Ein Klassiker: Eltern überfordern Kleinkinder durch eine Auswahlsendung

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Wie oft habe ich solche Fragen schon gehört:

„Möchtest du … oder … oder …?“ Eltern präsentieren ihrem dreijährigen Nachwuchs eine Auswahlsendung.

Da frage ich mich:

     

  • Wer hat nun welche Entscheidungskompetenz?
  • Wer ist wohl mehr überfordert, der Erwachsene oder das Kind?
  • Wer kann die Tragweite der Entscheidung besser abschätzen?
  • Welche Muster etablieren sich dadurch in einer Eltern-Kind-Beziehung?
  •  

Erschien zuerst unter www.hanniel.ch.

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Kommentare zum Artikel

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Gravatar: Crono

Oh, ich liebe die Jecken und "Kölsch", nota bene meine Lieblingsbiersorte; leider, in unser 700.000 Einwohnerstadt "nicht" zu kriegen. :-(
Ich jammere nicht im Sommer, daß zu heiß ist und im Winter, daß es fröstelt. Es gibt keine zwei gleichen Tage im Jahr, deswegen habe im Leben NIE, wiederhole: NIE Langeweile empfunden und mein Alltag war meistens ZU abwechslungsreich und der Tag (bzw.die Nacht) immer zu kurz! Hatte und habe auch keine Zeit krank zu werden!!!!

Bei den Kinder hatte nie launische Gemütszustände oder Langeweile beobachten können, alles hängt davon aber, was man als Vater (Mutter) den Kleinen anzubieten hat und wie weit man selbst kreativ ist.

Laune, launisch,.. , mag sein, daß es nur die Mädchen und Weiber betrifft, aber dies sind mir sehr fremde Worte und Empfindenden. :-)

Gravatar: Clara West

Tageslaune meint nichts anderes als dass man z.B. heute mittag lieber draußen spielen möchte anstatt für die Sendung mit der Maus das Spiel zu unterbrechen und ins Haus zu gehen. Statt dessen möchte man heute abend doch lieber die Sesamstraße sehen.

Haben Sie solche "Tageslaunen" nicht? Gleicht bei Ihnen ein Tag dem andern?

Das fände ich für mich z.B. extrem langweilig.

Aber, wie sagt doch der Kölner: Jeder Jeck is anders :D

In diesem Sinne....

Gravatar: Clara West

Hallo Herr Striebel,

ich glaube Ihnen gern, dass Sie es eigentlich anders gemeint haben und mit ihren Blogeinträgen Selbstreflexion üben. Das Problem ist nur, dass es nicht so herüberkommt und Sie sich nicht in einem luftleeren Raum bewegen. Es hilft mal, in die Tagespresse zu gehen und einfach mal zu überschlagen, wie viele positive Berichte über Elternschaft man zu lesen bekommt und wie viele negative. Selbst ein namhaftes Blatt wie die FAZ bildet dabei keine Ausnahme mehr. Die Bandbreite ist weit, aber der Kern der Botschaft ist eigentlich immer der gleiche: Mutterschaft ist etwas schlechtes und Eltern sind überfordert. Lösungsansatz: Her mit dem Staat. Je mehr Eltern also sich in diesen Sog ziehen lassen, umso einfacher für die Staatsfraktion.

Ja, es gibt ganz fürchterliche Eltern und demzufolge auch fürchterliche Kinder. Aber auch das hat es zu allen Zeiten gegeben. Je mehr wir Eltern uns aber den Perfektionsanspruch aufdrücken lassen, umso mehr fällt unsere Nicht-Perfektion auf und wir werden immer wieder auf unsere Kritiker stoßen, die es besser könn(t)en, besser mach(t)en oder besser wissen (täten ;)). Das sind übrigens dann die, die auch noch einen Haufen Geld mit ihren bunten Ratgebern verdienen und damit noch mehr Unsicherheit zwischen die Eltern streuen.

