Der Unterhosenbomber von Detroit

 

Rechtzeitig zu Weihnachten (am 25.12.2009) meldet sich Al-Qaida zu Wort. Mit einem Attentatsversuch auf ein amerikanisches Flugzeug. Der Kommentar eines Zynikers könnte sein: Wo bleibt die Phantasie meine Herren in den afghanischen Erdlöchern? Terroranschläge auf Flugzeuge, diese phallischen High-Tech-Geräte der Kreuzfahrer? Das ist doch seit Jahrzehnten immer das Gleiche! Allenfalls die Person des Bombers läßt aufhorchen: ein verwöhntes und verwirrtes Söhnchen reicher Leute in Nigeria, ein Jüngling, der seine Unterhose mit Sprengstoff aufpolstert.

 

Für lässigen Zynismus ist die Sache zu ernst. Zudem erkennen wir bei genauerem Hinsehen ein Muster, das uns erschrecken muß. Vor Terroranschlägen werden wir am besten durch technische Fehlschläge seitens der Attentäter beschützt.

In zweiter Linie helfen uns vermutlich die Sicherheitsorgane mit ihren technischen Systemen und vernetzten Apparaten, über deren Erfolge wir wenig wissen, weil die Terroristen nicht erfahren sollen, was diese Organe wissen, woher und wann. Und vor allem sollen sie nicht erfahren, was diese Organe nicht wissen. (Das alte Spiel der Geheimdienste …)

Die dritte Verteidigungslinie wird von „kleinen Leuten“ an der vordersten Front gebildet. Die wachsame Oma mit Hündchen oder der schlecht bezahlte Wachmann, denen ein verdächtiger Koffer oder ein herrenloses Paket auffällt.

 

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Bei den technischen Systemen und Datenbänken sowie bei den unprofessionellen Beobachtern im Alltag gibt es das schier unlösbare Problem, wie man das Wichtige vom Unwichtigen unterscheiden soll. Welche von Tausenden abgehörter Mobilphon-Quasseleien, welche Meldung „aus der Bevölkerung“ liefert den entscheidenden Hinweis? Wer kann eine banal erscheinende Information „zum Sprechen bringen“, sie zutreffend analysieren?

Angesichts dieser Probleme sollte man Verständnis aufbringen, wenn es nicht in jedem Fall gelingt, Terroranschläge zu verhindern, obgleich man das islamistische Tätermilieu einigermaßen gut kennt.

Aber im Fall des Unterhosenbombers vom 25. Dezember scheint die Sache viel einfacher gewesen zu sein. Die Obama-Administration hat Informationen veröffentlicht, nach denen das Projekt eines Al-Qaida-Anschlages „ausgeführt von einem Nigerianer“ bereits den US-Sicherheitsbehörden bekannt war (aus abgehörten Telephongesprächen). Sein Vater hatte die US-Behörden vor dem in den Jemen und den Islamismus entschwundenen Sohn gewarnt. Im übrigen hätte dieser junge Bursche bereits wegen seines bar bezahlten Einwegtickets und seiner Einreise in ein für ihn fremdes Land ohne Reisegepäck (!) ein paar jener persönlichen Fragen verdient, mit denen ein treusorgender, älterer Familienvater aus Bayern (der Autor dieser Zeilen) seit Jahrzehnten belästigt wird, wenn er nach Nordamerika reist. Doch nichts von alledem. Umar Farouk Abdulmutallab durfte ungehindert in Richtung Detroit abfliegen, wo er kurz vor der Landung durch ein Feuerchen an seiner Kleidung auffiel und von einem tapferen Werbefilmer sowie dem Kabinenpersonal an seiner verrückten Tat gehindert wurde.

Nicht nur die Menschen im Flugzeug und in der Umgebung des Flughafens hatten Glück, sondern wir alle. Denn ein Attentat dieser Größenordnung auf amerikanischem Boden hätte zweifellos eine massive Gegenreaktion bewirkt. Präsident Obama wäre trotz aller guten Vorsätze zu dramatischen „Antworten“ gezwungen worden. Mit allen Folgen für die westliche Welt, die wir uns leicht ausmalen können.

Stattdessen haben wir nun mit den verbitterten Rambos der Bush-Sohn-Ära zu tun (Richard Cheney und Konsorten melden sich bereits zu Wort) und mit den allzeit bereiten Kritikern der US-Geheimdienste, die aus dem offensichtlichen Versagen derselben nun eifrig Honig saugen. Der übliche Debattenzirkus zum Thema Islamismus und Terrorismus liefert das mediale Hintergrundgeräusch. Kurzum, wir sind zur Normalität zurückgekehrt. Das Jahr geht zu Ende, und im neuen Jahr wird sich nach aller Wahrscheinlichkeit nicht viel ändern.

Oder doch? Wird der Jemen zur neuen Kriegszone erklärt? Dafür spricht leider viel, denn Präsident Obama muß mehr Initiative zeigen, als nur einen heftigen Rüffel für ein paar schlafmützige Sicherheitsbeamte auszuteilen. Somit hätten die Hintermänner des Al-Qaida-Unterhosenbombers ihr politisches Ziel wenigstens teilweise erreicht. Nämlich ihren „heiligen Krieg“ wieder stärker zum Konfliktstoff im Westen zu machen und uns heftige Angst einzujagen.

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Kommentare zum Artikel

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Gravatar: insider

Wie bestellt und nicht abgeholt kommt da dieser Extremist in der Maschine in Amerika daher, die Unterhose ist quasi zur Bombe umfunktioniert.

Jetzt schreit alles nach dem Nacktscanner, doch wenn jemand zur lebenden Bombe gemacht wird, geht das auch noch ganz anders. Drogenkuriere schlucken das Rauschgift in Kondomen und transportieren es auf diese Weise bis zum Zielort, dort scheiden sie es auf normalem Wege oder durch Würgen wieder aus. Spengstoff lässt ich auch im Körper transportieren, oral aufgenommen oder vaginal oder anal. Während des Fluges kann es ausgeschieden und zur Bombe zusammengebaut werden oder der Transporteur ist die mit Sprengstoff abgefüllte Bombe in Person. Da hilft auch kein Nacktscanner, da hilft ggf. nur röntgen. Die DDR hatte doch da bereits technisch an der damaligen innerdeutschen Grenze entsprechende Technik, um in Fahrzeugen Menschen aufzuspüren ohne durchsuchen zu müssen. Da kann Deutschland sicherlich eine inovative Vorreiterrolle auch dieses Mal spielen. Also, fordern wir doch gleich den Turboröntgenscanner, die Bilder können dann gleich an den Hausarzt gemailt werden.

Gravatar: Freigeist

Hallo,
der "Bubi" hatte, wie berichtet wird, sogar ein Sex-Problem. In diesem Alter ein Sexproblem, dies ist stümperhaft. Wann denn Sex, wenn nicht in diesem Alter?
Warum machen die Erfinder der Religionen und deren nachfolgende Priesterschaft häufig ein Problem mit dem Sexhaushalt bei ihren Schäfchen?
Grüße
Freigeist

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