Die Ehe und ihr größter Feind

Wenn man über die Entwicklung der Ehe und des Ehebegriffs nachdenkt, dann kommen einem direkt die im Wahlkampf auftretenden Scharmützel hinsichtlich Ehegattensplitting und sogenannter „Homo-Ehe“, aus kirchlicher Sicht vielleicht noch Fragen hinsichtlich des Umgangs mit wiederverheirateten Geschiedenen in den Sinn.

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Muss der Staat die Ehe – oder die Familie – fördern, und wenn ja, welchen Kriterien muss eine solche Ehe und Familie genügen? Erweitert um das Thema Familie vergrößert sich auch der politische Themenkreis: Kita-Anspruch oder -Pflicht, Betreuungsgeld, Rentenanrechnung von Erziehungszeiten, Ganztagsschulen etc.pp. bishin zum Gender Mainstreaming. Orientiert man sich am politischen Farbspektrum so scheinen die Fronten zwar nicht ganz trennscharf doch in der Tendenz erkennbar: auf der konservativen Seite die Bewahrer eines traditionellen Familienbegriffs, auf der progressiven Seite Bestrebungen, den Ehe- und Familienbegriff aufzuweichen – aus konservativer Sicht stehen die „Feinde der Ehe und der Familie“ also links, während von progressiver Seite die Feinde von Modernität, Gleichberechtigung und Antidiskriminierung rechts stehen.

Betrachtet man das aber aus einer übergeordneten, besonders aus einer christlichen, spirituellen Sicht, ergibt sich noch mal ein anderes Bild von der Frage „wo der Feind der Familie steht“. Der christliche Ehebegriff leitet sich letztlich aus der Bibel ab: Mann und Frau, als „Ebenbild Gottes“ eben „als Mann und Frau geschaffen“, die „ein Fleisch“ werden, die von „Gott zusammengeführt“ werden, und die „der Mensch nicht trennen“ soll. So kennen wir es aus der Bibel und von Hochzeitszeremonien und so begründet die katholische Kirche den sakramentalen Charakter der Ehe. Die Ehe aus katholischer Sicht ist nicht nur eine übereinstimmende Willenserklärung zwischen zwei Menschen, eine Zeit lang Verantwortung füreinander zu übernehmen. Ein Sakrament (lateinisch; deutsch: Geheimnis) ist ein von Christus für seine Kirche und für immer eingesetztes, mit den Sinnen erfahrbares, besonderes und wirksames Zeichen einer unsichtbaren Gnadenwirkung (Quelle: kathpedia). Der Ritus der Eheschließung an sich, die gesprochenen Worte und die Handlungen des Priesters, sind die äußeren Zeichen, die Gnadenwirkung dagegen kommt von Gott, ist mithin unsichtbar. Aber diese Gnadenwirkung hat es in sich: das Zusammenleben von Mann und Frau im heiligen Bund der Ehe funktioniert schlicht nicht (oder nur unter erheblich erschwerten Bedingungen) ohne die Gnade Gottes. Im katholischen Glauben wird dabei unterschieden zwischen der Erlösergnade und der Heilungsgnade: die Treue, die Bereitschaft den anderen anzunehmen und für ihn da sein zu wollen (ohne dass der andere zwingend für mich da sein muss), ist eine Last, die den Eheleuten obliegt, und die sie nur tragen können gemeinsam mit Christus (Erlösergnade). Vollständig, im Sinne von Heil ist dagegen der Mensch nur gemeinsam, er ist ein „Bundeswesen“. Eheleute werden durch die Ehe erst richtig zum Menschen (was übrigens kein Widerspruch zu zölibatärem Priestertum darstellt, dort wirkt – wenn man so will – komplementär, ein anderes Sakrament), erst richtig heil (Heilungsgnade). Diese von Gott im gegenseitig gespendeten Ehesakrament geschenkte Gnaden machen den Menschen erst zu dem, wie Gott sie gedacht hat.

Mann und Frau finden Erfüllung in der Ehe, ohne sich selbst in den Mittelpunkt zu stellen, ohne den verschämten Blick über die Schulter auf einen anderen Menschen (so ist auch die Aussage Jesu, dass Ehebruch bereits begehe, wer einen anderen lüstern anschaue, nachvollziehbar), finden Erfüllung im „für den anderen da sein“. Wer es nicht erlebt, versteht es vermutlich nicht, aber eine Beziehung, in der es nur darum geht, ob der andere „gut für mich“ ist, wird nie die Erfüllung bieten, wie eine Ehe, in der es darum geht, ob ich für den anderen gut bin! Doch dazu braucht es neben eigenem Zutun die von Gott gespendeten Gnaden. Letztere sind kein Garant für eine gute Ehe, wenn die Partner nicht mitwirken, aber nur durch das Mitwirken der Partner ist sie ebenfalls nicht in Fülle zu erreichen. Kurz gesagt: das Sakrament der Ehe ist notwendige Bedingung für eine lebenslange, erfüllende Beziehung „bis das der Tod uns scheidet!“

