Draghis Poker: Die EZB geht „all-in“ mit dem Geld der Sparer

Wer sich etwas leiht, muss hierfür in aller Regel einen Obulus entrichten. Ganz gleich, ob man sich ein Buch aus der Bibliothek holt, sich im Schwimmbad mit Badeschlappen aushelfen lässt oder bei der freundlichen Nachbarin ein paar Eier besorgt, die man selbstverständlich ersetzt. Man zeigt sich mit irgendeiner Form von Leihgebühr erkenntlich.

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Diese ist ein Maß für den Wert dessen, was man sich vorübergehend aneignet. Bücher, Badeschlappen und Eier haben einen Wert. Der, dem sie gehören, hat sie irgendwann einmal erworben. Was für jegliche Waren gilt, lässt sich auch für das Zahlungsmittel selbst sagen: Natürlich hat auch die Ware Geld ihren Wert. Sich Geld zu leihen, zieht also zwangsläufig eine Gebühr nach sich, den Zins. Diese Grundregel gilt allerdings im Jahr 2016 nicht mehr. Die Europäische Zentralbank hat offiziell den Zins und damit den Wert des Geldes abgeschafft. Die Senkung des Leitzinses auf null Prozent, die eher nebenbei am vergangenen Donnerstag verkündet wurde, bedeutet nicht weniger, als dass Geld künftig kostenlos zu haben ist. Natürlich nicht für uns Verbraucher, auch nicht für Unternehmen. Kostenlos gibt es die Euros ab sofort nur für die Banken. Und für Staaten bester Bonität, die sich über Anleihen nun noch weiter verschulden können als bisher schon.

Viele hatten gewarnt, als der Ex-Goldman-Banker Mario Draghi den Thron der EZB erklomm. Es war klar, dass er nicht der Zentralbankpräsident aller Europäer werden würde. Seit seinem Amtsbeginn im Jahr 2011 hat er die europäische Geldpolitik kompromisslos darauf ausgerichtet, dass sein geliebtes Heimatland Italien nicht bankrottgeht. Dies nämlich wäre ohne Draghis massives Eingreifen passiert. Profitiert haben aber nicht nur die Italiener. Vermutlich wäre der Euro außer in Italien heute auch in Griechenland, Zypern, Spanien, Portugal und womöglich Frankreich gar kein Zahlungsmittel mehr. Bezahlt haben dies die übrigen Euro-Staaten. Und konnte sich die deutsche Politik bislang mit Erfolg auf die Tatsache herausreden, dass sich Bund, Länder und Kommunen noch nie hätten so billig verschulden können wie derzeit, hat sich mit Draghis neuestem Coup die Lage weiter verschärft. Dass heutige Schulden die Lasten von morgen sind, ist eine Binsenweisheit. Irgendwer muss irgendwann das geliehene Geld zurückzahlen, und dann sicher nicht mehr zum Nullzins. So treibt der Staat ein übles Spiel auf Kosten künftiger Generationen, indem er seinen aktuellen Wählern damit Sand in die Augen streut, es fielen ja keine Zinskosten an. Und mit der Staatsverschuldung ist es beileibe nicht getan. Die Verlierer der italienischen Rettungsmission sind die deutschen Sparer.

Schon lange gibt es praktisch keine Guthabenzinsen mehr und immer mehr Versicherungen ächzen unter der Nullzinspolitik. Ihnen hat der Gesetzgeber nach Exzessen der Vergangenheit enge Fesseln angelegt, die nun dazu führen, dass es nicht mehr möglich ist, die notwendigen Erträge für die zugesagten Leistungen zu erwirtschaften. Für Millionen Versicherte wird es ein böses Erwachen geben. Private Krankenversicherungen werden sich sprunghaft verteuern und mancher Lebensversicherer wird gar in die Knie gehen. Auch die Rentenkasse wird nicht ungeschoren davonkommen. Mario Draghi kümmert das nicht. Er und seine Helfer in den Machttürmen der Politik wollen ans Geld der Bürger. Mit allen Mitteln. Die Einschränkung und letztliche Abschaffung des Bargeldverkehrs ist dabei nur ein weiterer Schritt. Natürlich liest sich die offizielle Version der EZB-Maßnahmen anders: Banken sollen gezwungen werden, die von ihnen gehorteten Milliarden endlich massiv als Kredite zu verleihen. So schlüssig sich dies anhören mag, weiß auch Draghi um die Aussichtslosigkeit des Unterfangens – ganz gleich wie hoch der Strafzins ausfällt, den er Banken für Guthaben auferlegt. Denn die Bankenaufsicht selbst hat – durchaus mit Grund – die Regeln der Kreditvergabe enorm verschärft. Es gibt nur einen Ausweg aus dem Teufelskreis: Die politische Einsicht, dass das Euro-Experiment gescheitert ist.

