EEG: Innerdeutsche Umverteilung

Die deutschen Bundesländer boten sich in der Vergangenheit ein wahres Wettrennen um den Ausbau der Nutzung erneuerbarer Energieträger.

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Auch wenn der Einfluss regionalpolitischer Sondermaßnahmen hinter den geographischen und klimatischen Gegebenheiten als Standortkriterium deutlich untergeordnet ist, so äußert sich die Gunstsituation als Anlagenregion doch im politischen Engagement gegen Reformen bei der Ausgestaltung des EEG. Immerhin profitieren Anlagenbetreiber und damit auch mittelbar die Bevölkerung von einem hohen Anlagenbesatz und den Zuflüssen der EEG-Umlage. Laut dem jüngsten EEG-Bericht des Bundesverbands der Energie- und Wasserwirtschaft e.V. (BDEW) profitierte Bayern im Jahr 2011 mit seinem hohen Besatz an Photovoltaik- und Biomasseanlagen mit 24,3 Prozent vor Niedersachsen mit 15,8 Prozent der EEG-Umlage, obwohl das süddeutsche Bundesland mit 15,4 Prozent nur den zweitgrößten Anteil an der EEG-Stromerzeugung hat. Ganz hinten rangieren indes die drei Stadtstaaten Berlin, Bremen und Hamburg mit nur unbedeutenden Anteilen am EEG-Strom und den Zuflüssen aus der Vergütung.

Saldiert man indes die EEG-Zahlungsströme, dann flossen Bayern netto rund 1,2 Mrd. Euro zu, wohingegen aus Nordrhein-Westfalen netto 1,8 Mrd. Euro über die anderen Bundesländer verteilt wurden. Es liegt daher nahe einen Blick auf die Pro-Kopf-Verteilung der EEG-Umlage zwischen den Bundesländern zu werfen. Mit 163 Euro pro Einwohner profitierten die Anwohner von Brandenburg am meisten vom EEG, am stärksten zur Kasse gebeten wurden Hamburgs Bürger mit 178 Euro pro Einwohner. Diese Zahlen zeigen deutlich, dass die Energiewende vor allem ein föderales Umverteilungsprogramm ist. Dementsprechend wird auch die Debatte um die Zukunft des EEG erheblich von der Frage “Wer wird wem in der Zukunft auf der Tasche liegen?” bestimmt sein.

Beitrag erschien zuerst auf: liberalesinstitut.wordpress.com

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Kommentare zum Artikel

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Gravatar: Klartexter

Warum trischt man ständig auf das EEG ein. Dabei sind die EEG Umlagen bei genauerer Betrachtung noch nicht das Unverschämteste. Es sind die Netzentgelde mit denen die Netzbetreiber Milliarden Gewinne eingefahren haben und noch einfahren. Und Schuld daran ist der bundesdeutsche Privatisierungswahnsinn, den die gesamte Energieversorgung war schon zu Reichszeiten ein Teil der Daseinsvorsorge. In Thüringen wurde die E.ON wieder in das Eigentum der Kommunen und der Stadtwerke durch teuren Kauf überführt.

Gravatar: Wolfgang

In dem Rechenmodell, das mir als Brandenburger Einwohner 163 Euro mittelbaren Profit zuordnet, sind wohl einige Parameter falsch gesetzt oder fehlen ganz. Bei mir ist der Kilowattstundenpreis ca. 4,5 Cent höher als in Bayern, lässt sich leicht nachprüfen über Preisvergleich per Postleitzahl. Das kostet mich schon mal 300 Euro. Den Profit vor Ort kassieren zunächst nur die Landverpächter, jedenfalls solange sie nicht den Rückbau bezahlen müssen weil die Sicherheiten nicht reichen und der Betreiber pleite ist. Von der Gewerbesteuer bleibt hier auch kaum etwas, weil die Windparks so oft hin und her verkauft werden, dass buchmäßig keine Gewinne auszuweisen sind, die Betreiber an ihrem Firmensitz in anderen Bundesländern aber trotzdem gut leben. Bleiben noch die Projektentwickler, die wie Heuschrecken über das Land herfallen und möglicherweise einige Euros aufwenden müssen, um an ihre begehrten Genehmigungen zu kommen.

Gravatar: Elmar Oberdörffer

"Immerhin profitieren Anlagenbetreiber und damit auch mittelbar die Bevölkerung von einem hohen Anlagenbesatz und den Zuflüssen der EEG-Umlage." Daß die Anlagenbertreiber und Anlagenhersteller profitieren, dürfte jedem klar sein. Aber die Bevölkerung, also die Bürger ohne Solardach oder Windrad? Die zahlen doch die staatlich per EEG garantierten Profite der Anlagenbetreiber und -hersteller. Inwiefern profitieren sie "mittelbar"? Ich empfinde jedenfalls den durch EEG überteuerten Strompreis als Verlust. Das EEG ist nicht nur wirtschaftlich unvernünftig und ordnungspolitisch falsch, es ist geradezu antisozial mit seiner staatlich erzwungenen Umverteilung von arm nach reich. Und das in einem Land, das sich dem Sozialismus hingibt!

Gravatar: Hans Meier

Vor allem werden durch das EEG fixe Vorzugspreise an Öko-Strom-Erzeuger gezahlt, die in Summe mit 20 Mrd. ¤ (2012) über den Erzeugungskosten der konventionellen Stromerzeugung liegen und als Umlage (=Verlustausgleich) mit 5,3 Cent pro Kwh die Stromverbraucher zusätzlich belasten.
Es entsteht also ein gesamtwirtschaftlicher Schaden in Höhe von 20 Mrd. der an einer angeblichen „Börse“ in Leipzig ausgezahlt wird.
Durch die Einnahmen dieser „Börse“ bleiben dann 17 Mrd. Verlust die „umverteilt“ werden, und ! allerdings bei den EEG-Anlagenbetreibern sogar politisch beschützt Einnahmen erzeugt. Ein Schildbürger-Projekt sondergleichen.

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