Der Realitätssinn der CDU

So etwas nennt man ein Eigentor.

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Erst wird im Brustton der Überzeugung getönt, die Gleichstellung homosexueller Partnerschaften mit der Ehe sei geboten, dann treten namhafte Mitglieder der CDU aus der Partei aus und als CSU-Chef Seehofer die Reißleine zieht, schwenkt der ganze Verein wieder um. Zurück bleiben Zweifel beim Wähler und Sicherheit bei den Nichtwählern. Dabei hatte man letztere mit dem Betreuungsgeld fast wieder mobilisiert. Niemand weiß jetzt, wofür die CDU eigentlich steht.

Immerhin, Horst Seehofer hat zwar nicht die Unschuld, aber doch die Ehre der Union gerettet. Vorerst. Sein Einspruch stoppt die vorauseilend Gehorsamen und mahnt – auch die eilfertigen Richter in Karlsruhe – zu mehr Nachdenklichkeit. Natürlich werden etliche Rote, Grüne und Gelbe jetzt wieder wochenlang von überkommenen Familienbildern schwafeln. Leider gehört wohl auch Wolfgang Schäuble jetzt in diese Gruppe. Der Realitätssinn dieser bunten Truppe kommt nach Schäuble so zum Ausdruck: „Wenn die CDU Volkspartei bleiben will, dann muss sie veränderte Realitäten zur Kenntnis nehmen“. Aber welche? Ändern die 23.000 eingetragenen gleichgeschlechtlichen Lebenspartnerschaften die Gesellschaft? Sie ändern das Denken in Medien und Politik, weil sie auf diesen Bühnen überrepräsentiert sind und Druck machen. Der Mikrozensus zeigt auch: Weniger als acht Prozent der verheirateten Frauen bleiben kinderlos; fast alle Ehen bringen also Kinder hervor. In dieser kinderarmen Zeit müsste der Staat ein erhöhtes Interesse daran haben, das Institut der Ehe zu fördern und die gesellschaftlich wertvolle Leistung der Zeugung und Erziehung anzuerkennen - so wie die Väter der Verfassung es auch im Sinn hatten -, sowie von Partnerschaften abzusetzen, die diese Leistung nicht erbringen (können).

Und noch eins sollte die bunte Truppe trotz des hysterisch anmutenden öffentlichen Diskurs bedenken: Warum sollen zusammenlebende Geschwister oder andere Wohngemeinschaften nicht auch in den Genuss der Vorteile eingetragener Lebenspartnerschaften kommen? Warum werden sexuell gleichgeschlechtlich orientierte Lebenspartnerschaften privilegiert? Hier schweigen die Richter – und die CDU.

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Kommentare zum Artikel

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Gravatar: Schweizer

@Klimax
In der Tat werden immer mehr Kinder ausserhalb von Ehen geboren. Wenn die entsprechenden Eltern nicht noch heiraten (was ja nicht selten der Fall ist), trennen sich meines Wissens die meisten der nichtverheirateten Paare irgendwann wieder.
Dann liegen die alleinerziehenden Mütter oder Väter dem Steuerzahler auf der Tasche.
Warum sollen wir als Steuerzahler so etwas fördern?

Gravatar: dickbrettbohrer

Mann und Frau, die Nachkommen aufziehen, leben in einem gemeinsamen Haushalt, weil ohne räumliches Zusammenleben kein Schutz für Frau und Kind möglich ist. Das sind die Wurzeln der Familie. Die Familie ist eine gesellschaftliche Institution, evolutionär entstanden aus der Notwendigkeit, den eigenen Nachwuchs aufzuziehen. Die Familie erfüllt damit einen klar umrissenen Zweck. Geburt und Erziehung von Kindern sind ihr Kern.

Die Wohngemeinschaft von Homosexuellen ist damit nicht vergleichbar. Der gemeinsame Haushalt ist ein launisches Konstrukt, aber keine „Familie, und wenn man es tausendmal so nennt. Es kommt auf das Wesen der Dinge an, nicht auf deren äußere Erscheinungsform. Das Wesen der Familie aus Mann, Frau und gemeinsamem Kind ist mit dem Wesen der gleichgeschlechtlichen Wohngemeinschaft nicht vergleichbar.
Sprachpolitik vermag geistige Verwirrung zu stiften, aber eine Änderung der Realität erzwingt sie nicht. Durch freche Umetikettierung wird aus Pferdefleisch eben auch kein Rindfleisch. Die Mitglieder einer gleichgeschlechtlichen Wohngemeinschaft mögen „Familie“ spielen, sie mögen eine Fassade errichten, die täuschend ähnlich einer echten Familie ist, aber sie werden dennoch niemals eine „Familie“ sein, da mögen sie noch so viele Kinder „adoptieren“. (Übrigens: arme Kinder! Nach ihrem Schicksal fragt das gehirndegenerierte Politestablishment nicht.)

