Deutschland AG vor dem Aus?

Was die zunehmende Internationalisierung für unsere Wirtschaft bedeutet

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Früher war alles viel einfacher. In den Zeiten der alten Industriekapitäne hatten nur wenige Unternehmenslenker ausländische Wurzeln. Die Deutschland AG war eine Art Kartell, in dem sich prima leben ließ, wenn man sich an die Regeln hielt und sich gegenseitig Aufträge zuschob, ohne sich zu kontrollieren.

 

„Es war einmal…“ so könnte ein Bericht über diese vermeintlich gute alte Zeit beginnen. Denn laut Wirtschaftswoche (Wiwo) www.wiwo.de finden sich immer mehr „Vaterlandslose Gesellen auf der Chefetage“. Deutschlands Unternehmen – so die Analyse des Blattes – verlagern Produktion, Verwaltung und Forschung in alle Welt. Dies liegt nicht unbedingt daran, dass Deutschland schlechter geworden wäre. „Insbesondere die so genannten Schwellenländer in Asien haben extrem aufgeholt. Sie dienen nicht mehr nur noch als billige Werkbank für den Westen. Doch ein solcher Wettbewerb muss für uns nicht nur schlechte Seiten haben. Dazu will ich ein Beispiel geben: Bayern München muss sich in dieser Saison besonders anstrengen, weil mit Dortmund und einem vermeintlichen Abstiegskandidaten wie Gladbach zwei Vereine harte Konkurrenten geworden sind. Ein solcher Wettbewerb spornt den Platzhirsch zu höheren Leistungen an. Daher sollten wir die zunehmende Internationalisierung in unseren Unternehmen – nicht nur in den Vorstandsetagen – sowie die härtere Konkurrenz beispielsweise mit Asien als Chance und Herausforderung und nicht als Bedrohung sehen“, sagt der Personalexperte Michael Zondler, Geschäftsführer des Beratungsunternehmens Centomo www.centomo.de.

 

Wenn es die unternehmerische Vernunft gebietet, verlassen moderne Unternehmen die Heimat und investieren dort, wo sie Chancen auf Wachstum und Gewinn wittern. „Wir haben es mit einer neuen Generation von Managern zu tun. Vasallentreue gegenüber Deutschland gibt es in der globalisierten Wirtschaft nicht“, sagt Stefan Fischhuber von der Personalberatung Kienbaum www.kienbaum.de. Diesen Satz will Personalberater Zondler so nicht stehen lassen: „Wer die Vasallentreue gegenüber seinem eigenen Land über die Interessen des eigenen Unternehmens stellt, für das er verantwortlich ist, der handelt falsch. Ich glaube auch, dass Unternehmer in früheren Zeiten in erster Linie am Geldverdienen und Investieren und nicht an der Ausübung ihrer patriotischen Pflichten interessiert waren.“

 

An den Schalthebeln der Macht sitzen laut Wiwo heute „Globalisten zwischen 40 und Anfang 50, die den Umgang mit anderen Kulturen und wirtschaftlichen Gepflogenheiten, das Verhandeln in fremden Sprachen und andere Mentalitäten nicht als exotische Bedrohung, sonder herausfordernde Chance verstehen“.

 

Und für ihren Entschluss, gegebenenfalls Deutschland den Rücken zu kehren, sprechen laut Wiwo vier Punkte:

 

-          Wachstum findet heute vor allem in den Schwellenländern Asiens und Lateinamerikas statt.

-          Regierungen in diesen Regionen unterstützen Unternehmen oft mit offensiver Industriepolitik.

-          Die Qualität der lokalen Mitarbeiter in „fernen“ Ländern ist mittlerweile deutlich angestiegen, so dass auch Forschungsprojekte verlagert werden können.

-          Der Anteil ausländischer Anteilseigner (z. B. US-Hedge- und arabische Staatsfonds) nimmt zu.

 

Hinzu kommt, dass jedes vierte der 185 Dax-Vorstandsmitglieder bereits keinen deutschen Pass mehr hat. Und in neun der 30 größten deutschen Unternehmen sitzt bereits ein Ausländer an der Spitze.

 

 

 

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