Die Kleinverdiener werden mit Verbrauchssteuern gequält

Die Verbrauchssteuern sind die Armensteuern in Deutschland, denn sie werden nicht einkommensabhängig erhoben. Jeder zahlt den selben GEZ-Beitrag, dieselbe EEG-Umlage und dieselbe Grund- und Benzinsteuer.

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Neuerdings behaupten gewisse linke Politiker, wie beispielsweise Katja Kipping, die AfD wolle ein unsoziales Steuerrecht. Sie beziehen sich dabei auf die Lohn- und Einkommenssteuer und kritisieren, daß die AfD einen Steuertarif einführen wolle, wie der von Professor Kirchhof vorgeschlagen wurde. Nun ist Kirchhof ja nicht als besonders unsozial bekannt geworden, denn er war es, der als Verfassungsrichter im Jahr 1998 mit ausgeurteilt hatte, daß bei der Besteuerung das Existenzminimum sämtlicher Familienmitglieder steuerfrei belassen werden muß. 2002 sprach er sich für eine schrittweise Anhebung des Kinderfreibetrags, ersatzweise des Kindergelds auf 1000 Mark aus. Kirchhof forderte im Südwestrundfunk eine deutliche Umverteilung bei Steuern und Sozialleistungen zu Gunsten von Familien. Die Erziehung eines Kindes müsse bei der Rente so angerechnet werden, als ob der Erziehende für 2000 Mark Monatslohn brutto Sozialbeiträge abgeführt habe. Zudem müsse der Kindesbedarf langfristig mit 1000 Mark monatlich angesetzt werden, die steuerfrei bleiben müssten. Wer nicht genügend Einkommen habe, müsse in der Höchststufe eben 1000 Mark Kindergeld bekommen. Das zum „unsozialen“ Paul Kirchhof.

Bei einer sachlichen Diskussion muß man wissen, wieviel Lohnsteuer in Abhängigkeit vom Lohn zu zahlen ist. Der Mindestlohn beträgt 1.400 €. Fangen wir da also mal an die Lohnsteuer in der Lohnsteuerklasse I zu berechnen (in €):

 
Lohn Lohnsteuer % vom Lohn
1400 63,66 4,5
2000 208,36 10,4
2500 331,88 13,3
3000 465,68 15,5
 

Wenn man nur mit den Sozialabgaben vergleicht (über 20 % vom Lohn), so ist das sehr wenig. Die GEZ macht für den Mindestlöhner 17,50 € aus, also 1,25 % des Bruttolohns. Ein Einpersonenhaushalt in Deutschland verbraucht 2.700 kWh Strom im Jahr, bezahlt also etwa 15 € EEG-Umlage monatlich. Das sind für den Mindestlöhner schon wieder 1,1 % des Lohns. Umsatzsteuer zahlt er etwa 70 € im Monat, das sind rund 5 % des Lohns. Alleine die Umsatzsteuer macht schon mehr aus, als die Lohnsteuer. Und nun kommen noch Energiesteuern, Tabaksteuer, Alkoholsteuern, Kfz-Steuer, Grundsteuer (meistens über die Miete). Eigentlich müßte man den Arbeitgeberanteil an den Sozialausgaben auch noch dazurechnen (wenn wir unserer Fachautorin Jenny folgen würden). Und die Lkw-Maut, die auf die Einzelhandelspreise aufgeschlagen wird.

Wenn die Linksparteien über die Lohn- und Einkommenssteuer diskutieren, argumentieren sie an den Grundproblemen der Normal- und Geringverdiener vorbei. Die Probleme ergeben sich nämlich aus den zahlreichen Verbrauchssteuern und den Sozialabgaben. Zusammen genommen zahlt der Niedriglöhner fast 40 % Abgaben und in unserem Rechenbeispiel waren nur 4,5 % Lohnsteuer fällig.

Die Verbrauchssteuern sind die Armensteuern in Deutschland, denn sie werden nicht einkommensabhängig erhoben. Jeder zahlt den selben GEZ-Beitrag, dieselbe EEG-Umlage und dieselbe Grund- und Benzinsteuer. Eingeführt wurden die meisten Verbrauchssteuern von Rotgrün 1998 bis 2004: Die EEG-Umlage, die eigentlich nur soviel wie eine Kugel Eis kosten sollte, die Erhöhung der Tabaksteuer, die Ökosteuer und die Maut (2003 beschlossen) fallen in diese Zeit.

Eine nüchterne Betrachtung zeigt, daß die AfD mit der von ihr geplanten Abschaffung der EEG-Umlage und der GEZ mehr für den Mittelstand tun will, als die Altparteien. EEG und GEZ, das sind 23 + 8 Milliarden € im Jahr. Pro Kopf der deutschen Bevölkerung sind das 390 € Entlastung. Frau Kipping dagegen hat sich in der Lohnsteuer verbissen. Die ist für Niedriglöhner wirklich das allerkleinste Ärgernis. Also: am Sonntag lieber Kompetenz wählen!

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Kommentare zum Artikel

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Gravatar: Fuji House

Herr Dr. Peter Steinbock schreibt am 13.03.2016 - 17:45
„zum beschämenden Anstieg des Strompreises von 17,11 Cent/kWh 1998 auf 28,81 Cent/kWh 2015 (Schwintowski) geführt hat“

Herr Dr. Steinbock
Das ist doch eine vollkommen Normale Preissteigerung bei Energie in Deutschland.
Super Benzin kostet 1998 ca. 1,58DM (ca. 0,81 €/L) und heute. 12.9.2016 um die ca. 1,38 €/L an der Tankstelle.
Macht eine Preissteigerung von ca. +70,37 %

Welcher anstieg gab es bei Strom?
17,11 Cent/kWh 1998 auf 28,81 Cent/kWh 2015 macht einen Preisanstieg von ca. +68,38 %.

