Direkte Demokratie in Europa

„Da die Präferenzen der staatlichen Entscheidungsträger in einigen Politikfeldern offensichtlich – in der Europapolitik sogar nachweislich – von den Wünschen der Bürger abweichen,  spricht viel dafür, in diesen Bereichen – und nur dort – Volksbegehren und Volksentscheide zuzulassen“, schreibt Roland Vaubel in einem Beitrag für die sozialwissenschaftliche Schriftenreiche des Internationalen Instituts für Liberale Politik in Wien.

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Vaubel verweist auf as Principal-Agent-Problem: der beauftragte Agent tut nicht, was sein Auftraggeber will. Diese unterschiedlichen Präferenzen der Politik und der Bürger spiegeln sich in den Ergebnissen verschiedener Meinungsumfragen wieder. Auf die Frage, ob Entscheidungen lieber auf regionaler, nationaler oder europäischer Ebene getroffen werden sollten, sprachen sich 54 Prozent der EU-Parlamentarier für die europäische Ebene aus, aber nur 42 Prozent der Bürger. Auch die nationalen Parlamentarier neigen eher zur Zentralisierung als die Bürger.

Auch die in Europa durchgeführten Referenden zeigen die Kluft zwischen der Europabegeisterung der politischen Eliten und der größeren Europaskepsis der Bürger. Bei den zustimmenden Referenden waren in 10 von 11 Fällen die Anteile der Ja-Stimmen geringer als bei den Abgeordneten. Bei den ablehnenden Referenden war die Parlamentsmehrheit in 10 von 11 Fällen anders als die Bürger für die Annahme der abgelehnten Entscheidung. Etwa 21 Prozent der befragten Bürger befürworten den Beitritt der Türkei zur Europäischen Union, aber 44 Prozent der Kommissionsbeamte und EU-Parlamentarier. Da die politische Haltung der politischen Vertreter offenbar weit von der Meinung der von ihnen vertretenden Bürger abweicht, fordert Vaubel Volksentscheide, um diese Kluft abzubauen.

Information:

Roland Vaubel: Nie sollst Du mich befragen? Weshalb Referenden in bestimmten Politikbereichen – auch in der Europapolitik – möglich sein sollten, in: Sozialwissenschaftliche Schriftenreihe, Heft 33.

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Kommentare zum Artikel

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Gravatar: HJM

´Werter Freigeist,
frei nach H.-H. Hoppe: lieber 1000 Lichtensteins als eine EU.
Und für diese Abstimmung braucht man keinerlei Experten.

Gravatar: Freigeist

Mit dem Normalbürger wäre schon der Ansatz der EU nicht möglich gewesen. Sorry, der Normalbürger versteht zu wenig von der EU, leider. Ich favorisiere Abstimmung wie z.B. in Bayern bezüglich "Konsequenter Nichtraucherschutz".
Solche Probleme sind auf dem Niveau des Normalbürgers. Die Zusammenhänge in der EU können nur noch Experten einigermaßen einschätzen.

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