Die vergessene Blase: Immobilien

In Schweden baut sich gerade eine gefährliche Immobilienblase auf. Aber auch in Deutschland sind die Preise für Immobilien rasant gestiegen. Dass die Zinsen so niedrig sind, verführt viele zum Kauf. Deshalb könnte auch hier eine Blase enststehen.

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Immobilien sind der Deutschen liebste Altersvorsorge. Die Zinsen sind niedrig und Eigentum steht hoch im Kurs. Doch es gibt auch alarmierende Anzeichen einer Blase. Vorne mit dabei: Der Musterstaat Schweden.

In Schweden gibt es eine gewaltige Immobilienblase, die schon beim kleinsten Anlass platzen könnte – und die völlig überschuldeten privaten Haushalte, Banken und die skandinavischen Nachbarländer aufgrund der engen Wirtschaftsbeziehungen in den Abgrund zu reißen vermag“, schreibt die WirtschaftsWoche. Schweden hat dabei nicht mal den Euro. Zuletzt senkte die Schwedische Notenbank ihren Leitzins auf 0,00%. Bisher dachte man bei Schweden immer an einen Musterstaat, doch inzwischen gibt es dort eine Jugendarbeitslosigkeit von über 20%. Heute denkt man an Schweden als Krisenherd so wenig, wie man man im Sommer 2008 an Lehman dachte.

germanhouseprices

Aber auch die deutschen Häuserpreise sind kräftig gestiegen (siehe Bild). Schaut man sich Neubauprojekte an, dann findet man teils unverschämte Preise. Doch die deutsche Immobilienblase ist regional differenzierter und steht damit auf breiteren Beinen. Was viele Käufer nicht verstehen wollen, ist, dass der Zins nicht der wichtigste Faktor ist. Der Kaufpreis ist eben auch wichtig. Was nützt mir ein günstiger Zins von z.B. 2%, wenn ich aber für das gleiche Objekt jetzt 20% mehr bezahlen muss?

Immobilien sind vergängliche Werte. Ähnlich wie Autos, Obst, Gemüse und viele andere Dinge auf dieser Welt, unterliegen Immobilien einem natürlichen Verfallsprozess. Mit fallender Qualität und ansonsten gleichbleibenden Faktoren sinkt im Zeitverlauf der Wert einer jeden Immobilie. Viele Preise sind in den letzten Jahren nur deshalb nicht gefallen, weil ein erhöhter Kaufdruck vorhanden ist. Bei steigenden Zinssätzen und bei einem möglichen Wegbrechen/Verarmen der klassischen mittelständischen Käuferschicht kann sich dieser Trend sehr schnell umkehren. Wer genügend Eigenkapital in die Finanzierung steckt und sein Objekt durch laufende Ersatzinvestitionen in Schuss hält, kann zumindest besser schlafen.

Immobilien haben auch einen Nutzwert, denn man wohnt eventuell selbst drin. Diesen emotionalen Wert, kann man nicht mit dem Taschenrechner berechnen. Wer sich eine Immobilie zulegt sollte gesunde Finanzen haben, ein gutes Einkommen, genügend Eigenkapital, eine Zinssicherung und die Fähigkeit Rücklagen zu bilden sowie Ersatzinvestitionen zu tätigen. Einfach nur eine Immobilie zu kaufen, “weil die Zinsen niedrig sind” ist übertriebener Aktionismus und ein typischer Beleg für den Herdentrieb, der stets zu einer Spekulationsblase führt.

Zuerst erschienen auf pinksliberal.wordpress.com

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Kommentare zum Artikel

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Gravatar: H. & F. Rövenich GmbH

Ich sehe im Moment noch keine Anzeichen für eine Immobilienblase in Deutschland.

Gravatar: Freigeist

Eigenkapital-Anteil beim Hauskauf erhöhen, dann gibt es keine Blase, die gefährlich werden könnte. Beispiel Aktien: Wer ohne Kredit spekuliert, kann verlieren, ohne dass es zu Stützungsmaßnahmen des Staates kommen muss, um das System zu retten.

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