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Beitrag zuerst erschienen auf peymani.de

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Kommentare zum Artikel

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Gravatar: die Vernunft

wie bei Donald Duck!
Tick, Trick, Track fanden mal einen Verdoppler, mit dem sie ihr Taschengeld immer wieder verdoppelten. Die Freude währte nicht lange, plötzlich wollte keiner mehr Geld haben, das Zeug lag überall auf den Straßen rum, die Dollars in Onkel Donald seinen Geldspeicher waren wertlos!
Genau dahin führt uns EZB-Präsident Draghi! Die Euroschwemme wird nicht mehr zu beherrschen sein!
Es wird höchste Zeit, uns aus dem Euro zu verabschieden, mit, oder ohne Volksbefragung! Schließlich wurde ganz bewußt bei der Einführung dieser Gemeinschaftwährung das deutsche Volk nicht gefragt!
Denn darf Mario mit dem Euro weiter Lira spielen. Man kann das Empire (England) nur bewundern!

Deutschland nützt der Euro?
Deutschland ist vielfältig. Bestimmte Teile der deutschen Industrie verkaufen Dank des schwachen weichen Euros mehr Waren.
Das wird teuer erkauft. Deutschland verschuldet sich für Rettungspakete anderer Länder und für Banken, der EZB druckt nur so das Geld und überschwämmt die Märkte, was irgendwann im realen Leben ankommt (Inflation), die Bürger werden durch den Zinsverfall und die Entwertung der Altersvorsorge aktiv enteignet.
So darf es keinesfalls weitergehen. Wenn Deutschland sich im Euroraum nicht mit einer starken stabilen unabhängigen Währung, wie sie geplant war, durchsetzen kann, denn muß Deutschland endlich mal seine Bürger befragen, um die rechtliche Grundlage zu erhalten, bei der Euro- Währung wieder auszutreten.

Gravatar: Marcel Elsener

@Freigeist
Sie predigen die typische, heute vorherrschende Ideologie des Keynesianismus. Gemäss dieser Ideologie kann der Staat beliebig hohe Schulden anhäufen und damit den Konsum ankurbeln. Der frühere FED-Chef Ben Bernanke schlug mal etwas scherzhaft vor, mit dem Helikopter Bargeld abzuwerfen, um so die Kaufkraft der Bürger direkt zu stärken; Merkel hat seinerzeit mit der Abwrackprämie ähnliches versucht, was zuvor Bernanke vorgeschlagen hatte: nämlich die direkte Ausschüttung von Geld an die Konsumenten unter Umgehung von Zentralbanken und Grossbanken. Hat nicht so recht funktioniert.

DIe Geldschöpfung aus dem Nichts funktioniert exakt so lange, wie die Bürger noch an die Illusion des geschöpften FIAT-Money namens Euro glauben. Wenn eine kritische Zahl von Bürgern aber nicht mehr an die Keynesianische Schuldenpyramide glaubt, dann geht es sehr schnell. Innert weniger Stunden werden immer mehr Leute in Panik geraten, das FIAT-Money nicht mehr als Zahlungsmittel akzeptieren und im Gegenteil ihre vorhandenen Geldvermögen versuchen in werthaltige Waren umzutauschen. Da nützt es Herrn Draghi und anderen Geldalchimisten nichts mehr, riesige Summen auf den Markt zu werfen, denn die Nachfrage nach ihrem nicht werthaltigen Pseudogeld nimmt rapide ab. Pech haben die Rentner und Staatsangestellten; die werden natürlich weiterhin mit Euros abgespiesen, die dann eine stark gesunkene Kaufkraft haben. Sie werden gezwungen sein, sich nach alternativen Einnahmequellen umzuschauen. In Russland wurde das unter Jelzin alles schon durchexerziert.

