Die grüne Wegwerfgesellschaft

Glaubt die Europäische Union fälschlicherweise, daß bei der Produktion eines Neuwagens kein Feinstaub entsteht?

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Vor zehn Jahren hatte ich einen orangefarbenen Kleintransporter gekauft. Nicht ahnend, daß dieses Auto eines Tages nicht mehr überall nutzbar wäre.

Das Auto hat jetzt 160.000 Kilometer auf dem Tacho und ist von einer Firma gebaut worden, die nach eigener Aussage Fahrzeuge herstellt, deren Technik begeistert. Mit einer Gesamtfahrleistung von 300.000 Kilometern muß man nach bisherigen Erfahrungen also rechnen. Auf dem Gebrauchtwagenmarkt werden solche Fahrzeuge vereinzelt noch mit einem Tachostand von 450.000 km angeboten.

Kürzlich war ein Verwandter verstorben und ich mußte seinen Haushalt auflösen. Da ist so ein Auto Gold wert. Das Dumme nur: er wohnte zu Lebzeiten gerade hinter der Grenze der sogenannten „Umweltzone“, wo man den runden grünen Aufkleber an der Frontscheibe benötigt.

Die entsprechende Kommune hat diese Grenzziehung wegen der Luftqualität verhängt: „In der erweiterten Stufe – wenn nur Fahrzeuge mit der grünen Plakette einfahren dürfen – wird die Luft in den Innenstädten deutlich sauberer: 10 bis 12 Prozent weniger Feinstaub, das entspricht 20 Überschreitungstage weniger. Auch die Belastung von Stickstoffdioxid sinkt in Umweltzonen, allerdings weniger als erwartet“, so das Umweltbundesamt. Schuld an der Verkehrsbeschränkung ist natürlich wieder die Europäische Union mit ihrem bekannten Regulierungsfimmel. Sie erließ die Richtlinie 2008/50/EG des Europäischen Parlaments und des Rates vom 21. Mai 2008 über Luftqualität und saubere Luft für Europa.

Wegen 10 bis 12 % weniger Feinstaub und einer geheimgehaltenen Einsparung an Stickstoffdioxid soll man sich nun ein neues Auto kaufen. Kostenpunkt ungefähr 30.000 €. Daraus ergeben sich einige Fragen:

Geht die Europäische Union fälschlicherweise davon aus, daß bei der Produktion eines Neuwagens kein Feinstaub entsteht?

Weiß die EU nicht, daß in einem Neuwagen Stahl enthalten ist, zu dessen Produktion Eisenerz und Koks sowie Transportprozesse erforderlich sind? Wenn der Stahl zum Beispiel in China hergestellt wird, entsteht auch bei der Stahlkocherei reichlich Feinstaub.

Weiß die EU nicht, daß die Fahrzeugindustrie mit ihren Zulieferketten immense Transportfahrten im Gefolge hat? Bei denen Feinstaub und Stickstoffdioxide entstehen?

Weiß die EU nicht, daß bei zwei Fahrten in die sogenannte „Umweltzone“ wegen einer Haushaltsauflösung wesentlich weniger Feinstaub entsteht, als wenn ein neues Fahrzeug mit dem grünen Bapscher hergestellt wird?

Die Journalisten, Beamten und Politiker in Brüssel haben wegen ihrem mangelnden Denkvermögen und ihrem Hang zur Symbolpolitik nicht den besten Ruf. Jahrzehntelang sind nach Brüssel Beamte und Politiker entsorgt worden, die in Deutschland nicht mehr vorzeigbar waren. Das rächt sich auf Dauer. Der fehlbesetzte Brüsseler Moloch drischt mit aller Kraft auf uns Bürger ein und zwingt uns immer wieder zu teuren Fehlentscheidungen.

Für einen Kleinunternehmer ist es nicht egal, ob ein Auto nur die halbe mögliche Fahrleistung erbringt, bevor es in die Schrottpresse kommt. Die EU handelt äußerst unsozial, wenn sie das erzwingt.

Zum Trost wird uns regelmäßig ein ökologisches Märchen erzählt, egal ob es sich um Glühbirnen, Wasserspülkästen oder Autos handelt.

Die Richtlinie 2008/50/EG des Europäischen Parlaments und des Rates vom 21. Mai 2008 über Luftqualität und saubere Luft für Europa hat mit Nachhaltigkeit nichts zu tun. Das Ergebnis ist, wie bei so vielen Regelungen der EU die grüne Wegwerfgesellschaft.

