DIE KITA-LÜGEN

Kann es uns gleichgültig sein, wie sich unsere Kleinstkinder entwickeln, ob sie leiden und womöglich Schaden nehmen, wenn man sie zu früh von ihren Müttern und Vätern trennt?

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Diese Fragen betreffen nicht nur Eltern, Erzieher und Lehrer sondern in letzter Konsequenz die gesamte Gesellschaft. Die Diskussion wird jedoch oft emotional und unsachlich geführt, da der jeweilige persönliche Hintergrund die objektive Betrachtung erschwert. Und tatsächlich geht es ja um eine einzigartige und seit Jahren immer seltener werdende Spezies: unsere Kleinstkinder. So lassen Voreingenommenheit und beratungsresistente Vorurteile sachliche Gespräche oft sehr schwierig werden. Dies gab den Anlass, die vorherrschenden Meinungen einmal zusammenzustellen und zu diskutieren, um Eltern und allen Beteiligten eine verantwortungsvolle und gut begründbare Entscheidung zu ermöglichen in der wichtigen und folgenschweren Frage: Wann soll, kann oder darf mein Kind in eine Kita?

Die sogenannte Kita-Offensive von Ursula von der Leyen hatte sich zum Ziel gesetzt, bis zum August 2013 750 000 Plätze samt Rechtsanspruch zu schaffen. Der Bedarf schien dies zu rechtfertigen: Die Situation junger Mütter (und Väter) hat sich in Deutschland in den letzten Jahrzehnten dramatisch verschlechtert: Viele müssen arbeiten, viele wollen aus guten Gründen arbeiten, zwar meist nicht gleich ganztägig, aber im Grunde wollen alle ihr Kind trotzdem während seiner ersten Lebenszeit optimal versorgen. Viele pflegen sogar einen gewissen Perfektionismus, was ihre Kinder betrifft. Allerdings weht denjenigen, die ihre Kinder nicht fremdbetreuen lassen möchten, aus dem gesellschaftlichen Umfeld ein scharfer Wind entgegen: Diskriminierung als Heimchen am Herd und als Anhängerin eines rückwärtsgewandten Familienmodells, Verweigerung von Anerkennung als nicht-erwerbstätig Arbeitende, die von Fernhalteprämien auf die falsche Fährte einer intellektuellen Verdummung gelockt sei. Sogar vor dem Vorwurf, den Kindern Bildung vorzuenthalten, schreckte eine norddeutsche Regionalzeitung nicht zurück. Dazu kommt die Weigerung aus Kreisen der Wirtschaft, akzeptable Rahmenbedingungen für familienkompatible Stellen zu schaffen, bei gleichzeitigem massiven Druck auf die jungen Mütter, so früh wie möglich nach der Geburt das Sozialprodukt zu steigern. Darüber hinaus bedeuten Kinder in einem der noch materiell reichsten Länder der Welt ein Armutsrisiko, zumindest eine Verschlechterung der wirtschaftlichen Lage.

Das Dilemma der Mütter ist tatsächlich riesengroß. Daraus resultieren Unsicherheit und eine Tendenz zum Beschönigen der Kita-Situation. Warnende Stimmen aus den Reihen der Neuropädiater, Entwicklungspsychologen, Neurobiologen, Pädagogen und Psychiater bleiben überwiegend Fachzeitschriften vorbehalten, anstatt in den Medien angemessen präsent zu sein. Wenn sie nicht gänzlich aus interessegeleiteten Gründen unterdrückt werden, so tut man sie zumindest als „Meinungen“ ab, die man mit Studien aus Politik, Wirtschaft oder der Medienlobby leicht widerlegen könne.

Ich habe zehn verschiedene Statements zusammengestellt, die in Kita-Diskussionen und auch in Beratungen in der Praxis immer wieder vorgebracht werden. Diese werden anschließend Ergebnissen und Erfahrungen aus den genannten Wissenschaften gegenübergestellt – genug, um die fundamentale Sicherheit, mit der hierzulande mit dem Kita-Problem umgegangen wird, zu hinterfragen und sie als Kita-Lügen zu entlarven.

Die zitierten Befunde und Beobachtungen lassen manche Wiederholungen unvermeidlich erscheinen. Es war nicht mein Ziel, eine wissenschaftliche Arbeit zu erstellen; vielmehr habe ich aus den mir zugänglichen Quellen eine allgemeinverständliche Darstellung versucht, die möglichst viele Betroffene ansprechen möchte.