Wer weiss! Vielleicht werden dann wieder Zigaretten als Geldersatz akzeptiert werden wie nach dem Krieg. Auf jeden Fall wird der Schwarzhandel auf der Grundlage von Ersatzgeld sprunghaft ansteigen, während der legale Handel weitgehend zum Erliegen kommt mit allen Folgen für die Produzenten und legal agierenden Zwischenhändler.

Ein netter Nebeneffekt übrigens: Sozialhilfe empfangende Migranten werden in Strömen das Land verlassen; was sollen sie auch mit Euros anfangen, die noch weniger Kaufkraft besitzen als die Währung in ihrem Heimatland. Deutschland und andere EU-Länder werden in diesem Fall gewiss kein Migrantenproblem mehr haben, dafür aber andere weit grössere Probleme.

Auf ein solches Szenario steuert (nicht nur) der Euroraum zu. Wann es eintrifft, weiss man nicht, weil alles von der Psychologie der Massen abhängt. Das FIAT-Money-Pyramidensystem kann noch etliche Jahre so weiterlaufen wie bisher; es kann aber durch irgendeinen Auslöser auch schon in wenigen Tagen der Kollaps des Systems beginnen.

Gewissen politischen Eliten sind die Instabilität und die darin innwohnenden Gefahren mit Sicherheit bewusst. Deswegen versuchen sie wohl die weitgehende Kontrolle über die gesamte Wirtschaft zu erlangen.

Die einzige Möglichkeit den Kollaps aufzuhalten und die politische Macht zu behalten besteht nämlich in der Kontrolle des grössten Teils des Waren- und Dienstleistungsaustausches. Also entweder in der Errichtung einer staatlich kontrollierten Planwirtschaft, wie sie in realsozialistischen Ländern üblich war, oder in einem faschistischen Korporatismus (Kartellbildung zwischen mächtigen politischen Führern und marktbeherrschenden Konzernen der Grossindustrie und Hochfinanz), der in der realen Wirtschaft ähnliche praktische Auswirkungen wie die sozialistische Planwirtschaft hat. Derzeit sieht es so aus, dass eher letzteres das Ziel der politischen Führer ist. Deswegen müssen 'systemrelevante' Unternehmen auch unbedingt gerettet werden, weil ohne diese Partner das korporatistische Kartell zur Beherrschung der Wirtschaft nicht aufgebaut werden kann.

Ob die Transformation zur Planwirtschaft bzw. zum Korporatismus gelingt, ist schwer zu sagen. Aber mit jedem Jahr, in dem man den Kollaps hinausschiebt, vergrössern sich die Chancen dazu. Wie lange das autoritäre, um nicht zu sagen totalitäre Folgesystem existieren wird, hängt wiederum von den Machtmitteln ab, die den politischen Führern zur Verfügung stehen sowie vom Grad ihrer Skrupellosigkeit.

Gravatar: Freigeist

Deutschland sollte sich stärker verschulden bei diesen Niedrig-Zinsen. Kräftig in Wohnungs-Bau und Infrastruktur investieren. Straßen, Brücken, Ganztags-Schulen, Universitäten, Forschung etc.. Das Geld wäre gut angelegt. Die dadurch beschäftigten Arbeitnehmer geben ihr Netto-Gehalt für Konsum aus, dann passt es wieder.

Gravatar: FDominicus

"Die Europäische Zentralbank hat offiziell den Zins und damit den Wert des Geldes abgeschafft."

Stimmt so nicht, der Zins ist der Preis für Geld. Der Wert unsres Geldes existiert nur als Annahmezwang für diese Papier.

Der Euro hat keinen Wert wegen der fehlenden Zinsen sondern sondern keinen Wert weil er beliebig von Banken und Zentralbanken vervielfältigt werden kann und wird.

