Die Märkte setzen auf die Ukraine

Noch “donnern die Kanonen”, doch die Börse setzt längst wieder auf die Ukraine. Sehr spekulative Anleger haben die lokale Panik im Frühjahr 2014 zum Einstieg genutzt und verbuchen bereits gute Gewinne.

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Ukrainische Staatsanleihen haben ein CCC Rating (S & P) und besitzen daher ein sehr hohes Ausfallrisiko. Es gibt kaum Staatsanleihen am Markt (eventuell Argentinien oder Venezuela), die ein höheres Risiko besitzen. Interessant dabei ist die Renditekurve verschiedener Laufzeiten. Die am 23.09.2015 fälligen Anleihen rentieren mit aktuell 8,84%. Die bis Juli 2017 laufenden bringen mit 8,39% etwas weniger, obwohl es sich um eine längere Laufzeit handelt. Der Markt preist also ein, dass es der Ukraine 2017 etwas besser gehen sollte, im Vergleich zu heute. Diese Wahrscheinlichkeit wird aber noch sehr wage eingeschätzt, weshalb die Differenz (noch) relativ klein ist. Die am 13.10.2015 fälligen EUR-Anleihen der Ukraine stehen heute bei ca. 95,25%. Die gleiche Anleihe  stand noch im März bei 82,50% . Irgendwer muss die Anleihe gekauft haben, sonst wäre dieser Kursanstieg nicht zustande gekommen.

Aber auch der Aktienmarkt hat sich erholt. Profi auf dem Gebiet Osteuropa ist die Wiener Börse. Sie berechnet diverse Indizes für diese Region. Der UTX (Ukrainian Trade Index) fand im April bei ca. 213 Punkten sein Tief. Heute steht er bei 277,8 Punkten. Das ist ein Anstieg von über 30%. Damit kommt der Index in die Region, wo er zuletzt 2013 war, bevor im November 2013 die Proteste gegen Janukowytsch erhärteten. Was man nicht verachten darf ist, dass der ukrainische Aktienmarkt am Boden liegt. Die (wirtschaftlichen) Ursachen liegen zeitlich weit vor dem Protesten. Der UTX stand in 2011 noch bei über 1.000 Punkten und sackte bis 2012/13 auf ca. 300 Punkte ein. In der Spitze (vom Hoch in 2011 zum Tief in 2014) verlor der Index über 80%. In den letzten 3-4 Monaten zeigt sich eine kleine Umkehr, die zwar noch auf niedrigem Niveau statt findet, aber prozentual ziemlich attraktiv aussieht. Ob die Börse recht hat, wird sich zeigen. Die Kurse wären nicht gestiegen, wenn es nicht mehr Käufer als Verkäufer gegeben hätte. Irgendjemand setzt also auf “Sieg”.

Die Ukraine ist aus Investmentsicht ein hoch spekulatives Thema. Die Kursgewinne der letzten Monate sind keine Garantie für die Zukunft. Wer denkt, die Ukraine löst den Konflikt und gehört in einigen Jahren zu den (eventuell regionalen) führenden Wirtschaftsmächten, der sollte auch diesen Markt im Auge behalten.

Quellen:

Beitrag zuerst erschienen auf pinksliberal.wordpress.com

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Kommentare zum Artikel

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Gravatar: Elmar Oberdörffer

Wie soll das gehen, "es hat mehr Käufer als Verkäufer gegeben"? Wo kriegen denn die überschüssigen Käufer ihre Aktien her? Es muß doch immer für jeden Käufer ein Verkäufer da sein, sonst kommt das Geschäft nicht zustande.

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