Der Wirkungsgrad von Integrationskursen

Im Roman "Robinson Crusoe" hat Integration noch funktioniert. Freitag erhielt seinen Integrationskurs und redete Robinson dann mit "Master" an.

Veröffentlicht:
von

Ein neues Zauberwort durchwabert die Lügenpresse: Integrationskurse. Da soll in 60 oder mehr Unterrichtseinheiten aus unterschiedlichstem Treibgut der Weltgeschichte der Musterdemokrat zurechtgezimmert werden. Der genaue Inhalt der Kurse bleibt dem Zeitungsleser freilich verborgen. Deutsche Rechtsordnung, Geschichte und Kultur sowie Werte, die in Deutschland wichtig sind, zum Beispiel Religionsfreiheit, Toleranz und Gleichberechtigung, so das zuständige Bundesamt. Alles was man unseren Herren Gymnasiasten in 12 Jahren nicht beizubringen in der Lage ist, sollen die Zugereisten in zwei Wochen Crashkurs verinnerlichen.

In Daniel Defoes "Robinson Crusoe" hat Integration noch funktioniert. Der mit Hilfe von Robinson dem Bratspieß entkommene Freitag erhielt etwa 60 Stunden Integrationskurs und redete seinen neuen Herrn Robinson dann mit "Master" an.  Nirgendwo ist allerdings in dem Roman die Rede davon, daß Freitag Moslem war.

Vor 25 Jahren hatten wir schon mal einen Integrationsfall. Da lief die Integration der Kommunisten nicht ganz so glatt. Viele verweigerten sich dem gefühlt kapitalistischen Schweinesystem und landeten in der Frührente oder beim Arbeitsamt. Einmal saß ich in einer Gaststätte auf dem Riechheimer Berg und hörte dem Gespräch zweier ehemaliger Kader zu: Beide waren Professoren für Marxismus-Leninismus in der Pädagogischen Hochschule Erfurt gewesen. Der eine verweigerte sich der neuen Zeit. Er sagte seinem Gesprächspartner unverblümt: „Ich bocke jetzt.“ Der andere hatte sich auf die Therapie der "Wendeopfer" verlegt und eine gutgehende Heilpraxis aufgebaut. Seine einzige Behandlungsmethode: Rotlicht. So läuft Integration im Rotlichtmilieu oder auch nicht.

Wenn man glaubt Moslems in 60 Stunden den Wertewandel beibiegen zu können: dann könnte man es doch auch mal mit der Antifa oder mit Veganern versuchen.

Die Antifa könnte von André F. Lichtschlag in einem 60-Stunden Kursus auf Usedom auf den libertären Kurs des Reinraumkapitalismus getrimmt werden. Nix mit dem lappigen Neoliberalismus eines Christian Lindner (der wurde auf einer größeren FDP-Veranstaltung in Jena als Patrick Lindner vorgestellt, das war ein freudscher Versprecher und keine Satire!). Nein, bei Lichtschlag geht es nicht unter Ludwig von Mises, Ayn Rand und Roland Baader ab, alles österreichische Schule vom Feinsten.  Richtig konsequenter Manchester-Kapitalismus, keine Experimente. Als Kursbekleidung kämen Cutaway, Schnürgürtel, karierte Pantalons und Zylinder in Frage. In den Pausen würden dicke Zigarren gereicht. Ob der ganze Aufwand durch den Nutzen gerechtfertigt wäre?

Die Veganer könnte man beispielsweise bei einem Grillabend in der nahrhaften Stadt Apolda wieder in unsere Gesellschaft integrieren. Diese mittelthüringische Metropole hat den Beinamen „Freß-Gramont“, weil es in ihren Mauern zum guten Ton gehört, mindestens 4 bis 8 Riesenbratwürste mit den zugehörigen Semmeln zu verdrücken. Um das zu schaffen, wurde früher der Magen tagelang vor dem Festschmaus mit billigem Brot aufgeweitet. Von null auf hundert, das geht eben nicht. Wenn das Fett beim Reinbeißen aus der Wurst spritzt und die Unterarme runterläuft, dann ist in der Glocken- und Pullover-Stadt die höchste Stufe des Glücks erreicht. Ich hatte mal einen Brigadier aus der Kulturstadt Weimar als Vorgesetzten, der sich in der Mitte eines Festmahls absichtlich hinter einem Busch erbrochen hat, um weiter Bratwürste und Semmeln verdrücken zu können.