Der Anstieg beim Strom bewegt sich im normalen Anstieg der Energiepreise, da ist nichts von einer Kostenexplosion zu erkennen.

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Herr Wolfgang Prabel sagt am 12.03.2016, 08:10
„Ein Einpersonenhaushalt in Deutschland verbraucht 2.700 kWh Strom im Jahr, bezahlt also etwa 15 € EEG-Umlage monatlich.“

Die 2.700 kWh entsprechen ja einen Durchschnittsverbrauch von ständig über 300W im Einpersonenhaushalt.
Verbraucht ein 1 Personen Haushalt 2.700 kWh Strom im Jahr sollte man über seinen Stromverbrauch nachdenken und erst dann über die 6 Cent EEG.

Verringert man seinen Stromverbrauch so spart man keine 6 Cent sondern um die 28 Cent/kWh komplett.
Selber wohne ich in einen 5 Personen Haushalt und wir verbrauchen etwas über 2000kWh im Jahr.
Konsequent stromsparende Geräte, Lampen usw. einsetzen und anschaffen.
Einfaches Beispiel.
Ein PC kann 150 bis 180 W aus dem Netz zeihen, effektive Rechner noch um die ca. 20 W. Einsparung ca. -70 bis -80% vom Netzstrombezug sind da möglich.
Das kann man sich ja einfach ausrechnen welche Energieeffizienzklasse bei welchem Anschaffungspreis sich an besten, schnellsten rechnet.
Vorab aber den Aktuellen Energieverbrauch feststellen mit einem z.B. Energiemessgerät, die gibt es bei z.B. EBAY ab 1 Euro um sich nicht die Investitionen „schön“ zu rechnen.

Das Einsparpotenzial bei den elektrischen Anwendungen in den Haushalten ist höher gewesen als die Strompreissteigerungen, somit konnte man immer den Strompreisanstieg ein Schnäppchen schlagen und die Endrechnung absenken.

Gravatar: Hans-Peter Klein

@J. Datko

Sind Sie nun Physiker, Philosoph, Elektromechaniker, Ingenieur, oder sogar alles zusammen, ein Allround-Scharnier sozusagen?

Nein:
Es gibt keinen Spott, es gibt keine Spötter.

Gravatar: Hans-Peter Klein

Hallo Herr Prabel.
An Ihren eigenen Zahlen gemessen, kann ich nicht erkennen, was an 15 € EEG-Umlage und 17 € GEZ-Gebühr so unzumutbar sein soll, im Gegenteil, auch die kleinen Leute geben noch viel zu viel Geld für jede Menge Tinnef aus.
Für Normalverdiener aufwärts, sind die Absolut-Beträge eh reiner Pillepalle.

An der GEZ ärgern mich ja nicht die paar Euro, sondern das grottenschlechte Preisleistungsverhältnis, ich bin nicht bereit mit meinem Geld auch noch einen riesigen quasi-staatlichen Manipulations- und Verblödungsapparat zu finanzieren, wer das brauch, soll sich die Privat-Sender anschauen.

Das ist bei der EEG-Umlage schon anders, da wird immerhin sauberer, umweltfreundlicher Premium-Strom in die Steckdose geliefert, der uns jede Menge Atommüll und Rauchgase erspart und uns von Öl-Importen mit jeder kWh immer unabhängiger macht.
Mit den Erneuerbaren demonstrieren wir unsere Unabhängigkeit, die wir aus eigener Kraft, aus einheimischen Quellen meistern wollen, ein starkes politisches Argument.
MfG, HPK

Gravatar: Dr. Peter Steinbock

Es ist schon eine Schande, daß auch die Linkspartei für die sogenannte Energiewende eintritt, die außer vielseitigen Schäden, Nutzlosigkeit für Klima und Energie und Rechtswidrigkeit (Siehe aktuelles Rechtsgutachten Schwintowski http://tinyurl.com/hdtxu7d, siehe Prof. Sinn "Energiewende ins Nichts") den Stromverbrauchern, insbesondere auch den Kleinstverdienern und sozial Schwachen, zum beschämenden Anstieg des Strompreises von 17,11 Cent/kWh 1998 auf 28,81 Cent/kWh 2015 (Schwintowski) geführt hat, von dem sich die EEG-Profiteure ihre unverdiente rechtswidrige "Förderung" zukommen lassen.

Gravatar: D.Eppendorfer

Die werden nicht gequält, die quälen sich doch selbst!

So lange diese Kleinverdiener zugleich Kleingeister sind, die immer wieder genau jene Parteibonzen wählen, die sie seit vielen Jahren skrupellos abzocken, so lange sollen sie auch zahlen, bis die Schwarte kracht.

Wenn sie schon durch Vernunft nix lernen, dann vielleicht durch Schmerz.

Gravatar: Joachim Datko

Zitat: "Ein Einpersonenhaushalt in Deutschland verbraucht 2.700 kWh Strom im Jahr"

A) Da ist sicherlich ein Sparpotential von über 1.000 kWh vorhanden.

B) Ich wechsele jedes Jahr den Anbieter und habe dadurch einen hohen Preisnachlass.

Einfaches Rechenbeispiel:
Verbrauch: 2.000 kWh pro Jahr
Preis bei jährlichem Wechsel: 400 €
Preis ohne Wechsel: 550 €

Joachim Datko - Elektromechaniker, Ingenieur

Gravatar: H.Roth

Vielen Dank für diese gut verständliche Erklärung zu diesem Thema. Leider konnte Frau Petry bei Illner nicht so ausführlich darauf eingehen, da ihr Frau Kipping permanent lautstark ins Wort fiel. Nun ist mir auch klar warum.

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