Der Student als Denunziant

Helldeutschland scheint sich seiner Sache alles andere als sicher zu sein. Warum sonst ist es auf Täuschung, Lug, Trug und Denunziation angewiesen? Seit die Staatskrise, eingeleitet von der Einladung der Kanzlerin an alle, die sich verfolgt fühlen, nach Deutschland zu kommen, täglich schärfere Formen annimmt, wird die Bevölkerung mit einem Tsunami an Falschmeldungen, Verdrehungen, Zeitungsenten und Einschüchterungsversuchen überschwemmt.

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Helldeutschland scheint sich seiner Sache alles andere als sicher zu sein. Warum sonst ist es auf Täuschung, Lug, Trug und Denunziation angewiesen? Seit die Staatskrise, eingeleitet von der Einladung der Kanzlerin an alle, die sich verfolgt fühlen, nach Deutschland zu kommen, täglich schärfere Formen annimmt, wird die Bevölkerung mit einem Tsunami an Falschmeldungen, Verdrehungen, Zeitungsenten und Einschüchterungsversuchen überschwemmt.

Dabei spielt der Tagesspiegel in vorderster Liga mit. Jüngst hat das Blatt dem kleinen Pegida-Galgen mehrere Artikel gewidmet, um den helldeutschen Abscheu vor solchen Symbolen zu verkünden. Brav. Über die riesige Guillotine mit blutbeschmiertem Fallbeil für Sigmar Gabriel auf der TTIP-Demonstration in Berlin, die auf Rädern transportiert werden musste, waren ähnliche Bekundungen nicht zu lesen. Politisch korrekt darf offensichtlich nach Herzenslust guillotiniert werden. Das ist nur ein Beispiel für die helldeutsche Doppelmoral, mit der wir es täglich zu tun haben.

Nun hat der Tagesspiegel wieder zugeschlagen. Diesmal nicht gegen einen unbekannten Pegida-Provokateur, sondern gegen einen renommierten Berliner Wissenschaftler, der dem Institut für Geschichtswissenschaften der Humboldt- Universität zu internationaler Geltung verholfen hat: Jörg Barberowski. Siehe hier.

Als Scharfrichter geriert sich ein ehemaliger Student Barberowskis, der offensichtlich heute noch darunter leidet, nicht zur Entourage des Professors gehört zu haben, obwohl er ihn verehrt haben will. Verehrt vielleicht, aber verstanden kaum. Jedenfalls legt das Niveau seines Artikels dies nahe.

Tobias Bütow, so heißt der Tagespiegel-Experte, fährt die ganz großen Totschlagargumente auf und zwar auf eine Weise, die jede Regel guten Journalismus bricht: „Vorwürfe, dass er der extremen Rechten angehöre, mehren sich. Auch in französischen Medien ist davon die Rede.“ Bütow führt keinerlei Beleg an, wer diese ungeheuerlichen Anschuldigungen wo erhoben hat, hält es natürlich auch nicht für nötig, zu überprüfen, ob diese Vorwürfe irgendeine Substanz haben. Wer etwas recherchiert, findet allerdings heraus, dass Bütows Quelle die Homepage einer linksradikalen Sekte ist.  Weder in den Schriften, noch in den mündlichen Äußerungen Barberowskis ist irgendein Hinweis zu finden, der diese ehrverletzende Behauptung rechtfertigen könnte.

Wenn Bütow bei Barberowskis Vorlesungen besser aufgepasst hätte, wüsste er, dass er sich stalinistischer Methoden bedient und seine Vorgesetzten, die sein Vorgehen offenbar billigen, mit ihm. Es geht hier aber nicht nur um einen Artikel. Offenbar handelt es sich um eine konzertierte Aktion, denn zeitgleich werden Flugblätter und Briefe mit Texten, die Barberowski nicht geschrieben hat, aber mit seinem Namen unterschrieben worden sind, in der HU ausgehängt und an Kollegen verschickt.

Es geht dabei nicht nur um Barberowski. Helldeutschland hat eine solche panische Angst vor Argumenten, dass allen ein Maulkorb verpasst werden soll, die es noch wagen, sich zu Gegenwartsproblemen zu äußern. Bütow schreibt tatsächlich: „Nicht nur Baberowskis Interventionen, auch die medienstarke Präsenz des Staatshistorikers Heinrich-August Winkler wirft eine grundsätzliche Frage unserer Debattenkultur auf: Sind Nationalhistoriker eigentlich ausgebildet, die komplexen Themen des 21. Jahrhunderts zu verstehen, zu analysieren und zu vermitteln? Kann jemand, der Deutschland oder Russland im 20. Jahrhundert überzeugend erklärt, im Handumdrehen die europäischen Komplexitäten im Globalisierungs-Zeitalter erfassen? Natürlich nicht.“ Ach, ja? Was befähigt denn Politiker ohne einen akademischen Abschluss, wie sie zuhauf im Bundestag und in den Talkshows rumsitzen?

Und was befähigt einen Tagesspiegel- Schreiberling zu solchen Aussagen? Möchte er sich um den noch vakanten Posten eines helldeutschen Generalzensors bewerben? Wenn selbst gestandene Wissenschaftler, die in der Kuppe ihres kleinen Fingers mehr Wissen, Verstand und Analysefähigkeit haben als Bütow in seinem ganzen Leben zu erwerben fähig ist, nicht über die Gegenwart urteilen dürfen, dann , folgt man dieser Logik, darf es niemand. Man möchte sich die Augen reiben, was im 26. Jahr nach dem Mauerfall, wo zumindest die DDR- Menschen gelernt haben, sich in ihre eigenen Angelegenheiten einzumischen, los ist. Nach den helldeutschen Bütows sollen wir zurückgestopft werden in den Obrigkeitsstaat. Die deutsche Intelligenzia á la Bütow ist trotz 65 Jahren geschenkter Demokratie und nach einer Friedlichen Revolution immer noch im Untertanendenken befangen. Bütow sollte sich in Heinrich Manns Roman vertiefen und sich als der Hessling erkennen, der er ist.