Was ist so falsch daran, wenn man entscheidungs-unsicher ist? Ja, es gibt durchaus Probleme im Leben, die wir nicht sofort lösen können, die wir sogar vertagen müssen, wenn es denn geht. Und es gibt Fehlentscheidungen oder Fehlverhalten seitens der Erzieher. Wo ist dann das Problem, sich zu entschuldigen? Kinder sind da wesentlich flexibler als man denkt und aus eigener Erfahrung kann ich nur sagen, dass es unsagbar schwer ist, mit Über-Eltern klarzukommen, die alles besser wissen, besser können, besser machen. Die Botschaft, dass man nie so groß werden kann, um das Wasser reichen zu können, ist schlimmer, als ein Elternteil, das gerade mal nicht weiter weiß.

Man mag noch so oft über Erziehung diskutieren, wie mancher Forist hier schreibt, aber Tatsache ist, dass es DIE Erziehung nicht gibt. Erziehung ist gebunden an das Kind und was bei dem einen Kind zum gewünschten Erfolg führen kann, führt beim anderen Kind auf direktem Weg in die Pleite. Gleiche Eltern, gleicher Genpool, gleiche Wertvorstellungen und trotzdem muss man bei unterschiedlichen Kindern unterschiedliche Wege gehen. So wie eben auch Kinder unterschiedliche Lernverhalten haben. Ist das eine Kind eher straight by the books, so ist das andere eher der trial and error type.

Basis also ist: Lerne erst einmal dein Kind kennen und dann geht es weiter. Kinder sind nämlich keine leeren Hüllen, die es zu stopfen gilt, sondern bereits als Baby eigenständige und unterschiedliche Persönlichkeiten. Eigentlich sogar schon in der Schwangerschaft, wie ich selbst erfahren durfte. :)

Unsere Kinder sind nun aus der elterlichen Erziehungsphase heraus und stecken in der des Lebens, wo man z.B. Stromrechnungen selber zahlen muss und dann feststellt, dass so ein Hochleistungsrechner durchaus ein Energiefresser sein kann :D. Lebensschule eben. Aber das Rüstzeug steht und was wir so beobachten, finden wir mehr als erfreulich. Glück gehabt - und vielleicht da oder dort den richtigen Riecher. Andere haben es schwerer gehabt bzw. haben es noch schwerer. Da hat das eine oder andere nicht so geklappt. Trotzdem aber haben sie sich meistens die beste Mühe gegeben und das beste für ihre Kinder erreichen wollen. Das wird immer so gern vergessen oder sogar bewusst missachtet, wenn man den mainstream beobachtet.

Umso mehr ist es wichtig, dass Eltern untereinandern solidarisch sind. Vielleicht nicht mit allen, aber mit dem Großteil. Die meisten leisten immer noch einen guten Job und mit dem kleinen Teil an elterlichen Versagern wird die Gesellschaft leben müssen, so wie seit Jahrtausenden.

Gravatar: Anne

Ob der Mensch ausschließlich das Produkt der Erziehung ist, darüber wurde schon viel diskutiert und geschrieben. Ich glaube nicht daran, was nicht heißen soll, Erziehung sei sinnlos. Nicht zu übersehen ist, wieviele kleine Tyrannen (Winterhoff) es gibt, die total überfordert sind. Ja, auch die Eltern. Dazu erheblich beigetragen hat die psychologische Ratgeberliteratur, und gerade die Eltern, die es besonders gut meinten und alles richtig und anders machen wollten, wurden stark verunsichert.
Es stimmt schon, nicht immer nur auf die Eltern zeigen.

Gravatar: Crono

Was bedeutet hier "Tageslaune". Ich hatte (und mein Bruder auch) in meiner Kinderzeit und Jugend keine Tageslaune und der Angebot der Eltern war immer PROBLEMLOS akzeptiert worden, ich danke meinen verstorbenen Eltern dafür.
Das ganze Leben und auch in meinem hohen Alter war ich und bin geblieben selbstbewußt, IMMER P.unC., mein Bruder auch. Eine "Laune" habe bis heute NIE gehabt. Woher kommt diese "Laune", Frau West?