Die KITA-LÜGEN und ihre Widerlegung werden im Einzelnen in den nächsten Tagen an dieser Stelle publiziert.

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Kommentare zum Artikel

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Gravatar: Richard

Die ganze Debatte geht von zwei grundsätzlichen Denkfehlern aus - erstens bedeutet die Tatsache, dass eine Frau z.B. einer Teilzeit-Tätigkeit nachgeht noch lange nicht, dass sie KEINE Erziehungsleistung erbringt und andererseits bedeutet die Tatsache, dass eine Frau keiner außerhäuslichen Beschäftigung nachgeht noch lange nicht, dass sie die Mehrzeit ihren Kindern widmet. In Frankreich z.B. gibt es die größten Erziehungsprobleme bei Familien, die ganz nach dem traditionellen Modell leben und wo Berufstätigkeit der Mütter ausgeschlossen ist (Muslime). Das Betreuungsgeld ist letztlich nicht eine Vergütung für eine Leistung sondern eine Vergütung dafür, dass eine Frau etwas NICHT tut - also einer Beschäftigung nachgehen und öffentliche Einrichtungen nutzen. Dass sie Zeit ihren Kindern widmet ist weder kontrollierbar noch sanktionierbar.

Gravatar: Richard

Das Problem ist nur dass in diesem Fall die Geburtenrate noch weiter sinken würde. Ich kenne viele Frauen, die Kinder unter 3 Jahren haben und FREIWILLIG wieder in Teilzeit arbeiten gehen, die sich ein Leben ohne ihre Arbeit und ihre Kollegen nicht vorstellen könnten.

Gravatar: Michael Wagner

Kann tatsächlich von "Wollen" die Rede sein, wenn die Verschiebung der Rückkehr ins Berufsleben nur unter finanziellen Einbußen möglich ist? Ich glaube nicht...

Sobald sie den betreffenden Müttern eine verlustfreie Rückkehr-Zusage bekämen, würden sie auch sofort die Kinderbetreuung übernehmen, da bin ich mir sicher. Darüber hinaus würden solche Regelungen die Geburtenrate jenseits der Geringverdiener-Grenze spürbar ansteigen lassen. Aber ob das auch wirklich von der Politik gewollt wäre...? Schließlich gingen solche Kinder zu einem nicht unerheblichen Teil auf Privatschulen mit einem politisch unverseuchten Lehrplan. Sehr gefährlich, wünscht man sich doch leicht zu manipulierende Individuen als Untertanen...

Gravatar: Sternchen

Wenn Frauen die zeitaufwändige Pflege und Erziehung ihrer Kinder als "öde und sozial isolierend empfinden" gibt es eine ganz einfache Lösung, von der viele Frauen offensichtlich auch Gebrauch machen: Einfach keine Kinder anschaffen.
Ich empfinde das zwar anders, erlebe als Mutter keine soziale Isolierung und finde jeden Tag auch ohne Berufstätigkeit mit meinen drei Rackern keineswegs öde, sondern weitaus erfüllender und abwechslungsreicher als mein Dasein im Berufsleben.
Für jedes Empfinden gibt es aber eine Lösung. Die dämlichste ist m. E., sich Kinder anzuschaffen, wenn man anderes mehr schätzt und außerstande ist, sie zu genie0en.

Gravatar: mestro

Wer - entgegen aller politischen Folklore - vor zwei unvereinbaren Entscheidungen steht, sollte nur eine treffen.
Beides haben und auf nichts verzichten zu wollen, wird meist einen Tribut fordern. Entweder vom Beruf, der Mutter und/oder dem Kind.

Gravatar: Richard

Was in der Diskussion sehr oft übersehen wird ist die Tatsache, dass viele Frauen früher in den Beruf zurückkehren nicht weil sie müssen sondern weil sie das WOLLEN. Diese Frauen haben meist eine sehr gute (Universitäts) Ausbildung, danach Praktika gemacht und dann einen guten Job ergattert. Sie haben - zu Recht - Angst, dass sie nach 3 oder 4 Jahren Komplett-Pause wieder ganz von vorne - also als Telefonkraft statt als Consulterin - anfangen müssen. Und sie fragen sich dann zu Recht wozu sie eigentlich studiert haben, wenn sie dann die ganze Zeit zu Hause beim Kind herumsitzen müssen. Eine Beschäftigung, die sicher auch ein Fulltime Job sein kann, die aber viele Frauen eben als öde und sozial isolierend empfinden.

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