Die Zukunft der Kirche

Ohne Nachwuchs kann die Kirche nicht fortbestehen. Angeboten für Kinder durch die Gemeinden kommt daher eine entscheidende Rolle zu. Ältere Kirchgänger sollten sich in Geduld mit den quirligen Energiebündeln üben.

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Es wird in diesem Beitrag keine Vorschläge für eine neue Pastoral geben, kein Ei des Kolumbus der Evangelisierung. Es geht mir um etwas viel handfesteres, ohne das all die Bemühungen um Mission, Katechese, um Verständnis in der Welt erfolglos bleiben müssen (oder besser: müssten) – den Nachwuchs in unserer Kirche!

Auch dabei geht es nicht darum, pseudointellektuell herauszustellen, dass die Nachwuchsarbeit der Kirche bei den potenziellen Eltern anfängt, deren Willen, Kinder zu bekommen und ihnen Christus nahezubringen, und bei den Menschen im Umfeld der Eltern, die das befördern oder behindern können. Es geht ganz konkret um Kinder, quirlig und lebendig, in unserer Kirche. Wir, meine Frau und ich, haben zwei davon, einer drei, eine ein Jahr alt. Unsere Gemeinde bietet für Familien mit kleinen Kindern auch regelmäßig (nicht ganz monatlich) auch Kleinkindermessen an. Zu denen geht vor allem der Große gerne, die Kleine kann sich noch nicht so äußern, aber die Musik, die spezielle Art der Katechese, wird ihr sicher auf Anhieb besser gefallen als die „normale“ Messe.

Trotzdem gehen wir mit unseren Kindern auch in die „normale“ Messe. Erstens weil wir diesen Sonntagsdienst für entscheidend halten, zweitens weil die Kinder seit der Taufe Mitglieder dieser Kirche sind und natürlich an der Eucharistiefeier teilnehmen sollen und drittens, weil sie sich nur so eingewöhnen und ein Gespür für das entwickeln können, was man vielleicht mit liturgischem Geist beschreiben kann. Wer kennt nicht viele Kinder, für die nach der Zeit, in der sie nur alle paar Wochen in einen Kleinkindergottesdienst gehen, anschließend eine „langweilige“ Zeit der normalen Messen beginnt, bevor Jugendmessen für sie interessant werden könnten (zu einem Zeitpunkt, zu dem viele sich von der Kirche aber innerlich bereits verabschiedet haben).

Mit zwei so kleinen Kindern ist das nicht leicht, durchzuziehen. Denn auch wenn unser Großer immer mehr Interesse und auch – so möchte man die Reaktionen deuten – Verständnis für liturgische Vollzüge entwickelt, er bleibt ein dreijähriger Junge, dem es schwer fällt, eine Stunde mehr oder weniger still zu sitzen. Und das wird nicht leichter dadurch, dass seine Schwester daneben sitzt und sich als Spielkameradin anbietet. Also nutzen wir im Moment meist die Möglichkeit, in zwei Etappen die Messe zu besuchen: eine frühere Messe am Sonntag besucht meine Frau mit unserer Kleinen, die spätere besuche ich mit dem Großen. Zumindest für einen gewissen Zeitraum sollte das eine Alternative sein, wenn wir natürlich auch lieber als Familie zusammen die Sonntagsmesse besuchen würden.

Dazu bieten sich dann sogenannte Familienmessen an, nicht für die ganz Kleinen gedacht, aber zugeschnitten eher auf Kinder im späten Kindergarten- und im Grundschulalter. So eine fand in unserer Gemeinde am vergangenen Sonntag statt. Man muss dazu sagen, dass wir in der glücklichen Lage sind, in unserer Gemeinde von „Karnevalsmessen“ verschont zu sein. Also am Sonntag eine normale Messe, nur eben ein bisschen auf Kinder zugeschnitten. Die allerdings – wohl wegen der karnevalistischen Aktivitäten der Eltern – waren kaum da, sodass sich die Messe kaum von einer anderen unterschied. Schade eigentlich: da bietet eine Gemeinde so etwas an, was auch für die Eltern eine Erleichterung darstellt, sollte doch eine gewisse Unruhe in dieser Art von Messe kein großes Problem darstellen – und das Angebot wird nicht angenommen! Was blieb an diesem Tag waren also in der Mehrzahl (nicht alle!) leicht grantige Messbesucher, offenbar froh, mit Karneval nichts zu tun zu haben (abgesehen von einem verkleideten Ehepaar, das wohl eine etwas andere Erwartungshaltung hatte) und ein paar wenige Familien mit Kindern.

Ich möchte nicht unterschlagen, dass bei ein paar von denen gegen Ende der Messe etwas leicht aus dem Ruder gelaufen ist: Unsere beiden liefen also zusammen mit einem Mädchen aus der gleichen Kirchenbank durch den Gang; eigentlich nicht laut, aber auch nicht so, wie wir es normalerweise zulassen. Unsere Kleine war vorher schon mal durch den Gang gewandert – leise wohlgemerkt – und hatte sich umgesehen, interessiert, was der Priester da vorne macht, warum die Messdiener solche Kleider tragen … abgesehen von einem gewissen „Niedlichkeitsfaktor“ aber kaum störend.

