Der lausige Terror der Meinungsfreiheit

Es ist eine allgemein gültige Aussage, daß man von jemandem der sich Toleranz in Großbuchstaben auf seine Fahne geschrieben hat, in der Regel keine solche erwarten darf. Menschen, die wirklich tolerant sind, gehen damit nicht hausieren.

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Die Hausierer der Toleranz haben in Stuttgart friedliche Demonstranten mit Farbbeuteln beworfen und ihre Schilder angezündet. Andere Hausierer der Toleranz haben in Berlin eine Lesung von Thilo Sarrazin im Berliner Ensemble durch Toleranzterror verhindert. Die Hausierer der Toleranz zeigen sich alljährlich auch auf dem Marsch für das Leben im September in Berlin, wo sie ihre Parolen extrem tolerant den friedlichen Teilnehmern des Marsch für das Leben entgegen brüllen und versuchen, ganz tolerant, die weißen Kreuze zu stehlen.

Überall dort, wo Meinungen, Thesen, Überlegungen und Überzeugungen geäußert werden, die einem angenommenen Mainstream widerspricht, treten die Vertreter der Toleranz auf den Plan. Der angenommene Mainstream ist natürlich im politisch linken Spektrum verortet. Sehr tolerant mühen sich sich mal mehr, mal weniger erfolgreich, ungeliebte Meinungen zum Schweigen zu bringen.

Der angenommene Mainstream linker Provenienz wird zudem hinreichend medial befeuert. Entgegen den realen Mehrheitsverhältnissen in der Bevölkerung existiert eine linksgrüne Mehrheit in den Redaktionen. Linke Redakteure haben eine ganz natürliche Affinität zur Toleranz. Das zeigt sich beispielhaft darin, wie Zahlen gewichtet werden. 4500 Teilnehmer am Marsch für das Leben, diese vorsichtige Schätzung nannte die Polizei im vergangenen September, werden halbiert, die 200 Gegendemonstranten – auch eine Angabe der Polizei – werden flugs verdoppelt oder verdreifacht. Berichtet wird über die Gegendemonstration, der Marsch für das Leben tauch nur im Nebensatz auf.

Wer als Teilnehmer vor Ort die Wirklichkeit sieht, die Zahlen hört und am Folgetag die Berichte liest, reibt sich verwundert die Augen. Wo wird noch überall mit gefälschten Zahlen und Fakten manipuliert?

Die Antwort ist einfach: Überall da, wo dem angenommenen linken Mainstream nicht genehme Meinungen – möglicherweise sogar von einer großen Menschenmenge – geäußert werden, wird manipuliert.

An der ausgefallenen Lesung von Thilo Sarrazin sind – in medialer Wahrnehmung – nicht die sehr toleranzorientierten Störer schuld, vielmehr liegt es an den “umstrittenen” Thesen des Herrn Sarrazin. Das jedenfalls wird dem Leser, Hörer, Zuschauer subtil subkutan untergejubelt. Fast fängt man an, es selber zu glauben, gelänge es nicht, im letzten Moment doch noch den Verstand zu aktivieren.

Satte, selbstzufriedene und mehrheitsverwöhnte Konservative sind es definitiv nicht gewohnt, im gesellschaftlichen Diskurs selber kämpfen zu müssen. Politik macht man nicht auf der Straße. Nur allzu lange hatte man Adenauer und Kohl, den Strauß aus Bayern und die FAZ in der Hand, hinter der sich der kluge Kopf verstecken konnte. Urgemütlich war es in Spießerdeutschland. Nur so konnte eigentlich der Marsch durch die Institutionen gelingen. Laßt die Hippies und Gammler es doch probieren, hörten die 50-jährigen als Kind die Alten sagen. Heute sitzen genau die an den Schaltstellen der Gesellschaft, nämlich in Behörden, Schulen, Gerichten und Redaktionen, auf die die Altvorderen verächtlich herabgeschaut haben.

Dadurch haben wir keine echte linke Mehrheit in unserem Land, wir haben lediglich eine linke Dominanz an neuralgischen Punkten in Staat und Gesellschaft. Minderheiten aus linken Dunstkreisen majorisieren so die öffentliche Wahrnehmung und minorisieren die Mehrheit und deren Denken in der veröffentlichten Meinung. Sprech- und Denkverbote ersetzen so die inhaltliche Auseinandersetzung. Da kommen die “Hüter der Toleranz” gerade recht, um auch auf der Straße und in den Sälen die nicht genehmen Stimmen zum Schweigen zu bringen. Ungut wäre es, müßten künftig Redner und Demonstranten durch private, womöglich gar durch eigene Sicherheitskräfte geschützt werden. Hier ist der Primat der staatlichen Polizeigewalt in jedem Falle zu verteidigen und in die Pflicht zu nehmen.

Die Meinungsfreiheit ist in Gefahr. Das ist weder neu noch überraschend. Gesellschaftliche Kräfte, die die Kraft zu majorsieren der eigenen und minorisieren der anderen Meinung haben, sind in der steten Versuchung dies auch zu tun. Das gilt für linke, für liberale und auch für konservative Strömungen. Dieser Versuchung ist zu widerstehen!

Gerne würde ich Thilo Sarrazin widersprechen, daß es keinen Meinungsterror in unserem Land gibt.

Leider haben es mir die “Hüter der Toleranz” gerade etwas schwer gemacht, dies zu tun.

Ebenfalls erschienen auf peter-winnemoeller.de

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Kommentare zum Artikel

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Gravatar: H.R. Vogt

Tja in der Türkei ist es leichter zu erkennen, was Sache ist.
Hier in Deutschland muß man nur etwas genauer hinschauen; notfalls ist aber sogar im Staatsfunk ist zu erkennen, wie wir regiert werden.

BTW
Haben Sie Herr Winnemöller schon mal versucht, einen Kommentar ins SPON- Forum zu bringen?
Vermutlich stehen Sie dort auch auf der schwarzen Liste.

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