Die Helden (?) vom AKW Fukushima

Die Welt schaut auf die Männer, die im AKW Fukushima versuchen, die Gefahr einer Katastrophe ein zu dämmen. Das Wort „Helden“ oder „heldenhaft“ wird von den deutschen Printmedien überwiegend vermieden, im Gegensatz zu amerikanischen Printmedien. Stattdessen analysieren die deutschen Gazetten die Seelen der Einsatztruppe.....

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Es ist schon irritierend, wie deutsche  Journalisten die Eigenverantwortung der Männer in der AKW Einsatztruppe herunterspielen. Sie werden z.B. zu „Objekten“ des Missmanagements der Betreiberfirmen des AKWs abgestempelt. Zum anderen gehöre es zum ganz natürliche Verhalten von Menschen in Extremsituationen,  sich immer gegenseitig bei zu stehen. Oder:  „Feuerwehrmänner in Deutschland handeln ebenso, weil es einfach ihr Job ist“, so ein Dipl.-Pädagoge. Und außerdem – immer wiederkehrend - die Aussage: Das sei doch alles ganz normal  in Japan: „Gemeinsinn geht vor Eigensinn“ läge einfach in der japanischen Erziehung begründet.

Dass das Verhalten der japanischen Männer nicht nur auf landesspezifischen  Aspekten beruht, zeigen z. B. die über 300 Feuerwehrmänner, die beim Einsatz im World Trade Center in New York ihr Leben ließen. In den USA werden sie als Helden gefeiert, In den deutschen Printmedien werden die AKW Männer neutral als „Mitarbeiter“, „Helfer“, bzw. „Leute“ tituliert. Schön, dass es nur Männer sind, sonst hätte sich die Personenbezeichnung verdoppelt....

Warum ist man in Deutschland nicht in der Lage – im Gegensatz zu vielen amerikanischen Printmedien– die AKW Männer schlicht als „Helden“ zu titulieren? Man kann sich zudem des Eindrucks nicht erwehren, dass der Einsatz dieser Männer klamm heimlich bespöttelt wird. Liegt dahinter etwa die Attitüde einer gewissen kulturellen Überheblichkeit ?

Als völlig daneben empfand ich die Aussage eines deutschen „Strahlenschutzexperten“ vor ein paar Tagen: das hohe Sicherheitsrisiko würde eine Einsatztruppe vor Ort nicht rechtfertigen…. Wie bitte? Hätte dieser Experte als AKW-Betriebsleiter abgewartet, bis alles mit katastropalen Folgen vorbei ist?? Unverantwortlich, denn jetzt sieht es so aus, als ob der Einsatz der Männer zum gewünschten Erfolg führen würde.

Zusammengefasst: Die Männer vom AKW sind für mich Helden der Moderne. Männer, die ohne persönliche Nutzenabwägung schlicht ihre Pflicht erfüllen – obwohl bereits vor ihrem Einsatz feststand, dass sie gesundheitliche Schäden davontragen werden. Nicht alle wurden dazu beauftragt. Bestärkt wurden die Männer in ihrer Pflichterfüllung, in einem selbstverständlichen Rollenspiel von Mann und Frau in der japanischen Gesellschaft. Gerade in Katastrophensituationen stabiliisiert die klassische Rollenverteilung ein lebensrettende Agieren von Mann-Frau. Das gilt auch für die Frau: Viel zu wenig wird in dieser Katastrophensituation das heldenhafte Verhalten unzähliger Frauen, ihre Familie zu sichern, hervorgehoben.

Und noch was: Man hat den Eindruck, dass in unserer hedonistisch geprägten Gesellschaft Helden nicht mehr gefragt sind. Der Einsatz des eigenen Lebens für die Gemeinschaft liegt nicht mehr im moralischen Grundkonsens. Das wäre ja noch verständlich, hätten wir in unserer Gesellschaft für unsere Kinder viele andere identitätsstiftende Vorbilder. Haben wir die? Nein, denn die gibt es  noch nicht. Denn derzeit gilt für die moderne Pädagogik, "geschlechterstereotypische“ Rollenbilder zu überwinden, sprich: Überwindung des Männlichen und des Weiblichen durch "Vielfalt  der Geschlechter", also nicht nur Mann und Frau.

Schnitt:

DAS gesellschaftskritische Thema (außer Hartz IV) in Deutschland ist derzeit die Frauenquote für einige hundert  Aufsichtsräte. Dann fragt man sich doch – frei nach Darwin -,  welche Gesellschaft überlebensfähiger ist, die deutsche oder die japanische…...

