Die Lungen der Möchtegern-Präsidenten und die Glaubwürdigkeit

Wie fühlt man sich, wenn die Ärzte gerade eine Lungenentzündung konstatiert haben? „Großartig“. Wie schaut die Lunge eines Menschen aus, der seit Jahrzehnten schwer raucht? „Er hat wirklich eine herrliche Lunge.“

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Kein Wunder, dass den Menschen von Amerika bis Österreich immer öfter das Wort „Lüge“ in den Sinn kommt, wenn sie auch nur irgendeine Wortmeldung der politischen Klasse hören.

Der Satz von der „herrlichen Lunge“ stammt von einem mit Rot und Grün sympathisierenden AKH-Arzt über die Lunge von Alexander van der Bellen. Das „Großartig“ stammt von Hillary Clinton, die knapp davor bei einer öffentlichen Veranstaltung kollabiert ist. Die Ärzte diagnostizierten eine Lungenentzündung und ordneten Ruhe und eine Einschränkung des Terminplans an. Dennoch will Hillary Clinton unmittelbar nach dieser Diagnose die Amerikaner glauben machen, dass sie sich „großartig“ fühlt. Ob das auch nur einer von ihnen glaubt?

Beide Sätze tragen durch ihre peinliche Übertreibung jedenfalls heftig dazu bei, dass die politische Klasse ihre Glaubwürdigkeit noch mehr verliert. Und beide Übertreibungen müssen geradezu dazu führen, dass die – möglicherweise anfangs wirklich nur von den Teams ihrer Gegenkandidaten gestreuten – Gerüchte über die Gesundheit der beiden Kandidaten nun viel mehr Glaubwürdigkeit finden.

Dieses Glaubwürdigkeitsdefizit ist in Wahrheit für den Bestand eines Systems viel schlimmer als die vielen – durchaus spannenden und schwierigen – juristischen Probleme um die jeweiligen Präsidentschaftswahlen. In den USA ist das die nun intensiv diskutierte Frage, ob und wie ein Kandidat aus Gesundheitsgründen noch ausgetauscht werden kann. In Österreich hingegen ist das die Frage, ob die Bürokratie dieses Landes außer unendlich viel Steuern zu verbraten auch jemals noch imstande sein wird, korrekte Wahlen durchzuführen und persönliche Verantwortung zu übernehmen.

Beides wird jetzt weltweit durchaus zu Recht mit Engagement diskutiert. Im Falle Österreichs geschieht dies überdies auch mit großem Amüsement über das Land (warum auch nicht? Es gibt ohnedies viel zu wenig zu lachen…). Nicht amüsant, aber doch erstaunlich ist, dass da wie dort jeweils die Lunge zum zentralen politischen Organ geworden ist. Aber Wahlverschiebungen wie Kandidatenaustausch sind letztlich überwindbare Probleme, so spannend sie auch sind.

Viel bestürzender und problematischer ist der beiden Vorgängen gemeinsame Verlust an Glaubwürdigkeit. Ohne diese zentrale Basis kann jedoch kein Land, kein System funktionieren.

Zuerst erschienen auf www.andreas-unterberger.at/2016/09/die-lungen-der-mchtegern-prsidenten-und-die-glaubwrdigkeit/

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Kommentare zum Artikel

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Gravatar: Dirk S

Zitat:"Dennoch will Hillary Clinton unmittelbar nach dieser Diagnose die Amerikaner glauben machen, dass sie sich „großartig“ fühlt. Ob das auch nur einer von ihnen glaubt?"

Also auch außerhalb des Clinton-Fanlagers? Bestimmt. Ist aber auch unerheblich. Denn natürlich kann sich Frau Clinton 1,5 Stunden nach dem Zusammenbruch besser fühlen, vor allem, wenn Sie wieder durch die Gegend laufen kann. Dann fühlt man sich besser. Würde jedem so gehen.

Die Aussage "sich besser zu fühlen" beschreibt nichts anderes als eine emotionale Wahrnehmung in Relation zur einer früheren, aber sie beschreibt nichts Objektives. Das ist ja der Wtz des Begriffes "Fühlen". Und somit sind solche Aussagen auch so zu werten: Als rein subjektiv.

Es lässt aber keinen Schluss auf die Amtsfähigkeit zu. Auch wenn sich Kanditaten selber Amtsfähig fühlen.

Daher sollte die Beurteilung der Amtsfähigkeit allenfalls Aufgrund von (fach-) ärztlichen Gutachten erfolgen.

Aber aus solchen rein subjektiven (und objektiv nicht überprüfbaren) Aussagen würde ich keine Diskussion über die Glaubwürdigkeit einer Person lostreten. Wobei bei Politikern ohnehin ein hohes Glaubwürdigkeitsdefizit gegeben ist.

Glaubwürdige Grüße,

Dirk S

Gravatar: Miguel David

Viel bestürzender und problematischer ist der beiden Vorgängen gemeinsame Verlust an Glaubwürdigkeit."

Aha. Es ist also Glaubwürdigkeit vonnöten gegenüber einer Herrscherkaste wozu nochmal? Damit wir Vertrauen in das von einem Haufen gieriger Bankster installierte Falschgeldsystem und die angebliche Rechtmässigkeit des Herrschens durch Gewalt und Zwang ohne jegliche persönliche Verantwortung der Herrscher behalten, begründet mit Lügen die täglich mittels stetiger Staatspropaganda geschönt werden?
Nichts von dem was Politiker sagen ist glaubwürdig solange die Basis auf Herrschaft durch Gewalt gründet.
Es gibt kein richtiges Leben im Falschen.

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