Gravatar: MicroHirn

Hallo Frau West,

über Kindererziehung wurde doch schon immer gestritten und diskutiert, nicht erst seit eine Auflösung der Familie ansteht. Es sind zwei unterschiedliche Themen, die jeweils ihren eigenen Rahmen haben. Auch wenn eine inhaltliche Auseinandersetzung über innerfamiliäre Angelegenheiten , wie beispielsweise das richtige Augenmaß bei der Kindererziehung, ansteht, verhindert dies keineswegs ein solidarisches Bekenntnis zur Familie. Selbst kritische Sichtweisen über Erziehungsstile stehen dem nicht im Weg. Im Gegenteil, denn es muß aufgrund gesellschaftlicher Veränderungen immer wieder neu darum gerungen werden, was denn nun wirklich das Beste für die Kinder ist. Eine Schwächung der Familie als Status bedeutet dies in meinen Augen nicht.

Gravatar: Crono

(((( :-) ))))

Gravatar: Hanniel Strebel

Grüezi Frau West
Vielen Dank für Ihre gehaltvolle Rückmeldung. Zum Artikel ist zu ergänzen: Die Beobachtung ist in erster Linie eine Selbstbetrachtung. Ich musste in den vergangenen Jahren lernen, meine Entscheidungs-Unsicherheit nicht einfach an meine Söhne weiter zu geben. Denn das wäre Führungsverweigerung.
In meinem Alltag als fünffacher Vater kann ich Ihnen versichern, dass ich nicht auf dem Ross reite, sondern zu Fuss gehe. Oftmals komme ich mir mehr als Kriechender vor. Und ja, die Resultate werden erst in 15, 20 Jahren sichtbar werden. Das Risiko im Sinne der eigenen Erwartungen zu scheitern ist hoch. Doch ehrlich: Ich schätze Erfahrung und Rat mehr von Betroffenen (gerade Eltern von Grossfamilien), die nicht aus der sicheren Distanz von 30, 40 Jahren Ratschläge erteilen.
Ihr
Hanniel Strebel

Gravatar: Clara West

Herr Striebel macht das, was viele andere Eltern auch machen. Er bemüht sich um Abgrenzung gegen andere ebenso wie es die - bisweilen nervtötende -Mutter von Thorben-Johannes im Bioladen macht.

Nach meiner Beobachtung ist dies ein zunehmend stärker werdender Trend in einer Welt, die die Familie als Feindbild und damit zur Zerstörung freigegeben hat. Innerhalb der Familien bilden sich nun die heraus, die nun permanent nach außen senden: Guckt mal, wir sind doch die Guten, aber diese und jene, die sind schlecht, die machen dieses und jenes falsch, etc. Das sind verzweifelte Flügelschläge im Kampf gegen die Vernichtung durch die herrschende Gesellschaft. Das sind die Ertrinkenden, die nach dem Treibholz greifen.

Generell gilt: Eltern waren nie perfekt, Kinder sowieso nicht und Familien auch nicht. Erziehungsfähigkeiten sind immer davon geprägt, wie die eigene Erziehung war und wie sehr man in der Lage ist, schlechte eigene Erfahrungen in gute Erfahrungen der eigenen Kiner umzumünzen. Weiterhin tragen gesellschaftliche Normen, angesagtes Denken, Erziehungsmoden etc massiv dazu bei.

So sehr man sich bemüht, auch der Autor, man wird nicht perfekt. Glücklicherweise übrigens. Denn nichts ist schlimmer für Kinder als perfekte Eltern, weil dann die Messlatte immer so hoch liegt, dass man mühelos darunter herlaufen kann.

Die Schwierigkeiten, die wir Eltern heute haben, ist dass das Gros derjenigen, die über Kindererziehung diskutieren, selbst entweder so gar keine Kinder haben, oder aber aus politisch-egoistischen Gründen die Kindererziehung als Aufgabe verleugnen. Bestes Beispiel dafür ist m.E. Ursula von der Leyen, die anderen Müttern bzw. Familien ständig ein Leben vorschreiben möchte, das sie selbst nie lebte, obwohl sie es hätte leben können. Ich bin mir sehr sicher, dass eine Nanny "drin" gewesen wäre, damit sie selbst z.B. ihren Facharzt hätte machen können. Nun müssen andere für das eigene Versagen büßen.

Zurück zum Text und zum Autor.

