Die wahre Kursblase findet im MDAX statt

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Vergesst den Botox-DAX! Die Kursblase im MDAX ist viel heftiger. Die 50 auf den DAX nachfolgenden Unternehmen bündeln sich im MDAX und zeigen aus fundamentaler Sicht eine starke Überhitzung. Wenn es an den Börsen rumpelt, dann sind im MDAX die größeren Verluste zu erwarten.

Der DAX spiegelt die 30 größten deutschen Aktiengesellschaften in einem Aktienindex. Die theoretisch nächsten 50 findet man im MDAX. Hierbei handelt es sich nicht um kleine Nebenwerte sondern um große Unternehmen wie ProSiebenSat1, RTL, Springer, HugoBoss, Airbus, Fielmann, MAN, Metro, Südzucker, Rheinmetall und viele andere mehr. Genau wie der DAX startete der MDAX im Jahr 1988 bei 1.000 Punkten. Während es der DAX bis 2015 auf über 12.000 Punkte geschafft hat, stand der MDAX dieses Jahr schon bei weit über 21.000 Punkten. Auch seit Jahresbeginn 2015 liegt der MDAX um zirka 3%-Punkte vorne.

Der Vergleich von DAX und MDAX seit 1988 hinkt allerdings ein bisschen, weil der MDAX in 2003 grundlegend umgestellt wurde. Zuvor hatte der Index 70 Titel und seither 50. Seit 2003, also in seiner neuen Form, legte der MDAX eine Performance von 623% aufs Parkett, während der DAX im gleichen Zeitraum “nur” 337% schaffte. Natürlich sind in beide Indizes auch die Dividenden mit eingerechnet, doch spricht dieser Punkt eher für den DAX, der als Bluechips-Index traditionell die höhere Dividendenrendite ausweist. In 2003 hatte der MDAX ein durchschnittlicher KGV von 9,3. Heute ist der Wert bei atemberaubenden 20,30. Das DAX-KGV stieg von 12,7 in 2003 auf aktuell zirka 15 an. Der MDAX verfügt, historisch gesehen, den höchsten Bewertungsaufschlag ggü. des DAX aller Zeiten.

Auch in der Einzelkritik schneiden die MDAX-Spieler durchwachsen aus. Während die Kurse einiger DAX-Werte noch nicht zu sehr überhitzt sind, sieht dies im MDAX ein bisschen anders aus. 27 der 50 Werte haben ein KBV größer 2. Ein KBV von 1 würde bedeuten, dass die Börse genau den aktuellen Unternehmenswert bewertet; alles über 1 ist Wachstumsfantasie. 7 MDAX-Werte entwickelten sich in den letzten 12 Monaten negativ (im DAX sind es 5). 30 der 50 MDAX-Aktien verteuerten sich in den letzten 12 Monaten um mindestens 20%, 8 davon sogar um 50% oder mehr. Im DAX ist das Verhältnis ausgewogener: 17 der 30 Werte verteuerten sich um mehr als 20% aber nur 2 davon um mehr als 50%.

Einzelne Aktien der zweiten Reihe scheinen noch attraktiv bewertet zu sein, doch der MDAX als Index ist fundamental zu teuer. Dies trifft auch auf den DAX zu aber beim MDAX ist es noch viel deutlicher. Man kann davon ausgehen, dass es bei einer größeren Bereinigung zu überproportionalen Verlusten im Bereich der Midcaps kommen dürfte. Aber auch unabhängig eines Bärenmarktes dürfte der MDAX seine Überbewertung zum DAX im kommenden Verlauf abbauen. Andererseits bietet der MDAX (aber auch der SDAX) immer wieder attraktive Perlen der deutschen Wirtschaft. Während die verschlafenen 30 DAX-Grufties eher als konservative Kapitalsammelbecken dienen, findet man in der zweiten und dritten Reihe immer wieder Chancen und gesunden Unternehmergeist.

Wer in der aktuellen Kursblase kalte Füße bekommt, sollte an Absicherungsstrategien denken. Auch macht es im Moment keinen Sinn, zum Beispiel über ETFs, den breiten Markt zu kaufen. Jetzt ist die Stunde der Einzeltitelselektion. Wer sich dies nicht zutraut kann diese Aufgabe auch an ein Fondsmanagement delegieren. Gute Nebenwertefonds gibt es wie Sand am Meer, doch die Herausforderung ist, den richtigen zu finden. Wichtig ist, dass das bunt gemischte Portfolio an steigenden Kursen partizipiert und die Abwärtsrisiken auf ein Minimum begrenzt.

Hinweis: Dieser Text ist 3-4 Tage alt und wurde bei einem DAX Stand bei rund um 12.000 Punkte verfasst.

Zuerst erschienen auf pinksliberal.wordpress.com

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