Die mondäne Kirche

In einer jetzt veröffentlichten Rede im Vorkonklave sprach Papst Franziskus über dringend erforderliche Reformen ein der Kirche.

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In drei Aspekten breitet er die Thematik aus. Da ist zum einen der apostolische Eifer, der die Kirche aufruft, zu den Menschen zu gehen. Als nächstes die Gefahr zu verkümmern, wenn die Kirche in sich gefangen bleibt, ferner die mondäne Kirche, die nur noch um sich selber kreist.

Letztere ist das, was wir als Volkskirche bezeichnen. Etwas genauer noch, die in unserer Zeit verbliebenen Reste der Volkskirche. Es kommt nur noch darauf an, irgendwelche Bestände zu wahren. “Die Kirche muß im Dorf bleiben!” “Wenn es in unserem Dorf keine Osternacht mehr gibt, dann gehen wir nicht!” “Man darf die Kinder/ Jugendlichen ja nicht religiös überfordern!”

Die mondäne Kirche ist eine Kirche der Äußerlichkeiten. Hauptsache der Schein bleibt gewahrt. Auf den Inhalt kommt es nicht an.

In allen drei Aspekten mahnt der Papst die Verweltlichung der Kirche an. Ein Pfarrer in deutschen Landen genügt sich (gezwungnermaßen?) doch zumeist darin, den Untergang von seinem frisch renovierten Pfarrhaus aus zu verwalten. Wo ist der apostolische Eifer, der das Evangelium zu den Armen bringt? Die Armen in unserem Land sind inzwischen auch schon wieder die materiell Armen, doch noch viel mehr sind die Armen die um das Evangelium betrogenen Menschen, die eine auf Sinuskurven schwebende Kirche gar nicht mehr zu erreichen glaubt. Betrogen sind sie auch, weil die Kirche in einem reichen Land mit üppiger Kirchensteuer es doch gar nicht nötig hat, das Evangelium denen zu verkünden, die eben nicht als brave Bürger ihrer sonntäglichen Pflicht zu Kirchgang und Sonntagsbraten nachkommen. Und ganz ehrlich, ich bin genau so einer, der der Pflicht zu Kirchgang und Sonntagsbraten nachkommt. Ich vermisse die, die unsere Kirche ein wenig entbürgerlichen könnten und zugleich habe ich eine Menge Respekt davor, denn sie würden (auch mich!) herausfordern. Aber hiervor “bewahrt” uns eine in sich selber gefangene Kirche.

In Westfalen, wo die katholische Welt ja noch in Ordnung ist, jedenfalls durch die rosarote Brille der weißen Kommunionkleidchen und 1000 Teilnehmer an Fronleichnam, der Schützenmesse und der vollen Kirche an Weihnachten, kreist die Kirche wahrlich nur um sich selbst. Wenn ich mir den gegenwärtigen “pastoralen Prozeß” zur Zusammenlegung zweier Pastoralverbünde anschaue, dann frage ich mich ernsthaft, was das soll. Da wird zwei Jahre lang in zigzillionen Sitzungen die Kirche vor Ort neu erfunden. Diese neu erfundene Kirche (hier bei uns vor Ort) hat eine Lebensdauer bis 2020. Dann nämlich fängt der pastorale Prozeß wieder von vorne an, weil weitere 2 Pastoralverbünde zu einem pastoralen Raum zusammengelegt werden.  Wieder wird 2 Jahre lang die Kirche neu erfunden werden. Bitte schön, wenn das nicht “um sich selber kreisen” ist, was ist das dann?

Es ist mondän, wenn die Erstkommunion nur ein Familienfest ist. Es ist mondän, wenn Firmlinge von Großeltern gekauft werden. Es ist mondän, wenn Hochzeiten nur noch Show sind. Am besten ein halbes Dutzend Priester am Altar, teuer gekaufte Sänger, Brautkleider für Kiloeuro, und die Scheidungspapiere prophylaktisch schon im Kopf. Es ist mondän, wenn Priester einen freien Tag haben und diesen als freien Tag von der Zelebration auffassen. Es ist mondän, wenn Priester ausbrennen, weil nicht in ihnen das Feuer des Glaubens, sondern unter ihrem Hintern das Höllenfeuer pastoraler Notwendigkeiten brennt.

Genau jene Entweltlichung, die Papst Benedikt XVI. gedanklich vorbereitet hat, schickt sich Papst Franziskus nun an, umzusetzen. Der Rede im Vorkonklave kann man sehr deutlich entnehmen, daß da ein Praktiker spricht. Einer, der nicht im apostolischen Palast bleiben wird. Einer der den Pfarrern aber auch uns Laien vorausgehen wird. Sein Vorvorgänger hat das Territorium in den Blick genommen, der Vorgänger hat die Kartographie übernommen, jetzt geht es hinaus.

Zieht Euch warm an! Es wird ernst!

 

Dieser Beitrag erschien zuerst auf katholon.

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