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Kommentare zum Artikel

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Gravatar: Markus Evers

Genau aus dem Grunde habe ich seit mittlerweile 18 Jahren keinen Neuwagen gekauft. Die Autos heutzutage sind mit 100.000 km gerade einmal eingefahren.

Gravatar: die Vernunft

Der Autor spricht mir aus dem Herzen! Er hat nur "vergessen", das es der Autolobby bei den Regierungen gelungen ist, bei den Schadstoffausstoß und den Kraftstoffverbrauch einem völlig unrealistischen Prüfzyklus durchzusetzen, der von dem einzelnen Autokäufer nur mit viel Aufwand und Geld zu überprüfen ist. So sind die Werte in der Praxis 20 - 50 % höher, und bei den Stickoxiden nach neusten Verbrauchstest der Sendung Automobil real mehr als 10 X höher! Wem nützt diese Verschleierung? Etwa unserer Umwelt oder dem lange abwägenden Autokäufer?

Warum hat die EU matte Glüh- und Halogenlampen verboten? Warum zieht sie klare Glüh- und Halogenlampen etappenweise aus dem Verkehr? Wozu dieser Regelwahn? Zum Schutz unserer Bürger?

Giftige Energiesparlampen aber dürfen weiter produziert und eingeführt werden. (große Gesundheitsgefahr bei Beschädigung/ Gift- und Sondermüll bei der Entsorgung)
Die Bürger der EU können sehr wohl rechnen, und kennen ihre ständig steigenden Strompreise!

Gravatar: Obliers

Ein großartiger Artikel zum EU-Wahnsinn. Daher gab es für mich jahrelang nur die "Alternative", mit einer "organisierten grünen Plakette" meinen eigentlich (rotplakettierten) Diesel jahrelang weiter zu betreiben. Abschließend habe ich den Wagen nicht verschrottet, sondern mit ca. 265 000 km als Langlauf-Fahrzeug nach Österreich preiswert verkauft, da dort keine solche hirnrissigen Auflagen greifen! Mir war wichtig, nachhaltig und praktisch gegen die EUDSSR zu wirken. Ich hoffe auf viele, die so ähnlich sinnvoll handeln können.

Gravatar: Elmar Oberdörffer

Herr Prabel, wir haben in Brüssel ca 25000 überbezahlte und unterbeschäftigte Beamte, die irgendwie ihre Daseinsberechtigung nachweisen müssen, indem sie irgendetwas tun, also indem sie neue Vorschriften aushecken. Dabei kann nur Mist herauskommen. Ich hoffe, daß die EU bald zusammenbricht.

Gravatar: Hans-Peter Klein

Hallo Herr Prabel,
die Rigorosität mit der die Einhaltung der Umweltzonen durchgesetzt wurden hat auch mich immer verwundert, der Verdacht von politisch motivierter Gesinnungsethik lag doch von Anfang an in der Luft.
Warum nicht zumindest unbürokratische Ausnahmen, so ähnlich wie ein zu lösender Parkschein?
Aber nein, entweder Neuwagen oder Strafzettel oder fahrradfahrender Vegetarier, das nenn ich Gesinnungs-Dogmatismus, der noch nicht mal durchdacht ist aber jedem vernünftig Denkenden sauer aufstösst.
Wenn grüne Politik auf der Basis von Verantwortungsethik gestaltet würde, dann hätte ich damit nicht nur kein Problem sondern sehe sogar die Notwendigkeit einer gesellschaftlichen Wende hin zu einem pragmatisch - ganzheitlichen Denkansatz,
aber mit wem?
Mit den „Grünen“ jedenfalls nicht, für die ist Ökologie lediglich das Vehikel um sich in linkem Gesinnungs-Dogmatismus auszutoben. Und das ärgert insbesondere die, welche mit einem naturwissenschaftlich-technischen Hintergrund über das Zugpferd Ökologie auf den grünen Zug seinerzeit gesprungen sind und neuerdings erkennen (müssen), grünen Ideologen auf den Leim gegangen zu sein.
Wer bietet sich als neue politische Alternative denn nun an?

MfG, HPK

Gravatar: Gert K.

Dabei denke ich auch an den erzwungenen Einbau neuer "Bio-Kläranlagen" auf dem Land.
Durch eine Ökodiktatur kommt auch viel Märchensteuer in die Staatskassen.

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