Ein bisschen Gott spielen

Wenn wir ungeborenen, behinderten Menschen das Lebensrecht absprechen, wie sieht es dann eigentlich mit Menschen aus, die erst im Laufe ihres Lebens etwa durch einen Unfall geistig oder körperlich behindert werden. Wenn wir uns Selektion vor der Geburt anmaßen wollen, warum nicht auch nach der Geburt?

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Ach so ja, ganz schwierig in Deutschland…Sie denken, das eine hat mit dem anderen nichts zu tun? Nur weil die Diskussion ein bisschen heikel ist und sich kein Politiker mit dergleichen Lorbeeren bekleckern möchte? Und wer teilt das dann den Behindertenverbänden mit? Herr Lindner von der FDP? Behinderte verursachen Kosten und Mühen und wir müssen auch noch dafür zahlen - dergleichen Berechnungen gibt es in den Schubladen der Krankenkassen schon lange. Also weg damit. Sozialverträgliches Frühableben und die Welt ist wieder schön, schlank, gesund und hip. Wie? Ach so, das gilt nicht für Sie persönlich? Sie wollen dennoch weiterleben, auch wenn Sie Arbeit und Mühe für andere verursachen? Ist ja auch immer einfacher über etwas zu entscheiden, wenn man nicht persönlich betroffen ist. So ist es auch jetzt bei der Diskussion um PID. Die Diskutanten stehen ja mit ihrem Leben nicht selbst zur Disposition. Da lässt sich mal gerne Gott spielen. Der Grad unserer Menschlichkeit, der wahre Humanismus, misst sich aber gerade an den Taten, die wir tun, ohne es zu müssen. Nackter Überlebenskampf ist nicht heroisch. Hingabe, Mühe, Aufopferung ohne Gegenleistung. Liebe. Das macht den Menschen aus. Wir versagen im Umgang mit unserer eigenen Spezies wollen aber ständig die Welt retten. Wir schützen Gänseblümchen und streunende Hunde, ketten uns an Bäume. Jeder Borkenkäfer am Rande einer Startbahn kann in unserer Gesellschaft auf mehr Solidarität hoffen, als ein wehrloses, ungeborenes Kind, das nicht in eine DIN-Norm passt. Wir können nicht gegen die Todesstrafe sein und im gleichen Atemzug für Selektion durch PID, Abtreibung oder Euthanasie. Nur weil Sie demjenigen, den sie umbringen wollen, nicht in die Augen sehen können? Ein befreundeter Gynäkologe, der unsichere, schwangere Frauen berät, lässt sie als erstes ihr Kind auf einem 3-D-Ultraschallbild sehen. Keine dieser Frauen hat jemals ihr Kind getötet.

ursprünglich erschienen auf frau2000plus.net

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Kommentare zum Artikel

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Gravatar: Sven Engel

Es ist ganz typisch, das PID-Gegner nie auf das Argument eingehen, das hier bereits Freigeist gebracht hat. Es werden immer mehrere Eizellen befruchtet, da es nicht bei allen klappt. Warum sollte aus denen, die befruchtet wurden, nicht die Lebensfähigste herausgesucht werden?
Und was für ein intellektuelles oder ideologisches Problem haben eigentlich Menschen, die zu keiner klaren Trennung fähig sind und die zwischen der Verhinderung von Behinderungen und dem Umgang mit behinderten Menschen im Alltag und ihrer Teilhabe am gesellschaftlichen Leben nicht unterscheiden können?

" Ist ja auch immer einfacher über etwas zu entscheiden, wenn man nicht persönlich betroffen ist."

Wie wäre es, wenn Sie sich mal diesen Satz zu Herzen nehmen würden? Sagen Sie doch mal einer Frau ins Gesicht, die mehrere Fehlgeburten oder gar frühe Todesfälle hinter sich hat, das sie gefälligst nicht "Gott zu spielen" hat! Eine schallende Ohrfeige wäre noch das wenigste, was Sie dafür verdient hätten.
Sie wollen dem Leser etwas von Menschlichkeit erzählen? Lächerlich!

Gravatar: Birgit Kelle

Liebe Elke, ich esse gerne ein gutes Steak und ich kette mich auch nicht an Bäume, ich bin dennoch der Meinung, dass die Zeitleiste des Mensch-Seins mit der Zeugung beginnt und mit dem natürlichen Tod endet.

Und verehrter Herr von Atzigen, die reine Lehre des Vatikans vertrete ich schon deswegen nicht, weil ich evangelisch bin. Ich brauche als vierfache Mutter den Papst nicht, um zu erkennen, dass das Leben, das ich in mir trug, nicht erst nach der Geburt begann.