Die Retourkutsche ereilte uns dann aber beim Rausgehen: Meine Frau ging mit der Kleinen schon früher, um die Störung zu minimieren und musste sich von einem Mann anblaffen lassen, das sei eine Messe und kein Kindergarten. Meine Frau hatte eine schlagfertige Antwort: „Ja, eine FAMILIENmesse!“ aber wir bilden uns nicht ein, diese Botschaft könnte angekommen sein. Ich ging dann zum Schlusslied mit unserem Großen und hörte hinter uns zwei ältere Damen schwatzen „Die sollen mit den Kindern zu Hause bleiben!“ Ich bin dann stehen geblieben, sodass die beiden peinlich berührt verstummten … aber ich muss zugeben, eigentlich möchte ich gar nicht so reagieren müssen.

Von einem befreundeten Priester – kein liberaler Modernist – habe ich mal den Satz gehört: „Da sitzen die alten Damen und Herren und beten für die Zukunft der Kirche – und wenn sie rein kommt, wollen sie sie am liebsten raus schmeißen!“ Genau das musste ich erleben, und erinnerte mich an ein Evangelium der vergangenen Woche, in der die Jünger Jesu Kinder davon abhalten wollen zu ihm zu gelangen und er – so steht es da – „unwillig“ wurde. Kinder von ihm fernzuhalten ist also etwas, was Jesus wirklich aufregt und emotional werden lässt. Ich will aber auch gleich darauf hinweisen, um der Gemeinde nicht unrecht zu tun, dass uns anschließend auch (ältere) Herrschaften angesprochen haben, die uns bestärkten, bloß nicht der Messe fern zu bleiben, nur weil ein paar Leute meckern.

Wir werden in Zukunft weiterhin versuchen, zwei unterschiedliche Messen zu besuchen (in unserer Gemeinde haben wir zum Glück diese Möglichkeit), damit es nicht ausufert, wir werden bei Gelegenheit Kleinkindermessen und Familienmessen besuchen, in denen Kinderlärm nicht so störend wirkt – aber wir werden uns aus normalen Messen auch nicht ausladen lassen von Menschen, für die gelebter Glaube darin besteht, mit missmutigem Gesicht der Messe zu lauschen und sich renitent über alles aufzuregen, was nicht in ihr Weltbild passt. Und was für ein Bild Christen abgegen, in deren Weltbild keine Kinder in der Messe passen, darüber denke ich lieber nicht länger nach!

Unsere Kinder, alle Kinder, sind die Zukunft der Kirche, und die Eltern dieser Kinder nehmen viel in Kauf, um die Kinder zu erziehen, ihnen in einer Welt die das eher skeptisch beäugt, den Glauben an Gott nahezubringen. Ich habe unserem Großen zu erklären versucht, dass es Menschen gibt, die es offenbar nicht fertig bringen, Andacht auch zu halten und die Liebe Jesu zu empfinden, wenn um sie herum nicht alles genau so ist, wie sie das wollen, die nicht beten können, wenn er herumläuft oder Lärm macht, und auf die wir Rücksicht nehmen wollen, damit auch sie beten können. Ich hoffe, er hat das verstanden, er hat mir versprochen, zukünftig leiser zu sein – aber ich werde ihm auch wenn er mal etwas lauter ist nicht die Heilige Messe vorenthalten, nur weil manche meinen, Kinder hätten dort nichts verloren und die Zukunft der Kirche nicht zu erkennen in der Lage sind, selbst wenn sie ihnen – buchstäblich – vor der Nase tanzt.

Beitrag erschien auch auf: papsttreuer.blog.de

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Kommentare zum Artikel

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Gravatar: Kerstin

"Es gitbt keinen Gott", was lässt Sie so sicher sein? Sie wissen, dass Sie das niemals beweisen werden können. Mir gibt der Glaube an Gott Ruhe, Glück, Zufriedenheit und unglaubliche Zuversicht. Natürlich bleiben viele Fragen offen aber es wäre auch vermessen zu glauben, dass sich uns Menschen die komplexe Schöpfung jemals ganz erschließen wird. Die Bibel als Grundlage täglichen Handelns anzusehen, ist m. E. absolut sinnvoll um Gemeinschaft sozial zu leben. Natürlich sind wir nicht nicht vollkommen aber tägliche neue Versuche es zu werden, richten bestimmt keinen Schaden an.

Gravatar: Joachim Datko

Es gibt keinen Gott!

Zitat: "Gott wird bestimmt Verständnis dafür haben, wenn die Kinder in den ersten Lebensjahren auch aus Rücksicht auf die Mitmenschen die Kirche nur ab und zu und dann eben zu Mini- und Familiengottesdiensten besuchen."