Der Wert den er jetzt noch hat hängt nur davon ab, daß eben noch immer nicht die Trillion Note aufgelegt wurde, aber ein Fakt ist nun mal, daß es seit 2008 mehr als 14 Billionen mehr an Geld gibt. Das wir aber soviel mehr produzierten, nimmt niemand an. Ergo haben wir eine ordentliche Inflation und irgendein Preis wird irgendwo sehr hoch gegangen sein....

Gravatar: J. Desillusioniert

..........Die Verlierer der italienischen Rettungsmission sind die deutschen Sparer ..............

Herr Fischer: ....... indem so viel Geld wie nur möglich aus Deutschland heraus geleitet wird. Es ist vollkommen egal wofür, es kann auch radikal verschwendet werden – Hauptsache, die Deutschen haben es nicht...........

Claudia Roth, die Vizepräsidentin des Deutschen Bundestages - also keine Hinterbänklerin, was traurig genug wäre - geht auf einer Demo mit, wo "Deutschland, du mieses Stück Scheisse" skandiert wird.

Die Liste lässt sich fortsetzen. Wer solche Regierenden hat, der ist verloren. Wenn man sich das klarmacht - ehemalige und gegenwärtige REPRÄSENTANTEN unseres Staates haben diese Einstellung zu unserem Land! Hoffnungslos. Von Vorbildwirkung mal ganz zu schweigen.
Da ist es nicht verwunderlich, dass jemand, der für unser Volk / Land eintritt, als Dunkeldeutscher wahrgenommen wird.

Aber ich treffe immer mehr Leute, die lernfähig sind.
- "Sparen? Ich bin doch nicht blöd!" "Und im Alter?!"
"Da geh ich aufs Amt!" "Und wenn du dir dann nichts leisten kannst?" "Dann habe ich wenigstens schöne Erinnerungen."
- "DU machst mit 63 Schluss?!" "Na klar! Paar schöne Reisen- solange das Gesparte noch nicht wegdraghisiert ist! Wenn das alle ist, seh ich weiter."
- "Fährst du gar nicht mehr auf Montage?!" "Nö. Wird doch das meiste weggesteuert. Riester stillgelegt- da kommen wir auch so hin." "Und im Alter?" Ich bin handwerklich gut drauf- wenn ich alles selber mache zuhause, langt's schon."
- "Oh- neues Auto?" "Klar- Kohle alle, die nächsten Jahre null Reparaturen, 200000 km ab heute im Haben....". "Weißt du, dass du damit leichtfertig deiner Bank Spielgeld für über eine Million Euro weggenommen hast?? Für jede hinterlegte Einlage kann die exakt das Hundertfache als Kredit vergeben oder als Spekulation in eigener Sache verwenden (siehe Buch "'Der größte Raubzug der Geschichte')! Weniger als 10000 Euro kann dein Auto ja gar nicht gekostet haben."
- " Neuer Job?!" "Ja". "Mehr Geld? " "Nein- weniger."
"Nanu - warum wechselst du?!" "100% Freizeitausgleich - was nützt das Geld- das geht sowieso nicht mehr lange gut!"

Die Entwicklung ist nicht toll- aber siehe Griechenland, USA, Andere - Leben auf Pump scheint ja zu funktionieren. Wenn irgendwann nicht mehr, so kann man ja dann was anderes probieren.

Ich hab mal ein Buch gelesen- wie die Sparleistung nach 1945 in Deutschland das Wirtschafswunder erst ermöglichte. Aber was sich der Eine erarbeitet, geben Andere aus- da funktioniert diese Methode bei uns heute so sowieso nicht mehr.
Deutschland könnte als Euro(pa)- Zahlmeister in Zukunft ein Totalausfall werden. Und das gleich aus mehreren Gründen.
Aber wie sagt man so schön- nicht schimpfen - Handeln!
Ich muss schließen- habe gleich noch einen Termin im Reisebüro.

Gravatar: Hägar

Warum wollen sie Geld für etwas das im Überfluss da ist und keiner haben will?

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