Die liberale Schweiz als Vorbild

Die Schweiz ist in der Geschlechterdebatte viel weiter als Deutschland

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Eine Gruppe namhafter Nachwuchspolitikerinnen und Nachwuchspolitiker in der „Sozialdemokratischen Partei der Schweiz“ (SP-Schweiz) revoltiert gegen die mächtige „SP-Frauen Schweiz“. Die zehn Jungsozialisten sind dabei, ein „Manifest für eine neue, moderne Gleichstellungspolitik“ zu erarbeiten, berichtet die „SonntagsZeitung“.

Der bisherige Gleichstellungs-Diskurs der SP-Schweiz soll grundlegend revidiert werden: „Fragen der Gleichstellung sollen nicht mehr aus der Perspektive der ´diskriminierten, unterdrückten Frau` betrachtet werden, die gegen den ´patriarchalischen Mann` kämpfen muss“, sagte die Juso-Stadträtin Tanja Walliser, „sondern gemeinsam“ (das erinnert an Mann Frau MITeinander der Organisation Agens e.V.).

Die Aktion richtet sich gegen die Privilegien der SP-Frauen. Von der Partei erhält die „feministische Kampftruppe“ jährlich 250000 Franken. Die Jungpolitikerinnen und Jungpolitiker möchten den SP-Frauen den Geldhahn zudrehen und die Organisation langfristig ganz auflösen. „Es kann nicht sein, dass einzig für Frauenfragen eine derart priviligierte Sonderabteilung aufrechterhalten wird“, so Walliser weiter. Kleine Gruppen, in denen Frauen und Männer zusammen arbeiten, sollten die Zukunft der Gleichstellungspolitik bestimmen. Stellen Sie sich vor, namhafte Jungpolitikerinnen und Jungpolitiker der „Sozialdemokratischen Partei Deutschlands“ (SPD) würden solche Forderungen hinsichtlich der „Arbeitsgemeinschaft der Sozialdemokratischen Frauen“ (ASF) stellen - in der gegenwärtigen politischen Situation Deutschlands völlig unmöglich.

Mag man von dem provokativen Stil der Interessensgemeinschaft Antifeminismus (IG-Antifeminismus) halten, was man will, sie hat in kürzester Zeit 4000 Mitglieder gewonnen und eine breite Debatte über die Zukunft der Gleichstellungspolitik in Gang gebracht. Sie kämpft für gleiche Pflichten für Männer und Frauen, plant z.B. eine Volksinitiative, die die Wehrpflicht für Frauen vorsieht, will in den Nationalrat und geht gegen männerdiskriminierende Gerichtsurteile vor. Bemerkenswert ist, dass über die Forderungen der IG-Antifeminismus und somit über eine grundlegende Kritik an der Gleichstellungspolitik in den Schweizer Mainstream-Medien ausführlich berichtet und diskutiert wird. Auch das ist in Deutschland nicht möglich.

Die Schweiz ist in der Diskussion um die Gleichstellungspolitik viel weiter als Deutschland. Warum ist das so? Liegt es an dem provokativen Stil der IG-Antifeminismus? An der Parteien-Konstellation in der Schweiz? An einer anderen Mendienlandschaft? Oder an einer anderen Diskurs-Kultur und Diskurs-Tradition? Ein Freund sagte mir neulich, dass es daran liegt, dass die Schweiz ein liberaler Staat ist - von Deutschland kann man das leider nicht behaupten.

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