Die Diktatur hat im Wettbewerb der Systeme verloren

Noch wissen wir nicht, was auf lange Sicht in Ägypten und Tunesien passieren wird.  Für die dortige Bevölkerung wäre es wohl wünschenswert, dass in diesen Ländern demokratische Rechtsstaaten

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entstehen.  Aber selbst wenn dies nicht gelungen sollte, ist eins schon seit längerem klar:  Die Staatsform „Diktatur“ ist gescheitert.

Noch 1978 bestanden fast das gesamte Lateinamerika, Osteuropa und große Teile Afrikas aus Diktaturen.  Brutale Herrscher wie Jean-Bédel Bokassa, Idi Amin, Jean-Claude Duvalier (Baby Doc); Nicolae Ceaușescu und viele anderen waren zu diesem Zeitpunkt alle noch an der Macht und verbreiteten Angst und Schrecken.  Heute ist Kuba, aller Schwierigkeiten des Kontinents zum Trotz, die letzte lateinamerikanische Diktatur. Die osteuropäischen Staaten sind beliebte Urlaubsziele geworden und kooperieren mit ihren westlichen Nachbarn und auch die Zahl der Diktaturen in Afrika hat deutlich abgenommen.

Sind die Menschen plötzlich besser geworden?  Oder plötzlich mutiger, eher bereit, die Fesseln der Diktatur abzuschütteln?  Kaum.  Die Antwort dürfte sein:  Die Diktatur hat im Wettbewerb der Systeme verloren.  Sie haben sich gerade nicht als hocheffiziente „Ein Mann, ein Wort“-Strukturen, in denen schnell gehandelt wird, anstatt zu debattieren erwiesen, sondern als Bürokratiemonster. 

Echten Wohlstand, von dem die gesamte Bevölkerung profitiert, haben bisher nur freie Staaten erreicht.  Zwar ist mit China die zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt seit kurzem eine Diktatur, aber dabei sollte man nicht übersehen, dass die positiven Entwicklungen in China einer Hinwendung zu mehr Freiheit und Marktwirtschaft geschuldet sind:  Einrichtung von Sonderwirtschaftszonen, Auflösung der Volkskommunen, die Erlaubnis für Bauern, auf eigene Rechnung zu wirtschaften, Zulassung von Privatbetrieben.  Die gewaltigen Probleme, vor denen das riesige Land steht, und die dafür sorgen könnten, dass der chinesische Boom wie ein Kartenhaus zusammenbricht, beruhen hingegen auf diktatorischen Maßnahmen:  Angesichts der Ein-Kind-Politik steht China vor einem demographischen Problem, gegenüber dem sich die demographischen Schwierigkeiten in Europa bescheiden ausnehmen, der Frauenmangel ist gravierend: Da Mädchen oft abgetrieben werden, kommen auf 120 Männer bald nur noch 100 Frauen.  Nach wie vor kommt es in China zu gravierenden Menschenrechtsverletzungen.  Sollte es zu einem Aufstand kommen, dürfte dies weltweite Konsequenzen haben.  Das so ein Aufstand nicht ausgeschlossen erscheint, zeigte sich beim aktuellen Verhalten der chinesischen Führung.  Aus Angst vor Unruhen im eigenen Land, zensierte China die Berichterstattung über die Ereignisse in Ägypten.  Zudem sollte nicht vergessen werden, dass kreative Höchstleistungen der letzten Jahrzehnte wie das Internet, das Blue Brain oder das Tsunami Frühwarnsystem nicht aus China stammen. 


Auch das Beispiel China ist also kein Gegenbeweis dafür, dass die weltweite, freiwillige Kooperation, demokratischer, souveräner Staaten den Diktatoren von einst haushoch überlegen ist.  Diktatoren nehmen in ihrem Wahn, alles kontrollieren zu wollen, den Menschen und der Wirtschaft die Luft zum atmen.  Zunächst einmal beansprucht die Kontrolle riesige Kapazitäten:  Wenn Menschen ihre Intelligenz und Kreativität in Geheimdiensten, die der Überwachung, der eigenen Leute dienen, einsetzen, fehlt dieses Potenzial natürlich in der Wirtschaft.  Auch will man in einer Diktatur meistens lieber nicht auffallen – das könnte Probleme nach sich ziehen – während im freien Wettbewerb das Auffallen durch gute Ideen von Vorteil ist.  Zudem wird bei einer freien Berufswahl normalerweise ein erfolgversprechender Weg vorgezogen, wodurch die Qualität der Arbeit in diesem Bereich insgesamt steigt.  Das hat dazu geführt, dass selbst die Freiwilligenheere demokratischer Staaten effizienter sind als die Wehrpflichtarmeen von Diktaturen, obwohl man vermuten würde, dass Militär und Diktatur Hand in Hand gehen.

Aber selbst hier zeigt sich: Die Arbeit mit Freiwilligen ist der mit Zwangsverpflichteten vorzuziehen.  Zudem sind Diktaturen misstrauisch gegenüber der Kooperation mit anderen Ländern.  Sie wissen sehr gut, warum sie es ungern sehen, dass ihre Bürger sich im Ausland frei bewegen.  Ohne diese Möglichkeit aber, ist eine wirtschaftliche Kooperation kaum vernünftig möglich.  Letzten Endes waren vor allem die wirtschaftlichen Probleme, die es unmöglich gemacht haben, die kommunistischen – und auch andere - Diktaturen aufrecht zu erhalten.  Die Diktatur hat verloren.      

ebenfalls erschienen auf "kingogblog.de" 

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Kommentare zum Artikel

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Gravatar: Alex

Aber was ist mit neuen diktatorischen (tyrannischen) Strukturen wie der EU und der UNO mit ihren dutzenden bürokratischen Tentakeln? Diktatur als 1-Mann-Herrschaft ist ein Relikt des 20. Jahrhunderts. Die neue Diktatur ist die eines ausufernden Bürokratismus in Verbindung mit falsch genutzter Technologie (Überwachungstechnik, siehe Projekt Indect, Nacktscanner usw.).

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