Dritte Welt in der Ersten Welt

Nicht nur der Reichtum wird globalisiert, auch die Armut. Die Dritte Welt hat in die Erste Welt genauso Einzug erhalten wie die Erste Welt in die Dritte Welt.

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Die Vereinigten Staaten von Amerika sind nach wie vor das reichtste Land der Welt in absoluten Zahlen. Auch im Durchschnitt pro Kopf sind die USA extrem reich. 

Trotzdem gibt es in den USA viele Arme, Obdachlose, Verwahrloste. Ganze Stadtteile und Landstriche sehen aus wie in der Dritten Welt. Die durchschnittliche Lebenserwartung der US-Amerikaner ist rückläufig.

In China waren unter Mao Zedong fast alle arm. Jetzt gibt es eine superreiche Oberschicht und eine wachsende Mittelschicht in China, die sich am westlichen Lebenstandard messen lassen kann. Doch viele hundert Millionen Chinesen sind immer noch bitterarm. Und sie werden es bleiben, denn ihr Niedriglohn-Sektor ist das Rückgrat der chinesischen Industrie, der Grund, warum westliche Unternehme in China produzieren lassen.

In Europa wächst die Zahl der Millionäre und Milliardäre, aber ein großer Teil der Bevölkerung rutscht ins Prekariat. Die Mittelschicht schrumpft.

In den 1960er bis 1980er Jahren war es anders. In Westeuropa gab es eine breite Mittelschicht, die gegenüber der Dritten Welt sehr reich war. In den USA begann es schon in den späten 1940ern, dass die mittlere Lebensqualität und das Medianeinkommen ein gutes Leben für die breite Masse ermöglichten.

Damals ergab die Unterscheidung zwischen Erster und Dritter Welt noch Sinn. China war Dritte Welt. Die BRD war Erste Welt. Doch wer heute durch Shanghai fährt, weiß, dass dies nicht mehr stimmt.

Wenn Märkte und Finanzindustrie keine Heimat kennen

Fassen wir noch einmal zusammen: Früher war die breite Mittelschicht in den Industrieländern reich, in den Dritte-Welt-Ländern arm. Heute gibt es zunehmend eine Spaltung in Arm und Reich in beiden Regionen.

Das Problem war: Die Finanzindustrie verlangt von gesunden Unternehmen zu expandieren, selbst dann, wenn bereits alles sehr gut läuft, die Kunden und Mitarbeiter zufrieden sind. Eine weitere Steigerung der Gewinnmargen und am Ende der Renditen für die Aktionäre und Investoren war nur möglich, wenn die Konzerne Teile ihrer Produktion in Billig-Lohn-Länder verlagerten.

Die Öffnung Chinas in den 1980ern bot hierzu ideale Bedingungen. Mit den Löhnen und Bedingungen dort konnte kein westliches Industrieland mithalten.

Und so wurden die Arbeitsplätze ins Ausland verlagert. Heute sehen wir mehr »Made in China« in den Geschäften als »Made in Germany«.

Freie Martwirtschaft ist gut: Es darf aber kein grenzenloser Kapitalismus sein

Die Idee des freien Handels ist so lange gut, so lange die Unternehmen aus praktischen und ethischen Gründen an ihre Heimat gebunden sind. Doch wenn sie es nicht mehr sind, kann keine industrielle Marktwirtschaft auf Dauer Wohlstand für die Bürger im eigenen Land generieren. Die Länder werden als Ressourcen ausgesaugt.

Am Ende werden wir uns daran gewöhnen müssen, dass ein Teil der Deutschen mit einer Lebensqualität auf Schwellenlandniveau wird leben müssen. Wohlstand für Alle wird dann wie ein Märchen aus vergangenen Zeiten klingen.

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Kommentare zum Artikel

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Gravatar: Gisela Rybakowski

Warum lassen wir uns das alles gefallen? Aufstand, Generalstreik, die Einführung des dig. Euros wäre eine
gute Gelegenheit.
"Demokratie": Die Regierenden sollten für sich dieses Wort nicht mehr in den Mund nehmen. Freie Meinungsäußerung gibt es nicht mehr, deutsche arbeitende Bevölkerung = Bürger 2. Klasse, Opposition politisch Andersdenkender = unbequem, gehört abgeschafft etc.pp. - Das Volk hat sich mit Herrn Merz wegen seiner Versprechen mehr versprochen, leider. Was hat sich geändert? Noch größere Verschuldung und ansonsten? Weiter ungehinderte Migration, Inflation, aber uns geht es wahrscheinlich noch zu gut?

Gravatar: Mathias

Besitzlos werden sicherlich nicht alle sein, der Mittelstand ist immer noch stark und die grossen Firmen wie Nestle brauche Konsumenten.

Wenn alle verarmt sind, dann koennen die grossen Konzerne zuschliessen.

Eine Verarmung wird nur in Europa angestrebt, aber nicht in Indonesien, oder allgemein Asien und Amerika.

Das BIP waechst global, vor allem in Schwellenlaendern.

Es ist dumm zu sagen, dass alle besitzlos sein sollen, weil diese fuer das Mieten ja Einkommen brauchen.

Ich halte das fuer ein Geruecht, weil die Eliten ja nicht wegradiert werden wollen.

Wer das Geldsystem absichtlich zerstoert, zerstoert es auch der Eliten.

Die Eliten horten viel Bargeld, aber wenn ein Wirtschaftssystem zusammenbricht, dann brechen auch Firmen und Luxusvillen der Reichen im Wert zusammen.

Es ist alles miteinander verknuepft.

Somit denke ich, dass die Eliten genau dies nicht anstreben, weil diese sich auch nicht entziehen koennen.

Gravatar: Werner Hill

Diese Entwicklungen gegen einen Wohlstand für alle, folgen einer wirtschaftlichen Logik und sind kaum zu vermeiden.

Leider werden sie noch verstärkt durch absichtliche Bosheiten mit politischem Hintergrund. Ich nenne als Beispiele nur mal die Förderung der Immigration, den wirtschaftsschädlichen Klimawahn, die unproduktiven Rüstungsausgaben oder die Unterstützung der Ukraine.

Aber im Great Reset sollen wir ja sowieso (fast) alle zumindest besitzlos sein ...

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