in Kairo offenbar entführt worden ist. Die deutsche Systempresse (Spiegel, Welt, Süddeutsche etc) schreibt in allen News im Grunde nur eines: Er ist selber schuld. Er habe den Mohammed-Karikaturisten Westergaard besucht, er habe den politischen Islam kritisiert, er sei in seiner Heimat umstritten gewesen.

In Deutschland werden viele Leute aufgenommen, deren Einstellung zu unserer Gesellschaftsordnung mehr als zweifelhaft ist. Vielleicht ist das richtig und human. Wenn wir aber so feige mit Menschen wie Abdel-Samad umgehen, die unsere Gesellschaftsordnung verteidigen, dann gute Nacht!

Nachtrag am Ende des Tages

Abdel-Samad sei wieder aufgetaucht, heisst es. Wollen wir hoffen, dass alles eine harmlose Erklärung findet. Was auch immer passiert ist, die Reaktion der deutschen Presse spricht Bände.

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