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Kommentare zum Artikel

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Gravatar: Michael Schertel

Danke für Ihre fundierte Analyse der gegenwärtigen Probleme in Gesellschaft und Staat.
Ich werde den Blog weiter empfehlen.Gut,dass nicht alles durch die mainstreammedien interpretiert wird.
Wir scheinen,wie vor 1989, eine nervende Spezies zu sein.Ein Orkan an Gegenwind und staatstragende Journalisten.Opposition-Regierungen-Amtskirchen-
Alternative- NGO's wie Greenpeace und jede Menge
Claqueure von kleinen bis bekannten Künstlern . . .
bestimmen die Diskussion.Einseitig,bieder und weder radikal noch oppositionell.Also ziemlich das System realer "Sozialismus" der BRD. Schreiben Sie weiterhin solch
Artikel und bleiben Sie sich treu. #Identitäre Bewegung #Hessen-Kassel.M.S.

Gravatar: Kerstin

Vielen Dank, Frau Lengsfeld! Sie sprechen mir aus der Seele. Ihr Mut, die Dinge klar auszusprechen, gibt mir Kraft, den täglichen Irrsinn auszuhalten. Und jeden Tag ein Stückchen mehr fühle ich mich zurück versetzt in mein DDR-Dasein und muss mich selber schütteln vor dieser Erkenntnis.

Gravatar: Gernot Radtke

Tobias Bütow – ein „Schreiberling“? Ein mieser Denunziant! Und dumm auch. - Die linke Geschichtsschreibung des sog. Wissenschaftliche Marxismus hat sich immer als ‚global‘ (internationalistisch) verstanden. Trotzdem ist keine einzige ihrer Prognosen und Verheißungen eingetreten, und was sie an harten Fakten vorzulegen hatte, war in aller Regel zusammengeklittert und zurechtgebogen. Dann doch lieber bei gestandenen Nationalhistorikern lernen als bei den Alchimisten der roten Giftküchen. Merkwürdig, daß so etwas im Tagesspiegel möglich ist. Sollte es das geben: linke Hetzer und Verhetzer? Tobias Bütow in Sachen Weltgeist unterwegs?

Gravatar: Zappo Bott

Die katastrophale Krise ist auch ein Scheideweg. Unter Stress wird der zivilisatorische "Lack" ganz dünn...

Gravatar: Eberhard Wulf

Der Artikel benennt ein Phänomen, das ich seit Jahren beobachte: Die heutige studentische Jugend unterscheidet sich in ihrer verbreiteten politischen Haltung durch ihre Systemkonformität signifikant von vorhergehenden Generationen. Aber nicht nur das. Immer wieder gibt es Beispiele dafür, dass dem politischen Mainstream folgende Studenten ehrenwerte und verdienstvolle Lehrkräfte denunzieren und versuchen, sie ins politische Abseits zu treiben, um sich selbst als „politisch korrekt“ zu profilieren. Ich erwähne hier ein ähnliches Beispiel von der Universität Lübeck, wo das Mitglied des Lehrkörpers und Chef der weltweit tätigen Firma EUROIMMUN, Professor Stöcker, auf Grund eines Boykottaufrufs durch „ein obergescheites studentisches Senatsmitglied“( http://www.pi-news.net/2015/03/winfried-stoecker-streicht-linker-uni-eine-million/ ), attackiert wurde, weil er sich geweigert hatte, das ihm gehörende ehemalige Karstadt-Kaufhaus in Görlitz für eine links-grüne Propagandaveranstaltung bereitzustellen, auf der zu Asylmissbrauch aufgerufen werden sollte. Ein anschließendes verfälschtes Interview von Prof. Stöcker mit der Sächsischen Zeitung goss dann noch zusätzliches Öl ins Feuer. Unter dem Druck dieser studentischen Intervention erklärte dann der Präsident der Lübecker Universität, Prof. Hendrik Lehnert: „Toleranz, Weltoffenheit und ein klares Bekenntnis zu multikulturellem Denken und Handeln sind unveräußerliche Werte unserer Campus-Kultur. Von dem Gedankengut des Prof. Dr. Winfried Stöcker … distanzieren wir uns daher auf das Nachdrücklichste.“ Die Folge war, dass Prof. Stöcker die finanzielle Unterstützung der Universität Lübeck in Höhe von 1 Mill. € und eine vorgesehene Investition in der Nähe Lübecks zurückzog (http://www.blu-news.org/2015/03/27/gegen-demokratie-ferne-bevormundung-zur-wehr-setzen/).
Überhaupt finde ich es erstaunlich, dass Studenten in früheren Zeiten, etwa beim Hambacher Fest 1848 oder während der 68igerProteste in der Bundesrepublik (zu deren Ergebnissen man durchaus geteilter Meinung sein kann) bis hin zur DDR-Studentenschaft, sich eher durch Aufmüpfigkeit als durch Angepasstheit und vorauseilendem Gehorsam auszeichneten. O tempora, o mores.

Gravatar: Herman

Ja, ich glaube wir Menschen in der ehemaligen DDR haben uns etwas im Kreis gedreht, denn da waren wir schon mal.
Was die Meinungsfreiheit angeht.

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