Die Iran-Sanktionen, Israel und das Nadelöhr von Hormuz

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Ab Montag wird es ernst. Dann beraten die EU-Außenminister und der Kongress in Washington, wie die in der UN-Resolution 1929 beschlossenen Sanktionen gegen den Iran umgesetzt und welche weiteren bilateralen Schritte gegen die Diktatur der Ayatollahs unternommen werden könnten. Gegen Ende der Woche werden die Regierungschefs der EU dann auf ihrem Gipfel in Brüssel entscheiden, ob sie zusätzliche Sanktionen beschließen. Soweit der Fahrplan.
 
Mit starken Worten und zusätzlichen Sanktionen ist in der Tat zu rechnen. Denn die UN-Sanktionen waren nur so weit gegangen, wie China und Russland es in ihrem Interesse für nötig hielten. So fehlt die einzig wirklich zwingende Maßnahme: ein Ölembargo. China braucht das iranische Öl. Und Russland will weiter bestimmte Waffensysteme liefern. Washington und Paris aber drängen und wollen die Sanktionswaffe diplomatisch ausreizen. Iran soll auf die nukleare Option verzichten. Das Drängen hat einen Grund: Obama und Sarkozy wissen, dass Israel über die Fähigkeit verfügt, alleine einen Schlag gegen die Nuklearanlagen Irans zu führen. Das hat ihnen Netanyahu unmissverständlich gesagt und bewiesen, indem er ihnen technologische Details über die Kapazitäten der israelischen Luftwaffe offenbarte. Details, die in den letzten vier Jahren entwickelt wurden. Hier zahlte sich aus, dass Israel sich in den vergangenen Jahrzehnten zu einem einzigen Silicon Valley gemausert hat. Es gehört heute zu den High-Tech-Ländern mit den höchsten Standards, in manchen Bereichen durchaus wettbewerbsfähig mit den USA.
 
Was Obama und Sarkozy wissen, ist in Umrissen allgemein bekannt. Der Vizepremier und ehemalige Generalstabschef, Moshe Yalon, der auch zum kleinen Kreis des isrealischen Sicherheitskabinetts gehört, hat vor wenigen Wochen öffentlich bei einem Symposium über Luftwaffentechnik bekundet, dass Israel über die Kapazitäten verfügt, über weite Entfernungen überaus präzise Schläge auch zur Zerstörung unterirdischer Anlagen zu führen. Das hat die Diplomaten elektrisiert und die Verhandlungen mit und über Iran beschleunigt.
 
Israel meint es ernst. Seit Jahren reden die israelischen Politiker von der existentiellen iranischen Gefahr für ihr Land. Und sie verweisen immer wieder darauf, dass der iranische Präsident Achmadinedschad es auch ernst meint, wenn er von der Zerstörung Israels redet. Gleichzeitig hat er auf Zeit gespielt, so dass die nuklearen Fertigkeiten des Regimes weit vorangetrieben werden konnten. Noch hat der Iran die Bombe nicht, aber er ist nah dran, sie herstellen und auch mittels Raketen bis nach Europa einsetzen zu können. Deshalb besteht Israel darauf, dass die Zentrifugen abgebaut werden. Sollte Iran sich trotzig zeigen, womit nach den ersten Reaktionen aus Teheran zu rechnen ist, dann wird es in neunzig Tagen spannend. Denn solange wird Israel warten, weil die Resolution vorsieht, dass der Direktor der Internationalen Atomenergiebehörde dann einen Bericht über die Lage, sprich über die Reaktionen Irans, vorlegen wird.
 
Das Regime der Mullahs wird die drei Monate nutzen und beschleunigt Uran anreichern. Sarkozy, Obama und sicher auch Merkel sehen diese Gefahr und auch, dass Israel nicht lange warten wird. Auch die arabischen Regime am Golf drängen diskret zur Aktion. Sie fürchten ein nuklear bewaffnetes Regime der Schiiten. Aber noch mehr fürchten die Europäer und Amerikaner, dass die Iraner dann nach einem Schlag der Israelis als Gegenschlag die Straße von Hormuz unsicher machen könnten. Sperren können die Iraner die Meerenge nicht. Die Fahrrinnen sind in jeder Richtung drei bis vier Kilometer breit und siebzig bis hundert Meter tief. Das sogenannte Nadelöhr gehört zu den bequemeren Schifffahrtsrouten dieser Welt. Aber schon das Zündeln würde den Ölpreis sofort in schwindelnde Höhen treiben. Und das können die mit den Finanzen kämpfenden Amerikaner und Europäer jetzt am wenigsten gebrauchen. Dann lieber härtere Sanktionen und einen kontrollierbaren Krach.

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