Alle Bekehrungsversuche sind zweifelhaft. 1945 hat man die harten Nazis nicht rumgekriegt, 1990 nicht die Stalinisten und 2016 bekommt man die Moslems nicht in 60 Stunden zurechtgebogen. An die Wirkung von zeitgeistigen Erweckungsseminaren glauben nur Einfaltspinsel wie Frau Dr. Merkel. Genauso wenig wird der Dutzendantifant, der Veganer, der Knabenschänder und der Klimagläubige vor den Argumenten der Vernunft oder einer konkurrierenden Lehre die Segel streichen. Im Wesentlichen geht es Merkel darum, die Kapitulation des Islam vor dem Genderismus und der Klimareligion zu erreichen und das als Reformislam zu verkaufen. Da wird sie sich die Zähne dran ausbeißen. Wo der protestantische Eiferer versucht die elitären Medien noch zu übertrumpfen, wo die katholische Kirche vor den Fernsehonkels kuscht, wird der von seiner Überlegenheit überzeugte Moslem das Messer wetzen oder sich einigeln.

Zum Wirkungsgrad von Schulungen gibt es eine aufschlußreiche Anekdote aus den 50er Jahren. In Halle gab es eine Parteizeitung mit dem irreführenden Namen „Die Freiheit“. Bei einer Betriebsversammlung erklärte ein Agitator den Werktätigen, daß Freiheit die Einsicht in die Notwendigkeit sei. Nach einer Weile stellte er einem Arbeiter die Kontrollfrage, was denn nun die Freiheit ist. „Die Freiheit liegt jeden Tag auf der Treppe und kostet 15 Pfennig.“

Für die Inhalte der Blogs und Kolumnen sind die jeweiligen Blogger verantwortlich. Die Beiträge der Blogger und Gastautoren geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion oder des Herausgebers wieder.

Ihnen hat der Artikel gefallen? Bitte
unterstützen Sie mit einer Spende unsere
unabhängige Berichterstattung.

Abonnieren Sie jetzt hier unseren Newsletter: Newsletter

Kommentare zum Artikel

Bitte beachten Sie beim Verfassen eines Kommentars die Regeln höflicher Kommunikation.

Gravatar: Hans-Peter Klein

@ FDominicus

Kennen Sie reinrassigen Sozialismus im Original?

Mein "kapitalistisches Wirtschaftssystem" war gemünzt gegen den globalen Raubtierkapitalismus der wiederum vom Finanzkapitalismus befeuert wird, er bezog sich explizit nicht auf den Deutschen Mittelstand, immer noch tragende Säule und Rückrat des hier erwirtschafteten Wohlstandes für die große Mehrheit der Menschen hier.

Zur Eingangsfrage: Befragen Sie doch mal den Autor, ob man das hier mit reinrassigem Sozialismus á la DDR gleichsetzen kann.

Wir sind viel eher ein fremd gesteuerter Marionettenstaat, ein Spielball, eine zunehmend identitätslose US-Kolonie. Auf der Polit-Bühne ist es egal wer die Hauptrolle (Regierung) und wer die Nebenrolle (Opposition) spielt, Drehbuch und Regisseur stehen eh schon fest.
MfG, HPK

Gravatar: FDominicus

@Herr Klein

" Dass, wenn unsere fröhliche Experimental-Wissenschaft, genannt kapitalistisches Wirtschaftssystem, es übertreibt, das ganze Labor dabei drauf gehen kann."

Erklären Sie mal unser kapitalistisches System, in dem doch Staaten und deren Angestellte jeden Handel auch unterbinden können.

Erläutern Sie und bitte einmal wie ein Monopolist für Zwangszahlungsmittel mit einem Kapitalismus vereinbar ist.

Kapitalismus bedeutet sich frei zu entscheiden mit dem man handeln möchte und dabei spielt ein völlig Unproduktiver keine Rolle.

Wie kann man behaupten unser System sei kapitalistisch wenn man mehr als die Hälfte seiner Arbeitszeit damit verbring für staatliche Einrichtungen zu arbeiten.

Erläutern Sie mir auch wie Mietbremsungsgesetze etc mit Kapitalismus vereinbar sind.

Wir leben in einem reinrassigen Sozialismus mit einer kleinen Komponente Markt die die ganzen Sozialisten noch am Leben erhält.

