Die Kirche ist keine Wurstfabrik … und das ist auch gut so.

Auszug aus dem Pfarrgemeinderatsprotokoll der Gemeinde St. N in X-Stadt¹

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Der Vorsitzende des Festausschusses weist darauf hin, daß zum nächsten Pfarrfest wieder Bratwürstchen produziert werden müssen.

Die Vorsitzende des Eine-Welt-Kreises besteht darauf, daß nur Zutaten aus ökologischem Landbau und fairem Handel bei der Produktion zum Einsatz kommen.

Herr Y legt wert darauf, das Fleisch bei örtliche Bauern zu beziehen. Frau M. verspricht, den Basilikum wieder in ihrem Garten zu ernten, worauf eine Diskussion ausbricht, ob der Pfeffer nicht auch aus heimischem Anbau kommen müsse.

Die Vorsitzende des Eine-Welt-Kreises wirft ein, daß der Pfeffer immer von einer indischen Kommune geliefertr worden sei, in der es keine Kinderarbeit gebe und die mit der Erlös aus dem Pfefferanbau Mikrokredite an Frauen vergibt. Dabei solle man bleiben.

Der Vetreter des Kirchenvorstandes gibt zu bedenken, daß man bei dieser Kalkulation die Bratwurst das Stück für 3,50 € verkaufen müsse.

Das könne so nicht sein, betont Metzgermeister Z, da die Lizenzgebühr für die Rezeptur an seine Familie in heutigem Geld allein schon 7,542 ct ausmache.

Die Vorsitzende der kfd schlägt vor, den Verkauf von Würstchen generell in Frage zu stellen, da schon allein die Form sexistisch sei. Der Vorsitzende des PGR bietet als Alternative an, die Grillwürstchen in Form von Wurstschnecken anzubieten.

Der Vertreter der Jugend schließt sich der Grundsatzfrage nach Würstchen an, denn man müsse ja mit der Zeit gehen. Er schlägt Chilitofugriller als Alternative vor, man habe damit bei Bdkj- Veranstaltungen gute Erfahrungen gemacht.

Metzgermeister Z haut mit der Faust auf den Tisch und legt Wert darauf, daß nach einem Vertrag von 1837 Grillwürstchen der Gemeinde auf Pfarrfesten nur nach dem Rezept seines Urururururuahnen hergestellt und verkauft werden dürfen.

Die Vorsitzende der kfd erregt sich lautstark über die patriarchalen Strukturen, die hinter solchen Verträgen stehen.

Nach zweistündiger erregter Debatte macht die Vertreterin der Caritaskonferenz den Vorschlag, bei den örtlichen Maltesern eine Erbsensuppe zu bestellen und auf Grillwürstchen ganz zu verzichten.

Der Vorschlag wird einstimmig angenommen.

Als die Vorsitzende des Eine-Welt-Kreises anfragt, ob die Erbsensuppe mit oder ohne Wursteinlage sei, verließ der Pfarrer mit stierem Blick die PGR-Sitzung.

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Nach drei Bier und drei Korn beim örtlichen Kneipier, mit dem der Pfarrer gerne über den Sinn des Lebens und den ganzen Rest diskutierte, erinnerte er sich an das Wort des Vorsitzenden der DBK: Wir beraten und am Ende entscheidet der Papst. So ist das bei uns.

Entspannt ging er nach Hause, legte sich schlafen und bestellte am nächsten Morgen 2000 Grillwürstchen und 1500 Steaks bei einem Metzger im Nachbarort, der auch den Grillwagen und das Personal stellt. Preis pro Würstchen: 1,50€

Es ist doch wirklich gut, daß die Kirche keine Wurstfabrik ist.

Beitrag erschien auch auf: katholon.de

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Kommentare zum Artikel

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Gravatar: Joachim Datko

Zitat: "Der Pfarrer wurde ins bischöfliche Ordinariat zitiert. Ihm wurde vorgeworfen, dass er nicht kommunikationsfähig sei und dass man leider keine Möglichkeit sähe, die Situation zu entschärfen, als den Pfarrer zu versetzen. "

Ernsthaft:
Die r.-k. Priester mit Deutsch als Muttersprache sollten sich nicht rumkommandieren lassen, sie sind eine aussterbende Berufsgruppe. Es gibt pro Jahr nur noch unter 100 r.-k. Neupriester in Deutschland. Die Priesterkandidaten sollten es sich gut überlegen, ob sie sich in eine lebenslängliche Abhängigkeit begeben wollen, es gibt viele berufliche Alternativen.

Gravatar: T. de Ahumada

Hallo Herr Winnemöller,

leider haben Sie die Geschichte nicht zu Ende erzählt:

Nachdem der Pfarrer den Pfarrgemeinderat bei der Gestaltung des Pfarrfestes einfach übergangen hatte, beschwerte sich dieser beim Bischof. Der Pfarrer wurde ins bischöfliche Ordinariat zitiert. Ihm wurde vorgeworfen, dass er nicht kommunikationsfähig sei und dass man leider keine Möglichkeit sähe, die Situation zu entschärfen, als den Pfarrer zu versetzen. Man hoffe doch sehr, dass er aus seinen Fehlern gelernt habe und auf seiner neuen Stelle auch "neu" denke und handle.

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