Man kann es nicht oft genug sagen: Durch bloßes Zusammenleben irgendwelcher Individuen zu irgendwelchen anderen Zwecken als dem der Aufzucht von Kindern entsteht eine Art Lebensgemeinschaft, aber keine Familie. Sollte der Begriff sprach- und gesellschaftspolitisch weiterhin ausgehöhlt werden, indem pseudofamiliäre Phänomene ebenfalls „Familie“ genannt werden, so empfehle ich, für die herkömmliche, die einzige und echte Familie einen neuen, eindeutigen Begriff zu finden.

Die Verzweckung von Mitteln mit Hilfe sprachlichen Mißbrauchs von Wörtern ist ein Trend, der in den letzten Jahren enorm an Fahrt aufgenommen hat. Eine unerfreuliche Tendenz. Kargokult, wo auch immer man hinschaut.

Gravatar: Gedankenreisender

Auf den Punkt gebracht: Homosexuelle rechtfertigen ihren Anspruch auf Gleichstellung mit der Ehe zwischen Mann und Frau offensichtlich einzig und allein durch ihre Praxis der sexuellen Interaktion, die im Gegensatz zum Geschlechtsakt zwischen Mann und Frau den Fortbestand nicht sichert und damit nutzlos für die Gemeinschaft bleibt. Als Argument führen Homosexuelle die Fürsorge an, die sie sich gegenseitig schenken. Doch ehelos gebliebene Geschwister, die in einem Haushalt leben (und viele andere vorstellbare häusliche Gemeinschaften, die sexuell aber nicht miteinander aktiv sind), sorgen auch in Liebe füreinander. Sie reklamieren für sich nicht Familie zu sein, sie rufen nicht laut nach "Gleichstellung – Jetzt", obgleich sie alle Bedingungen erfüllen, die Homosexuelle vortragen.
Nein, hier folgt der Staat der Vorgabe der Natur. Und welche guten Gründe sollten es sein, dass der Staat es ausgerechnet hier nicht tut. Es ist mehr noch die Pflicht eines jeden Staates diese natürliche Ordnung zu fördern, da sie Keimzelle jeder Gemeinschaft ist und bleibt. Darüber hinaus würde man die Natur unterschätzen, schriebe man ihr nur die Organisation des Geschlechtsaktes zu. Die Natur hat "weitergedacht". Sie hat in jeder der beiden Formen der menschlichen Spezie jeweils ganz spezielle Eigenschaften und Fähigkeiten angelegt, die sich einander perfekt ergänzen (auch wenn sophistische Wissenschaftler das Gegenteil meinen beweisen zu können), damit der neu heranwachsende Mensch optimal geschützt ist, d.h. physisch und geistig reif werden kann, indem er die Besonderheiten des jeweiligen Geschlechts von Anbeginn kennenlernt und frei von jedem Zwang natürlich Vertrauen zu beiden Geschlechtertypen aufbauen kann. So wird dieser Mensch später als Erwachsener selbst befähigt sein, nämlich frei und verantwortungsvoll die geschlechtliche Vereinigung zu suchen, um selbst wieder einen neuen Menschen zu zeugen, der dann im selben Schutzraum wieder heranwachsen kann. Das Prinzip ist so einfach, doch scheint es durch das ständige Kreisen um das eigene Ich, die Selbstverliebtheit, die das Erkennen vom eigenen falschen Tun einfach nicht mehr zulässt, als ein solches nicht mehr erkennbar zu sein.

Gravatar: Klimax

Sie schreiben: "Der Mikrozensus zeigt auch: Weniger als acht Prozent der verheirateten Frauen bleiben kinderlos; fast alle Ehen bringen also Kinder hervor." Das zeigt aber auch: immer mehr Kinder werden AUSSERHALB von Ehen geboren! Die Gemeinschaft von Vater-Mutter-Kind ist daher zu fördern, auch eine uneheliche Gemeinschaft; und Ehen, die Kinderlos sind, benötigen eigentlich keine staatliche Förderung. So ist das jedenfalls, wenn man seine Argumentation im wesentlichen auf das Vorhandensein von Kindern stützt.

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