Der Vatikan wird marxistisch

Papst Franziskus hat jetzt ein Beratergremium ernannt, das ihn bei der Kurienreform unterstützen soll. Acht Kardinäle sind in dieser Gruppe:

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Kardinal Giuseppe Bertello (Präsident des vatikanischen Governatorats)

Kardinal Francisco Javier Errazuriz Ossa (ehemaliger Erzbischof von Santiago de Chile)
Kardinal Oswald Gracias (Erzbischof von Bombay)
Kardinal Laurent Monswengo Pasinya (Erzbischof von Kinshasa)
Kardinal Sean Patrick O´Malley (Erzbischof von Boston)
Kardinal George Pell (Erzbischof von Sydney)
Kardinal Oscar Maradiaga Rodriguez (Erzbischof von Teguicigalpa)
Kardinal Reinhard Marx (Erzbischof von München und Freising)

Der aus meiner Heimatstadt stammende Kardinal Marx gehört zu dieser internationalen Gruppe. Die Kurie sowie alle Kontinente sind in dieser Gruppe vertreten. Nicht nur weil der Papst die Tiara nicht mehr trägt, ist der Begriff Kronrat ziemlich daneben. Es sieht schon danach aus, als wolle der Papst vorhandenes Knowhow aus aller Welt nutzen. Der Gedanke, ein so international besetztes Gremium als Unterstützung bei der notwendigen Kurienreform heranzuziehen, ist geradezu genial, denn immer wieder hörte man von Bischöfen aus aller Welt die Klage, man dringe mit Anliegen und Fragen in Rom einfach nicht durch. Die römische Kurie ist alt, das ist ein Faktum. Die Struktur der Kurie entspricht ganz sicher nicht den Bedürfnissen einer modernen, effizient arbeitenden Verwaltung. Auch das ist Fakt. Im Vorkonklave ist dieser Umstand wohl immer wieder thematisiert worden, so daß der Papst nun ernst machen will.

Und wenn ich nicht mehr weiter weiß, dann gründ’ ich einen Arbeitskreis, lautet eine alte politische Weisheit. Nun könnte man vermuten, dies sei auch hier der Fall. Die Besetzung des Kreises spricht allerdings dagegen. Weder Vorschußlorbeeren noch Kaputtreden ist jetzt angesagt. Insofern sollte man die Kardinäle erst einmal machen lassen.

Die Kurie in Rom erfüllt ihren Zweck nur dann wirklich, wenn sie Zentrale der Weltkirche ist, aber nicht zentralistisch kleinteilig in sich selbst zerfasert ist. Möglicherweise muß der eine oder andere kuriale Zopf mal ab, wenn feststeht, daß sich darin nur alles verheddert und verfängt, d.h. am Ende irgendwo liegenbleibt, was in Wirklichkeit dringend der Entscheidung bedarf. Zuständigkeiten sind dabei vermutlich ebenso klar (und vielleicht auch neu) zuzuordenen, wie Kommunikationsstrukturen und ein Mindestmaß an Transparenz. Wer von irgendwo aus der Weltkirche in Rom ein Anliegen vorträgt, der sollte wissen: 1. Wer ist der Ansprechpartner? (Entweder für meine Sache oder meine Region) 2. Welchen Weg nimmt die Entscheidungsfindung?  3. Wie schnell bekomme ich eine Antwort? Kurz gesagt: Kompetenzen und Kommunikationswege müssen klar erkennbar sein. Es gibt sicher viele Wege, dies zu gewährleisten, die Kardinäle und der Papst haben jetzt die Aufgabe, einen zu finden.

Sicherheit wird ganz sicher ein weiteres Problem werden. Ein Leck wie das Vati-Leak ist unangenehm und bei weitem nicht ungefährlich. Es müssen Wege gefunden werden, wie so etwas künftig vermieden werden kann.

Die acht Kardinäle haben keinen leichten Job vor sich. Der Vatikan ist ja auch nicht irgendeine Verwaltung, er ist das Zentrum der Weltkirche und (wenn man das so nennen darf) auch ein Dienstleister für den Papst, der als erster unter den Bischöfen der Weltkirche vorsteht. Seine Aufgabe der Bewahrung und Ausbreitung des Glaubens entzieht sich so manch eines normalen Verwaltungsvorganges. Das muß bei einer Kurienreform  vor allem berücksichtigt werden. Die Kurie darf den Papst nicht einschränken, vielmehr muß sie ihm den Rücken freihalten, damit er frei im Petrusdienst wirken kann.

Beitrag erschien zuerst auf: blog.perter-winnemöller.de

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