Gravatar: Elke

@ Birgit Kelle
ich gehe dann davon aus dass sie Vegetarierin sind und auch sonst versuchen jede Form des Lebens zu schützen. Ein Embrio ist nämlich in den ersten Wochen nach der Befruchtung einer Kaulquappe viel ähnlicher als einem Mensch. Und wieder so eine zynische Aussage "Kinder die manche als Zumutung bezeichnen würden". Als würden Eltern die sich für die Beendigung einer Schwangerschaft entscheiden dies tun weil sie ein behindertes Kind als eine Zumutung empfinden würden!

Kommen sie doch mal von ihrem moralisch hohen Ross herunter und schauen sie die Menschen an. Es ist so wie Herr von Atzingen sagte diese unglaubliche Wichtignahme des Menschen vor und nach der Geburt während das Leiden der Menschen während des Lebens offenbar zweitrangig ist. Wäre das nicht so, könnten sie keine absolute Anti-Abtreibungshaltung aufrecht erhalten. Sie müssten erkennen das es Situationen gibt in denen das der gnädige Weg für alle Beteiligten ist.

Gravatar: Carolus

Menschenlebensschutz muss unteilbar sein und von der Empfängnis bis zum natürlichen Tod reichen; davon abzuweichen ist unvernünftig, da unlogisch, deshalb verderblich und fällt zum Schaden auf uns selbst zurück. Danke für den Artikel!

Gravatar: Birgit Kelle

Verherte Elke, wir legen ja auch bei geborenen Kindern die Entscheidung über ihr Fortleben nicht in die Entscheidungsgewalt der Eltern, warum also bei ungeborenen Kindern. Ich kenne zahlreiche lebende und kerngesunde Kinder, die manche als Zumutung bezeichnen würden. Da gehen wir aber dann nicht davon aus, dass wir sie umbringen dürfen.

Und im übrigen an alle Kommentatoren: Man braucht keine Religion und keine Kirche, um gegen PID, Euthanasie oder Abtreibung zu sein. Ich vertrete übrigens nicht die Lehre des Vatikans, ich bin evangelisch und für manches reicht auch schon der gesunde Menschenverstand. Unabhängig davon, wie man sich die Gründe heransucht bleiben die Fakten unberührt: In allen Fällen, töten wir einen Menschen und um das für Unrecht zu erklären reicht allein schon unser geltendes Grundgesetz.

Gravatar: Hans von Atzigen

Sehr geehrte Frau Kelle
Ihre Ehtischen Ausführungen sind ohne Zweifel richtig und müssen sorgfältig
bedacht werden.
Trotzdem bleiben bei einer ernsthaften Auseinandersetzung sehr fiele Fragen.
Unübersehbar vertreten Sie die Reine Lehre des Vatikans.
Und da werden unübersehbare Fakten willkürlich ausgeklammert.
Der Vatikan kümmert sich wirklich rührend um die Ungebornen und um die aus dem Leben geschiedenen.Alles dazwischenliegende ist den Religionen so zimlich schnuppe.Dazwischen ist der Mensch für die Religionen nur ein Subjekt das der Macht und Einflussgier der Religiösen dienen soll.
Es ist einfach heuchlerisch das Leiden der geborenen, vor allem der Kinder die unter elenden Bedingungen ohne Chanse auf ein Menschenwürdiges Leben, bereitz im Kindesalter elendiglich verrecken müssen.
Aktuelles Beispiel ist das Katholische
Haiti was unternimmt die Römische Kirche ? Ausser schöner Rede? Nichts!
Dabei ist gerade der Mangel an Humaner Reproduktionskontrolle ein entscheidender Grund für das Elend.
Aber eben die Macht der Kirche wird ja in Haiti nicht in Frage gestellt.
Bei allem Respekt und Würdigung Ihres einstehens für Human Etische Werte ist es doch befremdlich wenn sich dieser Einsatz nur auf einen Teilaspekt bezieht und nicht umfassend ist.
Es ist unbestreitbar ein sehr sensibler Aspekt.
Dieses Vorgehen ist entlarfend pervers.
Da wird ein sensibler Einzelaspekt zum Zweck der befridigung von Macht und Herrschaftsgier über die Menschen Missbraucht.
Ihre Sicht der Dinge ist Ihr gutes Recht dies zu fertreten ohne wenn und aber auch.
Dann bitte respektieren sie auch das es fiele Menschen gibt die solches ebenfalls aus ehrenwerten Gründen nicht mittragen wollen oder können.
Das in dieser Angelegenheit Ihre sicht der Dinge immer sehr schnell mit dunklen Geschichtsereignissen verknüpft wird ist jedoch eindeutig weit unter der Gürtellinie und ist alles, eines jedoch nicht, überzeugend glaubwürdig.
Mit freundlichen Grüssen.

Gravatar: Freigeist

Sie haben mal wieder Ihren Religionsrolladen vor dem Fenster. Soll man etwa im Rahmen von PID ein Ei einpflanzen mit Genschäden, während man ein anderes gesundes in die Tonne wirft? Sie sollten zu einer moderneren religiösen Sekte wechseln.

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