Gravatar: H.Roth

Herr Prabel, sie haben es richtig erkannt: ausser dem Kopf will auch der Magen integriert werden! Mich z.B., kann man unkompliziert in alle Bratwurstregionen Deutschland integrieren. Für ein linkes, öko-ideologisiertes Gender- und Veganermileu Berlins bin ich jedoch völlig ungeeignet und jeder Integrationsversuch ist zum Scheitern verurteilt. :-)

Gravatar: H.Roth

Für die ersten paar Stunden der "Integrationskurse" kann man sicher die Integrationswilligkeit noch mit den Pausenbufet aufrechterhalten. Wenn nach der 10. Sitzung allerdings des Angebot nicht ausgeweitet wird, schickt der Integrationsschüler seine alte taube Großmutter, um für die nächsten 40 Einheiten den Haken auf der Anwesenheitsliste zu machen. Und schon ist die Integration gelungen!

Gravatar: Gernot Radtke

Gut, verehrter Herr Prabel, daß Sie den in aller Munde der linken Weltaufklärung befindlichen „Integrationskurs“ einmal etwas anders kontextuieren! –
.
Ich selber weise schon seit Jahren darauf hin, daß sich hinter der ‚Integration‘ und ihrer Operationalisierung durch allerlei Kurse eine Anmaßung allergrößter Selbstüberhebung verbirgt: nicht etwa nur die normale Erziehung und Bildung eines Kindes zum gesetzestreuen und arbeitsamen, sich selber versorgenden deutschen Staatsbürger zu bewirken, sondern – quasi in einem Überspringen aller kind- und jugendlichen Entwicklungs- und Erprobungsphasen – die ‚Umerziehung‘ von Erwachsenen durch Erwachsene; von nicht paßgeratenen Erwachsenen durch 'wohlgeratene' Erwachsene wie Feministinnen und Durchgegenderte. Unwissen trifft Besserwissen. Der Hinterwäldler den Weltaufgeklärten. Und das im Schnellkurs. Wenn es nicht so aberwitzig wäre, müßte man sich als Klardenkender den Bauch vor Lachen halten. Werde nur immer mehr Geld in dieses Erziehungsprojekt (ein deutsches: ‚Wer, wenn nicht wir?‘) von und für Millionen Menschen gepumpt, schlage deren rein quantitatives Sosein zwingend in qualitativ hochwertiges Deutschsein um. Die Welt als Großeinrichtung linker Sozialpädagogik; als Wille und Vorstellung; der Streetworker ihr überall siegreicher Soldat und Straßenkämpfer. Die selber oft nur mit Not einen mittelmäßigen Schulabschluß geschafft haben, erklären dem Orient und demnächst ganz Afrika, wo sie hinzuhoppeln haben und Schächten und überhaupt Messerstechereien nur halal oder halali praktiziert werden dürfen. – Herr Prabel, Verehrtester, ich werde noch verrückt im deutschen Irrenhaus. Bemerken auch Sie schon einschlägige Symptomatiken an sich? Seit Tagen ziehe ich schon meine Zahnbürste am Faden hinter mir her und befehle ihr mit dem Ruf ‚Fifi, hol das Stöckchen!‘, die Zahnpasta zu apportieren. Ob Sie’s glauben oder nicht: Sie tut es. – Soll ich mit meiner Zahnbürste mal zum Arzt gehen?

Gravatar: Hans-Peter Klein

Lieber Herr Prabel,

Bis auf Ihren Seitenhieb gegen die „Klimagläubigen“ mal wieder gut geschrieben.
Die „Klimagläubigen“, das sind Menschen im Bewusstsein:
- Dass das Experimentallabor in dem wir laborieren eben kein begrenztes ist, mit klar definierten Systemgrenzen, sondern das ganz große einmalige Ganze, der ganze Planet , unsere Erde.

- Dass, wenn unsere fröhliche Experimental-Wissenschaft, genannt kapitalistisches Wirtschaftssystem, es übertreibt, das ganze Labor dabei drauf gehen kann.

- Dass es klüger ist, mit Vorsicht, Umsicht, Voraussicht zu experimentieren, so dass Annäherungen an irreversible Prozesse, an menschenverursachte Kippmomente möglichst vermieden werden.

- Dass Ganzheitlichkeit und Wissenschaftlichkeit zwei komplementäre Sichtweisen sind, die sich gegenseitig ergänzen und nicht ausschließen und erst dadurch die ganze Freiheit menschlichen Denkens ermöglicht wird als ein ständig voran schreitender Bewusstwerdungsprozess.

- Dass speziell der christliche Glaube zur Ganzheitlichkeit und damit zur Freiheit führt.

Ich hätte übrigens auf die Kontrollfrage des Agitators geantwortet, Freiheit sei die Einsicht in die Notwendigkeit, jedwede geistige Unfreiheit abzuschaffen und hätte mich dabei auf die Tradition der Aufklärung berufen.

MfG, HPK

Schreiben Sie einen Kommentar


(erforderlich)

Zum Anfang