 

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Kommentare zum Artikel

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Gravatar: Dunken Sadovic

Respekt vor den Männern, die dort ihr Leben und ihre Gesundheit riskieren. Allerdings frage ich mich, warum an dieser Stelle nicht die Chefetage der Betreiber steht, die gewinnabzockenden Aktionäre und Anteilseigner, die Mitarbeiter der genehmigenden Behörden und nicht zuletzt die großmäuligen Politiker, die solche Wracks als noch lauffähig bezeichnen. Hier in Deutschland wäre dies nicht anders. Sollte solch ein Unglück passieren, dann würde kein RWE- oder E.on- oder Vattenfall-Bonze vor Ort sein Leben riskieren, den Gewinn einstreichen, damit haben sie sicher kein Problem. Solch eine Verfahrensweise kennen wir schon aus der Bankenkrise: Heuschrecken-Banker verjuchteln das Geld der Anleger, der Steuerzahler darf helfen und danach kassieren die die fetten Bonis. Das ist das System dieses Staates.

Gravatar: Uschi Lender

Was soll überhaupt ein Held sein? Oder eine Heldin?Gerade hier in Deutschland scheint es darüber die verschiedensten Ansichten zu geben.Für mich zum Beispiel ist Marlene Dietrich eine Heldin.Für meine Mutter ist es Alice Schwarzer und Simone de Beauvoir,für meine Tochter Tokio-Hotel,Dieter Bohlen und Cindy aus Marzahn.Für Linke sind Leute wie Teufel,Ströbele,Schily und co. Helden,für Rechte und Konservative sind es alte,unbelehrbare,strengriechende Opas mit Schnapsfahne und ausgeleierten Hosenträgern die sich immer noch brüsten,einst an den Fronten heldenhaft für das Vaterland eingestanden zu sein und in den Jahren nichts dazugelernt haben.Ich glaube,das Leute wie diese Helfer in Japan sich selbst gar nicht als Helden sehen wollen.

Gravatar: Matthias

Eigentum verpflichtet,also haben die Eigentümer dieser Anlage vorn an den Wasserwerfern zu stehen und die Helden können wir uns sparen!

Gravatar: Freidenker

Großartiger Kommentar, Herr Meier! Immer wieder schön, Gleichgesinnte zu treffen!

Gravatar: Birgit Kelle

@Susanne. Bei allem Respekt, bitte nicht Frau Käßmann als Heldenbeispiel in dieser Debatte. Dass Frau Käßmann, nachdem sie während der Fastenzeit als oberste Kirchenfrau Deutschlands betrunken am Steuer erwischt wurde (sie ist ja nicht zurück getreten, weil sie betrunken gefahren ist, sondern weil sie ertappt wurde), zurückgetreten ist, war nicht heldenhaft, sondern das mindeste, was sie tun konnte. Eine Selbstverständlichkeit, für die sie nicht noch einen Preis verdient hat. Jemanden wie sie gleich zu stellen, mit Menschen, die eventuell ihre eigene Gesundheit und ihr Leben riskieren, um ihre Mitmenschen vor Schlimmerem zu bewahren, ist eine Beleidigung für diese Menschen, die in der Tat meist Männer sind. Danke hierfür, sag ich da als Frau.

Gravatar: Freigeist

Darwinisch gedacht gibt es hier zwei Aspekte:
1. Der Mann, der sich opfert für seine Nachkommen, er hat schon Kinder. Frei nach "Das egoistische Gen" von Richard Dawkins. "Menschliche Körper sind lediglich Genverbreitugnsmaschinen".
2. Lob der Feigheit nach Prof. Wuketits. Das bedeutet, dass diejenigen, die hinter den Fronten bleiben reichlich Frauen schwängern können, also mehr Nachkommen haben. Helden bekommen Heldentriumphbögen, sind aber wertlos für Nachwuchs. Die Feigen vermehren sich hinter den Fronten schön heimlich.
Evolution ist vielfältig, ansonsten gäbe es uns nicht in dieser Form. Es gilt 1 und 2.

Gravatar: Klimax

"Das Wort „Helden“ oder „heldenhaft“ wird von den deutschen Printmedien vermieden, ....

Durch die Bezeichnung Held werden Einzelne aus Kollektiven hervorgehoben. Das ist in einer Gesellschaft im Gleichheitswahn verpöhnt. Entweder alle sind Helden oder keiner.

Gravatar: Menschenmaterial

"Es sind oft Obdachlose, es sind sehr viele Gastarbeiter, es sollen sogar Minderjährige dabei sein, die seit Jahren dort immer wieder angeheuert werden und dann, wenn sie eine Zeit lang dort gearbeitet haben und halbwegs verstrahlt sind, gefeuert werden.
Wegwerfarbeiter hat man sie hier in Japan genannt.
Wir haben mit einem Arzt gesprochen heute, der das seit Jahren verfolgt und sagt, das ist eine Ausbeutung von Obdachlosen, von Leuten, die sonst keine Arbeit finden.
Das ist eine grausame Geschichte und sie ist nicht begrenzt auf das, was jetzt passiert, sondern das passiert offenbar schon seit Jahrzehnten."

Robert Hetkämper, ARD Korrespondent in Japan

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