Der Hoax von der 100.000€-Einlagensicherung

“In der Europäischen Union sind 100.000 Euro pro Sparer geschützt. Wenn das nicht reicht, dann haftet der Staat.”Wirklich? Diese Aussage liest und hört man immer wieder. Sie ist falsch.

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Ich fange mit dem zweiten Teil der Behauptung an. Viele Sparer gehen davon aus, dass zunächst die Einlagensicherung haftet und dann der Staat. Es gibt keinen Rechtsanspruch auf Entschädigung vom Staat. Wenn der Staat in diesem Fall bezahlt, dann tut er dies nur aus moralischen Gründen; nicht aus juristischen. Auch die mysteriöse “Garantie auf alle Spareinlagen” von Merkel und Steinbrück hat keinen rechtlichen Halt, wie Steinbrück selbst erklärt. Das Gesetz, §8 Absatz 1sagt eindeutig: “Die Mittel für die Entschädigung werden durch Beiträge der Institute erbracht”. Vom Staat ist nicht die Rede.

Der erste Teil ist etwas kuriöser. Viele Anleger gehen davon aus, dass ihre Guthaben bis 100.000€ gesetzlich gesichert sind. Bei manchen Banken (z.B. Sparkassen) werden durch Instituts- und Verbandssysteme auch weitaus höhere Beträge gesichert. Das Gesetz spricht in §4 davon, dass Guthaben bis 100.000€ gesichert sind. Mit was? Dies steht in §8 Absatz 10: “Für die Erfüllung der Verpflichtungen haftet die Entschädigungseinrichtung nur mit dem auf Grund der Beitragszahlungen (von den Banken) zur Verfügung stehenden Vermögens”. Das heißt: Jeder Anleger bekommt maximal 100.000€; aber nur, wenn das zur Verteilung stehende Geld reicht. Wie lange wird das Geld reichen? Die Absicherung berücksichtigt nur den Zusammenbruch EINER größeren Bank; für mehr reicht es nicht. Im Falle von tatsächlichen Bankruns und Massenpaniken sind die Einlagen also nur bedingt geschützt, oder wie das Bundesministerium für Finanzen schreibt: “In einem gewissem Umfang”.

Es gibt stand heute keine staatliche Garantie auf Einlagen in Höhe von 100.000€. Diese Lüge hat sich als Hoax ziemlich weit verbreitet. Trotzdem ist der Schutz inzwischen sehr gut und es drohen auch keine Bankruns. Aber eine staatliche Garantie gibt es nicht.

Beitrag erschien auch auf: pinksliberal.wordpress.com

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Kommentare zum Artikel

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Gravatar: Greenhoop

Diejenigen, die bereits informiert sind habe gehandelt, die Anderen wollen an das Märchen der Einlagensicherung glauben. Wie hieß das noch in einem sehr schönen Lied: "...ich höre was Du sagst, aber verstehe nicht was Du meinst..." - die Realtitätsverweigerer sind immer in der Mehrheit.

Gravatar: Joachim Datko

Sehr interessante Überlegungen!

Zumindest sollten wohlhabende "Sparer" ihre Einlagen auf mehrere Banken verteilen. Hat jemand z.B. als Einzelperson Geldanlagen in Höhe von 300.000 Euro, so sollte er die nach und nach auf mindestens drei Banken mit je 100.000 Euro verteilen. Auch sollte man sich nicht von höheren Zinsen ins Ausland locken lassen.

Ich empfehle, nicht zu viel Vermögen anzuhäufen und es sich lieber gut gehen zu lassen.
Siehe: http://www.freiewelt.net/es-gibt-nur-eine-absolut-sichere-geldanlage-10025490/

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