Wenn das so ist, wenn uns Gott in der sakramentalen Ehe das wirkliche Menschsein bietet, wenn dieses wirkliche Menschsein uns Menschen erfüllend glücklich macht, wenn wir unsere Bestimmung in diesem Sakrament finden und uns so auf den Weg zur Heiligkeit machen, gegenseitig auch als Ehepartner Sorge tragen für die Heiligkeit des anderen, uns helfen auf dem Weg zu Gott, dann wird für einen Christen auch deutlich, wer der wahre Gegenspieler der Ehe ist: der Lügner von Anfang an, der Durcheinanderbringer, der Gegenspieler Gottes, besser bekannt als der Teufel. Das ist natürlich in seiner Prägnanz nicht sonderlich populär: Wir sind doch unseres eigenen Glückes Schmied, von niemandem abhängig (oder wollen das zumindest nicht sein) – und selbst wer an Gott glaubt, hegt eine gehörige Portion Skepsis hinsichtlich dieses Gegenspielers, von dem einige annehmen, er sei eine Erfindung der Kirche, um ihren Schäfchen Angst einzujagen und gefügig zu machen, in jedem Fall nichts für einen „aufgeklärten“ Menschen. Es heißt, der größte Trick des Teufels ist es, uns glauben zu machen, dass es ihn gar nicht gäbe. Und mit diesem Trick ist er extrem erfolgreich! Wenn eine Ehe nicht „funktioniert“, dann ist es „der andere“, der sich nicht genügend bemüht, dann sind es die Umstände, die einfach nicht gepasst haben, dann ist es im Zweifel sogar Gott selbst, der uns Steine in den Weg legt und zu hohe Prüfungen auferlegt. An alldem mag sogar ein Fünkchen Wahrheit dran sein, aber die wahren Krisen des Menschen in Beziehungen versteht nicht, wer nicht akzeptiert, dass er sich auf einem Schlachtfeld befindet, auf dem es „den Bösen“ gibt, der nichts unversucht lassen wird, uns von der wahren Erfüllung, von Gott, von der Heiligkeit, abzuhalten.

Um den Teufel zu bemerken, wie er sich einschleicht, braucht es eigentlich keine besondere Schulung, es geht nur darum, Christus in das eigene Leben zu lassen. Wenn man also – mal wieder – im Streit mit Ehefrau oder Ehemann liegt, wenn man das Gefühl hat, der andere würde einen – mal wieder – viel zu wenig wertschätzen, wenn man das Gefühl hat, man würde in der Ehe – mal wieder – zu kurz kommen, dann ist es gut, sich im Gebet an Christus zu wenden. Ich selbst habe damit jedenfalls gute Erfahrungen gemacht, ihm mein Leid zu klagen, wie ich mich ungerecht behandelt fühle, vielleicht übervorteilt, nicht ausreichend wertgeschätzt … egal, was es ist, Jesus hilft im Gebet, die Proportionen wieder zurecht zu rücken, stärkt die in der Ehe geschenkte Gnade, den anderen auch mal zu „ertragen“ selbst wenn man im Recht zu sein scheint. Ich bin kein Mystiker, aber mein Bild dafür ist Jesus, der mich nachsichtig anlächelt mit der Aufforderung, mich mal nicht so wichtig zu nehmen und hält mir all das vor Augen, was in der Ehe wirklich wichtig ist und wie wunderbar die Ehe eigentlich ist. Das werde ich doch nicht mit einer schief ausgedrückten Zahnpastatube abwerten wollen?! Und mit diesen Gedanken muss sich der Teufel auch wieder verabschieden – denn seine Vorschläge, dass man es anders irgendwie besser hätte, sind enttarnt als das, was sie wirklich sind: Kleine vermeintliche Annehmlichkeiten auf dem Weg ins Unglück!

Nebenbei nutzt der Teufel auch weniger subtile Mittel als unsere menschlichen Unzulänglichkeiten, um uns von der Heiligkeit abzuhalten. Gerade vor kurzem ist ein Freund von uns kurz vor der Hochzeit schwer fiebrig erkrankt, die Hochzeit stand auf der Kippe – doch Gebet hilft und auch in diesem Fall hat der Widersacher verloren: der Bräutigam ist rechtzeitig gesundet und die Hochzeit war wunderbar! Durch solche wie auch durch die oben beschriebenen Umstände begleitet uns dann unser Ehepartner und Gott selbst – die sprichwörtliche dreifache Schnur, die nicht so schnell reißt (Kohelet 4, 12) – und hoffentlich auch andere Menschen, die uns im Gebet und mit Rat und Tat begleiten.

Ich weiß schon, das Gebet löst nicht jede Ehekrise, scheint oft wirkungslos gegen einen gewalttätigen Ehegatten, der Vorschlag zu beten muss für diejenigen fast zynisch klingen, die unter einer Ehe bzw. dem Ehepartner seit Jahren physisch oder psychisch leiden. Es mag aber umgekehrt trotzdem helfen, den Hintergrund dieser Krisen um den Glaubensaspekt zu erweitern. Es ist nicht einfach nur der Ehepartner, der sich so anders verhält, als man es bei der Hochzeit geglaubt hat, es ist vor allem nicht nur man selbst, der mit bestimmten Eigenarten des anderen nicht klar kommt. Wir haben in der Ehe einen starken Gegenspieler – und das ist nicht der Partner! Aber wir haben auch Hilfe, und die ist größer, als dieser Gegenspieler jemals sein kann!

Wer diesen Kampf zwischen Gott und dem Teufel auf seine eigenen Beziehungen anzuwenden bereit ist, der erweitert seinen Horizont entscheidend, erhält Einblick in manche Windungen, die Beziehungen und Ehen nehmen, erkennt die Gnaden, die Gott uns im Sakrament der Ehe schenkt – und stellt sich letztlich auch bei den eingangs angesprochenen „weltlichen“ Themen rund um Ehe und Familie die Frage, wie diese ins Bild dieses Kampfes passen, entdeckt neben politischen Akteuren weitere Hintergründe und Zusammenhänge, die das Auge, das nur das sichtbare sieht, nicht erkennen kann. Es wäre sicher falsch, hinter allem, was nicht so läuft, wie wir uns das vorstellen, den Teufel zu vermuten; es ist aber fahrlässig und schränkt unsere Erkenntnis in die Zusammenhänge der Welt ein, wenn wir sein Wirken einfach verneinen.

Beitrag erschien zuerst auf: papsttreuer.blog.de

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