Die Logik des Wifo

Immer wieder erstaunlich, welche Ratschläge sogenannte Wirtschaftsforscher abgeben.

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Ein paar Schmankerl:

     

  1. Im Fernsehen trat der Wifo-Chef auf und empfahl im Kampf gegen die rasch steigende Arbeitslosigkeit eine Lohnsteuersenkung. Nichts gegen Steuersenkungen, aber die Logik des Wirtschaftsforschungsinstituts ist enden wollend. Denn sie sagt im Kern: Wenn den Arbeitnehmern vom Staat weniger Lohnsteuer abgenommen wird, dann werden mehr von ihnen angestellt. In Wahrheit wird jedoch dadurch kein einziger Angestellter für Arbeitgeber auch nur um einen Euro billiger.
  2. Der gleiche Herr Aiginger will das Beschäftigen eines Arbeitnehmers in bestimmten Fällen sogar noch teurer machen als bisher. Er fordert nämlich – ganz zufällig ganz auf der Linie seiner Auftraggeber aus der Arbeiterkammer –, dass die Einkommen gleicher werden müssten. Dass bedeutet einerseits eine Erhöhung der niedrigen Einkommen; das wiederum bedeutet, dass es noch teurer für einen Arbeitgeber wird, wenig qualifizierte Mitarbeiter für einfache Arbeiten anzustellen; aber gerade in diesem Sektor gibt es viele Arbeitslose.

    Der Aiginger-Plan hat aber auch am anderen Ende der Einkommensliste negative Folgen: Denn er bedeutet ja auch, dass Spitzenverdiener weniger Geld bekommen sollen. Das wiederum hat zur Folge, dass Leistungsträger noch mehr abgeschreckt werden als schon jetzt, da sie in Österreich die fast weltweit höchste Einkommensteuerbelastung tragen. Viele werden ihre Leistungsbereitschaft reduzieren. Viele werden sich in der Schweiz, in Deutschland, in Amerika um einen Job umschauen. Wo Spitzenverdiener (schon jetzt!) nicht nur brutto, sondern vor allem auch netto deutlich mehr verdienen.

    Aiginger ignoriert übrigens auch, dass laut dem Gini-Index die Einkommensverteilung in Österreich im weltweiten Vergleich jetzt schon sehr „gleich“ ist. Und dass sie zuletzt noch gleicher geworden ist. Etwas ungleicher sind hierzulande die Einkommen nur dann, wenn man sie vor dem Zugriff von Steuern und Abgaben vergleicht.

  3. Natürlich plädiert der Mann auch für die Neueinführung eines „Minimums“ an Erbschaftssteuer. Gewiss wird auch das die österreichische Wirtschaft gewaltig ankurbeln.
  4. Ähnlich köstlich war ein paar Tage davor ein Herr Scheiblecker vom gleichen Wifo. Der riet der Regierung „derzeit von einem Sparpaket“ ab. Wenige Sätze weiter wünschte er sich, „dass bei Ausgaben gespart wird“. Das gibt’s wirklich nur beim Wifo und in keinem anderen Etablissement: Man ist fürs Sparen, aber gegen ein Sparpaket. Tolle Logik.
  5.  

Beitrag erschien auch auf: andreas-unterberger.at

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