Der abrahamitische Gott, die Gottesvorstellung der Juden, Christen und Mohammedaner ist skurril. Nehmen Sie als Beispiel die mystische Geschichte von der Vernichtung Sodoms und Gomorrhas durch "Gott". So einen "Gott" würde man heute mit Interpol suchen und Sicherungsverwahrung anordnen.

Gravatar: Kerstin

Bei einem sonntäglichen Gottesdienst durfte ich beobachten, wie ca. 25 Elternpaare gleichzeitig mit ihren Säuglingen und Kleinkindern, geschätzt ca. 40, den Gottesdienst "bereicherten". Für mich ein Horror. Das Hin- und Herlaufen der Kinder und Eltern, Gejammer, Gelächter, Geschrei, Zurechtweisungen haben mich wirklich gestört. Kraft aus Ruhe schöpfen oder Andacht - Fehlanzeige. Worte der Vortragenden waren trotz Mikrophon nicht mehr wahrnehmbar. Ich, selbst Mutter von vier Kindern, finde es äußerst fragwürdig, wenn Säuglinge und Kleinkinder von ihren Eltern, deren Motive sich mir auch nicht erschließen, in die Gottesdienste mitgenommen werden. Es genügt doch, die Kinder zu integrieren, wenn ein Kind sprechen, Regeln verstehen und sich auch daran halten kann (ab dem dritten oder vierten Lebensjahr).
Ich kann sehr gut nachvollziehen, wenn Gemeindemitglieder sich von zu kleinen Kindern genervt fühlen. Die Kirche ist kein Spielplatz. Gott wird bestimmt Verständnis dafür haben, wenn die Kinder in den ersten Lebensjahren auch aus Rücksicht auf die Mitmenschen die Kirche nur ab und zu und dann eben zu Mini- und Familiengottesdiensten besuchen.
Die Kinder an den Glauben heranführen kann ich auf vielfältige Art und Weise, der sonntägliche Gottesdienst(zwang) im Säuglings- und Kleinkindalter und auch später ist da sicher auch manchmal kontraproduktiv.

Gravatar: Joachim Datko

Zur Zukunft der r.-k. Kirche in Deutschland!

- Die Zahl der Kirchenmitglieder wird weiter stark zurückgehen.
Bei uns in Regensburg haben im Januar weit über 1,5 Promille der Mitglieder die beiden christlichen Kirchen verlassen ( r.k. 1,6 Promille Austritte, in nur einem Monat).

- Wegen der Kleinkindtaufen ist das Austrittspotenzial riesig, kaum jemand hat sich früher aus freien Stücken entschieden, Kirchenmitglied zu werden.

- Die Zahl der Neupriester für den Gemeindedienst in Deutschland liegt unter 80 pro Jahr ( 2012 ---79 Neupriester für den Gemeindedienst).

Katholische Kirchenmitglieder in Regensburg
01.2004 - 64%
01.2009 - 60%
01.2014 - 56%

Ich bin gerne bereit, ausführlich zur langfristigen Entwicklung der deutschen christlichen Kirchen Stellung zu nehmen.
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Aktuell: Wer seine Zinsen vor der Kirchensteuer retten will, sollte so schnell wie möglich austreten.

Gravatar: Papsttreuer

Das ist interessant, Herr Datko: Glauben Sie wirklich, dass eine Taufe diese Wirkung haben könnte? Ich bin ja als Katholik in der Tat der Ansicht, dass ein Sakrament die persönliche Beziehung zu Gott stärkt ... aber ist das nicht ein Widerspruch im Blick auf Ihren Atheismus?

Oder haben Sie Angst, dass Kindern das Vertrauen in die Liebe Gottes nahegebracht wird und die Trivialatheisten damit ihren Einfluss verlieren könnten? Denn es gilt natürlich umgekehrt genau so: Mit mehr Taufen und religiöser Erziehung wäre der Atheismus mit seiner vernunftwidrigen Negierung Gottes eine noch größerer Randerscheinung als er es jetzt schon ist.

Aber keine Sorge: Gott liebt Sie trotzdem und sieht Ihr Bemühen um Verstehen der Welt - Sie müssten nur mal gelegentlich hinhören, wenn er Ihnen auf Ihre Fragen antwortet.

Daher nur noch eine Bitte zum Schluss: das Thema meines Beitrags scheint Ihnen wie in den meisten Fällen entgangen zu sein, sodass Sie nur ihre antireligiösen und -kirchlichen Textbausteine wieder verwenden. Ein bisschen mehr Mühe wäre schön, dann kämen wir sicher auch zu einem fruchtbaren Austausch.

Herzliche Grüße und Gottes Segen

Felix Honekamp

Gravatar: Joachim Datko

Geistige Freiheit anstatt religiösen Anachronismus

Sowohl die abrahamitische Gottesvorstellung der Juden, Christen und Mohammedaner, als auch der Wunderglauben des Christentums sind anachronistisch.

Ohne die Kleinkindtaufen, gegen das Selbstbestimmungsrecht, wären die christlichen Kirchen nur Randerscheinungen.

Joachim Datko - Physiker, Philosoph
Forum für eine faire, soziale Marktwirtschaft
http://www.monopole.de

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