Ich beobachte diese Kolumne schon eine ganze Weile und der Autor sollte sich mal fragen, warum er ständig so vom hohen Ross herunter andere Eltern beglücken möchte. Ob Kindererziehung gelingt, sieht man erst nach 20 bis 25 Jahren und aus so manchem ist, trotz mangelhaftem Elternhaus, doch noch etwas passables geworden.

Noch nie wurden so viele Elternratgeber verkauft, wurden Elterngruppen gegründet, hat man über Erziehung öffentlich diskutiert. Noch nie waren Kinder so sehr öffentliches Streitgut, über das staatliche Institutionen mehr und mehr die Hand haben wollen. Im Angesicht er verleugneten demographischen Katastrophe ist das auch kein Wunder. Eltern haben es schwer, sich diesem staatlichen Druck zu widersetzen. Dafür gibt es wirtschaftliche aber auch gesellschaftliche Konflikte.

Statt auch noch das kleinste Atom spalten zu lassen, sollten Eltern den Schulterschluss üben und damit anfangen, mit ihrer Nicht-Perfektion zu leben und sich gegenseitig zu akzeptieren. Nur so wird es möglich sein, sich vor der staatlichen Indoktrination zu schützen und gegen die Übernahme zu stemmen. Eltern sollten gegen den staatlichen Schulzwang aufstehen und für eine Bildungspflicht eintreten, die den Eltern mehr Freiraum gibt und damit auch den Druck von außen abblockt.

In diesem Sinne....Es lebe die Vielfalt und die Freiheit, unterschiedlich zu denken und zu leben.

Gravatar: MicroHirn

Überforderung zeigt sich ja nicht nur in einer Unfähigkeit eine Entscheidung in einer konkreten Situation zu treffen, sondern auch in den weiteren Konsequenzen, die eine extreme Rücksichtnahme auf den Willen eines Kleinkindes hat. Eine frühzeitige Kompetenz-Übertragung geht ja entwicklungsmäßig nicht spurlos an einem Kind vorbei, sondern bestärkt es in einem Glauben, der eigene Wille wäre immer und überall maßgebend. Entsprechende Reaktionen sind damit vorprogrammiert und enden nicht unhäufig in erbitterte Machtkämpfe.
Unter diesem Aspekt regt Herr Strebel nach meinem Verständnis zum Nachdenken und Überdenken an. Eine Hetze gegen Eltern kann ich darin nicht erkennen.

Gravatar: Clara West

Ich kann dem Autor nicht zustimmen.

Diese Art Auswahl gab es auch bei uns, als unsere Kinder klein waren. Es durfte in einem bestimmten Alter eben nur eine Sendung am Tag gesehen werden und da gab es die Möglichkeit , zwischen Sesamstraße, der Sendung mit der Maus oder anderen altersgerechten Sendungen auszuwählen. Je nach Tageslaune wurde dann auch eine andere ausgewählt. Was ist daran so schlecht?

Ich bin nicht der Ansicht, dass Kinder nicht in der Lage sind, etwas auszusuchen. Sehr wohl aber beobachte ich, dass es Eltern gibt, die sich sehr gern als der Manager ihrer Kinder sehen.

Ehrlich gesagt stört es mich zunehmend, wie in Deutschland Eltern gegen Eltern hetzen. Familien haben es ohnehin schwer genug und nun hat man es erreicht, dass sich vermeintlich gute Eltern gegen vermeintlich schlechte erheben.

Teile und herrsche!

Mission accomplished.

Gravatar: MicroHirn

Wunscherfüllung kenn ich noch!

Möchtest du die Holzkelle oder den Gürtel?

:-(

Gravatar: geli

Auch wenn Sie eine andere Antwort erwarten, Herr Strebel, entscheide ich mich bei Ihrer zweiten Frage doch für diese Worte: Heutzutage sind viele Erwachsene mehr überfordert als das Kind. Leider!
Vor einigen Jahrzehten hatte ich noch den Eindruck, dass Eltern es nicht nötig hatten, ihre Kinder ständig nach deren Wünschen zu fragen, um sich selbst wohl zu fühlen. Heute haben sie es offenbar. Manchmal wirkt es fast, als seien sie sich der Liebe des Kindes nicht gewiss und wollten diese durch Wunscherfüllung erkaufen.

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